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Papst lockert Kondom-Verbot

21. November 2010

Im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit Aids hält Papst Benedikt XVI. nun offenbar auch Präservative für zulässig. Eine wirkliche und moralische Lösung sei deren Gebrauch aber nicht, warnt er in seinem neuen Buch.

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Kondom (Foto: dpa)
Bei Aids gilt: Kondome schützenBild: picture alliance/dpa

Die Katholische Kirche steht vor einer historischen Wende: In Einzelfällen ist der Gebrauch von Kondomen nach Ansicht von Papst Benedikt XVI. erlaubt - nämlich dann, wenn es darum geht, die Immunschwächekrankheit Aids zu verhindern. Das geht aus dem neuen Buch des Papstes hervor, aus dem Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano" am Samstag (20.11.2010) Auszüge veröffentlichte. Kondome seien zwar keine wirkliche und moralische Lösung, heißt es dort. "Im einen oder anderen Fall kann es in der Absicht, Ansteckungsgefahr zu verringern, jedoch ein erster Schritt sein auf dem Weg hin zu einer anders gelebten, menschlicheren Sexualität", zitiert die Zeitung den Papst.

Kondome gelten als wirksamstes Mittel, um beim Geschlechtsverkehr die Übertragung des HI-Virus zu verhindern, das die Immunschwächekrankheit Aids auslöst. In Deutschland etwa wirbt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung seit 25 Jahren dafür, in entsprechenden Situationen Kondome zu benutzen. Trotzdem hat der Vatikan den Gebrauch der Präservative bislang strikt abgelehnt.

Gegen "Banalisierung der Sexualität"

Benedikt XVI. (Foto: AP)
Benedikt XVI.Bild: AP

Das Buch "Licht der Welt: Der Papst, die Kirche und die Zeichen der Zeit" soll in der kommenden Woche erschienen. Der Vorabveröffentlichung zufolge kann die Verwendung von Kondomen ein Mittel sein, der Banalisierung der Sexualität, die der Papst etwa in der Prostitution sieht, entgegenzuwirken - sozusagen "ein erstes Stück Verantwortung, um wieder ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass nicht alles gestattet ist und man nicht alles tun kann, was man will".

Wann genau Kondome laut Papst benutzt werden dürfen, ist allerdings unklar. Im deutschen Original seines Buches nennt Benedikt XVI. als Beispiel männliche Prostituierte. In dem von der Vatikanzeitung veröffentlichen Ausschnitt ist dagegen von weiblichen Prostituierten die Rede. Grundsätzlich hält der Papst jedenfalls am Kondomverbot fest, genau so wie an der Ablehnung von anderen Formen der Verhütung sowie der Abtreibung. Der einzig sichere Weg, eine Infektion mit dem HI-Virus zu vermeiden, seien sexuelle Abstinenz und eheliche Treue, behauptet der Papst. Dabei berücksichtigte das Kirchenoberhaupt aber nicht, dass HIV-infizierte Eheleute ihren Ehepartner sehr wohl anstecken können, wenn nicht für Schutz gesorgt ist.

Neue Kardinale

Aids-Tag in China (Foto: AP)
Kondome sind die wichtigste Waffe im Kampf gegen AidsBild: AP

Ebenfalls am Samstag hat Papst Benedikt XVI. 24 Geistliche aus aller Welt zu Kardinälen erhoben. Bei einer feierlichen Zeremonie im Petersdom in Rom überreichte der Papst unter anderem dem Münchner Erzbischof Reinhard Marx und dem Kirchenhistoriker Walter Brandmüller ihr Ernennungsdekret.

Die neun Kardinäle schworen dem Papst sowie seinen Nachfolgern Treue und Gehorsam. Kardinäle sind nach dem Kirchenoberhaupt die höchsten katholischen Würdenträger. Diejenigen, die das 80. Lebensjahr nicht vollendet haben, sind zur Papstwahl berechtigt. Derzeit wären das 121 von insgesamt 203 Kardinälen.

Autor: Dirk Eckert (dapd, rtr)

Redaktion: Reinhard Kleber