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Papst im "Jerusalem des Westens"

6. Juni 2015

Eine Stadt, in der viele Kulturen aufeinandertreffen - und eine Stadt der Wunden: So nannte der Papst die bosnisch-herzegowinische Hauptstadt Sarajevo. Scharfschützen sichern seinen Kurzbesuch ab.

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Papst Franziskus nach seiner Ankunft in Sarajevo (Foto: Getty Images/AFP/G. Bouys)
Bild: Getty Images/AFP/G. Bouys

Mit einem Appell zur Versöhnung zwischen Bosniern, Serben und Kroaten hat Franziskus seinen Tagesbesuch in Sarajevo begonnen. Die verschiedenen Volksgruppen müssten einen "geduldigen und vertrauensvollen Dialog" führen, sagte er vor Regierungsvertretern und Politikern in der Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas.

Die EU und die internationale Gemeinschaft forderte der Papst zur Unterstützung des Versöhnungsprozesses auf. Bosnien-Herzegowina sei ein "integraler Bestandteil Europas". Als "Kreuzungspunkt von Kulturen, Nationen und Religionen" sei es "von besonderer Bedeutung" für Europa und die ganze Welt.

Zermürbender Bürgerkrieg

Auf dem Hinflug hatte der Papst erklärt, Sarajevo sei "das Jerusalem des Westens". Er reise als "Pilger des Friedens" in die Stadt, die in den 1990er Jahren Schauplatz eines zermürbenden Bürgerkrieges zwischen muslimischen Bosniern, orthodoxen Serben und katholischen Kroaten war.

Bei Franziskus' Ankunft waren auf den Dächern des Flughafengebäudes Scharfschützen postiert. Drei Militärhubschrauber kreisten ständig über dem Gelände.

Das Motto der achten Auslandsreise des Papstes lautet: "Friede sei mit euch" - es sind die Worte, mit denen Jesus Christus in der Bibel die Jünger nach seiner Auferstehung begrüßt.

Papst Franziskus nach seiner Ankunft in Sarajevo mit dem amtierenden Vorsitzenden des Staatspräsidiums, Mladen Ivanic (Foto: Reuters/M. Rossi)
Papst Franziskus mit dem Vorsitzenden des Staatspräsidiums, Mladen IvanicBild: Reuters/M. Rossi

Messe einer Minderheit

Zu einer Messe im Olympiastadion wurden bis zu 70.000 Menschen erwartet. Vor allem die Katholiken hoffen als kleinste Bevölkerungsgruppe, dass Franziskus ihr Anliegen nach mehr Anerkennung unterstützt. Auch 20 Jahre nach dem Friedensabkommen von Dayton ist das Zusammenleben der Muslime, Orthodoxen und Katholiken schwierig.

Das Abkommen von Dayton hatte 1995 den Krieg in der früheren jugoslawischen Teilrepublik beendet. Es brachte eine Teilung von Bosnien und Herzegowina in zwei gleich große Teilrepubliken: die Republik Srpska (Serbische Republik) und die (bosnisch-kroatische) Föderation von Bosnien und Herzegowina.

Von den heute rund 3,8 Millionen Bewohnern gehören 440.000 der kroatisch-katholischen Gruppe an - nur noch die Hälfte derer, die vor dem Krieg 1991 im Land waren; die Auswanderung hält an. Rund 1.000 Kirchengebäude wurden bei den Kämpfen zerstört. Die Bischöfe klagen über Hürden bei Bauvorhaben sowie weitere Benachteiligungen im Alltag.

Saudi-Arabien finanziert Prestige-Moschee

Auf der anderen Seite drängen islamische Staaten von außen mit Investitionen in das Land, um hier ihren Einfluss zu sichern. So entstehen Prestigeprojekte wie die größte Moschee Sarajevos mit vier Minaretten, die von Saudi-Arabien finanziert wurde.

Papst Franziskus muss bei seinem Tagesbesuch auch dem komplizierten politischen System des Landes Rechnung tragen. Zur Begrüßung traf er mit den Mitgliedern des Staatspräsidiums zusammen. Dessen alle acht Monate wechselnden Vorsitz hat derzeit der Serbe Mladen Ivanic inne.

jj/ml (dpa, kna, afp)