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Papst in Benin

18. November 2011

Papst Benedikt XVI. ist zu einem zweitägigen Besuch im westafrikanischen Benin eingetroffen. Am Flughafen in Cotonou wurde er begeisert empfangen. Das Land ist als die Wiege des Voodoo bekannt.

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Papst im Papamobil, winkende Menschen (Foto: dapd)
Begeisterter Empfang für den Past in CotonouBild: dapd

Es ist seine zweite Reise nach Afrika seit dem Beginn seines Pontifikats im Frühjahr 2005. Der Besuch in Benin wird aber auch die letzte Auslandsreise des Papstes in diesem Jahr sein. In Benin weiß man das zu würdigen. Im Vorfeld des Besuches laufen die Vorbereitungen rund um die Kirche St. Michel in Cotonou auf Hochtouren. Überall proben Chöre, die bei der Papstmesse am Sonntagmorgen ihren großen Auftritt haben. Chorleiter Nicolas de Dravo sorgt dafür, dass jeder Ton getroffen wird. Der hochgewachsene Mann strahlt, wenn er an das Wochenende mit dem Papst denkt. Und er ist stolz. Denn seine Heimat Benin sei so etwas wie das Lieblingsland des katholischen Oberhauptes. “Es ist schon der dritte Papstbesuch. Das ist sehr wichtig für uns.“

Trommelklänge am Strand

Fußballstadion in Cotonou/Benin (Foto: Katrin Gänsler)
Stadion der Freundschaft: Hier ist die Papstmesse geplantBild: Katrin Gänsler

Trotzdem haben viele Menschen über die Wahl des Besuchslandes wohl auch geschmunzelt. Zwar ist in dem westafrikanischen Staat mit den gut neun Millionen Einwohnern etwa jeder vierte Katholik. Doch Benin ist auch die Wiege des Voodoo. Der alte, traditionelle Glaube ist weit verbreitet und lässt sich am ehesten mit der germanischen Mythologie vergleichen. Es gibt einen Hauptgott, der viele Kinder hat. Und für diese Götter stehen vor allem entlang der Küste in den kleinen Fischerdörfern überall Altäre, an den Stränden werden abends regelmäßig Zeremonien gefeiert.

Wie wichtig Voodoo einst war, weiß Nicolas de Dravo: "Unsere Vorfahren haben alle daran geglaubt. Es gab ja noch keine Evangelisierung." Allerdings ist er froh, dass man heute zwischen Voodoo, Christentum und Islam wählen kann. Trotzdem bekennen sich Statistiken zufolge auch heute noch rund 18 Prozent der Einwohner zum Voodoo. Damit ist die Zahl derer, die einer traditionellen Religion anhängen, wohl so groß wie in fast keinem anderen afrikanischen Land. Ein Problem ist das für de Dravo nicht: "Benin ist ein sehr liberales Land. Und die Religionen leben friedlich nebeneinander."

150 Jahre Christianisierung feiern

Voodoo-Altäre in Benin (Foto: Katrin Gänsler)
Überall in Dörfern finden sich Voodoo-AltäreBild: Katrin Gänsler

Wie eng Voodoo und Christentum verbunden sind, wird in der Stadt Ouidah besonders deutlich. In der großen Basilika wird Papst Benedikt XVI. am Samstag an die 150 Jahre der Christianisierung in Benin erinnern. In Sichtweite der Kirche steht aber auch der Tempel der Python. Heute ist dieser zwar hauptsächlich Touristen-Attraktion, doch gleichzeitig auch ein Symbol der Voodoo-Kultur. Denn die Schlangen sollen einer Legende zufolge die Stadt einst vor einem Überfall gerettet haben.

Genau dort wollten sich Ende des 19. Jahrhunderts auch die ersten Missionare niederlassen. Der Haupt-Priester war einverstanden, forderte aber, dass die Neuankömmlinge Fufu und Cola-Nüsse essen, wie es bei Voodoo-Zeremonien typisch ist. "Das haben die Missionare akzeptiert", erklärt Moise Toffon, der Besuchern den Python-Tempel zeigt. Doch dann forderten sie: Ihre neue Kirche soll genau gegenüber des Tempels erbaut werden. "Wieder war der Haupt-Priester des Voodoo-Kultes einverstanden und sandte sogar Arbeiter, um bei dem Bau zu helfen", erzählt Toffon weiter und zeigt auf die Kirche, die er von seinem Arbeitsplatz aus gut sehen kann. Diese ist heute die einzige in Westafrika, die direkt neben einem Voodoo-Tempel steht.

Katholische Geistliche beim Voodoo-Priester

Voodoo-Zeremonie am Strand (Foto: Katrin Gänsler)
Viele Voodoo-Zeremonien finden am Strand stattBild: Katrin Gänsler

Doch auch wenn alle das friedliche Zusammenleben der Religionen betonen: Seitenhiebe bleiben nicht aus. Ein großer Kritiker der Kirche ist Voodoo-Priester Dah Aligbonen. Im Hinterhof seines Hauses in Cotonou empfängt er täglich Leute, die Rat suchen und die ihn um kleine Zeremonien bitten. Darunter seien auch katholische Priester, betont der kleine, dünne Mann. Sie seien müde und enttäuscht von ihren Kirchen, sagt er: "In der Kirche muss man morgens, mittags und abends Geld geben. Sie muss doch so unglaublich reich sein." Doch noch eins lässt sie wieder häufiger zum Voodoo-Priester kommen, erlebt Dah Aligbonen: "Es ist die Sehnsucht nach Tradition."

Autorin: Katrin Gänsler
Redaktion: Katrin Ogunsade/Lina Hoffmann