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Babys machen parteilos

7. Januar 2008

Besserverdiener ignorieren zunehmend die chinesische Ein-Kind-Politik, darunter auch Politfunktionäre. Weil sie zu viele Kinder in die Welt setzten, wurde Hunderten von ihnen nun das Parteibuch entzogen.

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Drei chinesische Kinder stehen nebeneinander und schauen in die Kamera (Quelle: dpa)
Drei Kinder sind zwei zuviel, sagt das Gesetz, doch immer weniger Chinesen halten sich daranBild: picture-alliance/ ZB

Wegen Missachtung der offiziellen Ein-Kind-Politik sind in der zentralchinesischen Provinz Hubei rund 500 Mitglieder aus der Kommunistischen Partei (KP) ausgeschlossen worden. Laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua vom Montag (7.1.2008) seien knapp 400 Personen wegen des gleichen Vergehens aus dem Staatsdienst entlassen worden, und sieben Parlamentarier hätten ihr Amt verloren.

Drei Personen in dunklen Anzügen (in Rückansicht) laufen nacheinander an einem großen roten Poster mit Parteiemblem vorbei (Quelle: AP)
Erzwungener Abgang: Hunderte Genossen müssen wegen zuviel Nachwuchs das Parteibuch abgeben (Archivbild)Bild: AP

Den Angaben zufolge hätte die für Familienplanung zuständige Kommission der Provinz im vergangenen Jahr festgestellt, dass 93.000 Menschen mehr als nur ein Kind hatten, unter ihnen fast 1700 Beamte oder Parteimitglieder. "Seit einigen Jahren missachten immer mehr Parteimitglieder, Prominente oder Reiche die Vorschriften, wodurch die soziale Gleichheit untergraben wird", zitierte die Agentur den Leiter der Kommission, Yang Youwang.

Kinder als Statussymbol

Mit den Strafkampagnen reagiert die KP auf einen Trend, der großen Unmut in der Bevölkerung auslöst: Besser verdienende Chinesen ignorieren die strengen Beschränkungen und bezahlen statt dessen die von den Behörden verhängten Strafgebühren – oft mehrere tausend Euro für das außerplanmäßige Kind.

Chinesisches Mädchen mit Bleistift in der Hand drückt die Schulbank (Quelle: dpa)
Durch die Geburtenkontrolle werden mehr Jungen als Mädchen geborenBild: picture-alliance/dpa

Im Zuge der Geburtenbeschränkung dürfen Stadtbewohner in der Regel nur ein Kind bekommen. In den Dörfern sind zwei Kinder erlaubt, falls das erste ein Mädchen ist. In einigen Gegenden sind drei oder mehr Kinder zugelassen. Die Einhaltung der Vorschriften wird von Ort zu Ort unterschiedlich strikt durchgesetzt. Die Politik hat jedoch zur Folge, dass in China auf 118 neugeborene Jungen nur 100 Mädchen kommen. Weibliche Föten werden überdurchschnittlich oft abgetrieben.

400 Millionen Geburten verhindert

In China leben heute 1,3 Milliarden Menschen. Ende der 1970er-Jahre wurde die Ein-Kind-Politik eingeführt. Dabei wurden in vielen Fällen Zwangs- und Spätabtreibungen vorgenommen. Tausende Frauen wurden zwangssterilisiert. Nach offiziellen Angaben wurden seitdem rund 400 Millionen Geburten verhindert. (rri)