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Palästinensischer Minister stirbt nach Ausschreitungen

10. Dezember 2014

Nördlich von Ramallah nahm Siad Abu Ain an einem Protestmarsch teil. Unklar ist, ob der Minister durch Gewaltanwendung israelischer Soldaten zu Tode kam, ober ob sein Tod eine Folge unglücklicher Verkettungen war.

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Proteste bei Ramallah (Foto: AFP/getty images)
Bild: AFP/Getty Images/A. Moman

Augenzeugen berichten, Soldaten hätten Siad Abu Ain bei dem Protestmarsch mit dem Gewehrkolben in die Brust gestoßen. Nach den Handgreiflichkeiten sei Abu Ain zusammengebrochen und später in einem Krankenhaus gestorben. Todesursache seien heftige Schläge gegen die Brust, erklärte Ahmed Bitaui, Direktor im Zentralkrankenhaus von Ramallah. Abu Ain hatte an einem Protestmarsch in einem Dorf nördlich von Ramallah teilgenommen. Dabei habe er auch Tränengas eingeatmet, sagte Kadura Fares, ein ranghohes Mitglied der Fatah-Organisation. Anders als der Mediziner nannte Fares einen Herzinfarkt als Todesursache. Reut Mor, Sprecherin der israelischen Menschenrechtsorganisation Jesch Din, sagte der Deutschen Presseagentur, sie habe gesehen, wie der Minister zusammengebrochen sei, könne aber nicht sagen, ob er vorher von Soldaten geschlagen wurde.

Ziad Abu Ain bei den Protesten bei Ramallah (Foto: AFP/getty images)
Ziad Abu Ain (links) bei der ProtestaktionBild: AFP/Getty Images/A. Moman

Drei Tage Trauer

Abu Ain war Minister ohne Amtsbereich im Kabinett von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, aber für die Frage der israelischen Siedlungen in den Palästinensergebieten zuständig. Er galt als enger Vertrauter von Abbas. Dieser sprach von einem brutalen Angriff, der Konsequenzen haben werde, sobald die Untersuchung des Vorfalls abgeschlossen sei. Abbas ordnete eine dreitägige nationale Trauerzeit an.

Das israelische Militär teilte mit, die Berichte würden überprüft. Die Palästinenserregierung ordnete zur Klärung der Todesursache des 55-Jährigen eine Obduktion an.

Prostestaktion gegen Siedlungspolitik

Die palästinensische Kleinstadt Turmus Ajja, nördlich von Ramallah im Westjordanland, ist von vielen israelischen Siedlungen umgeben. Zu den Auseinandersetzungen zwischen mehreren Dutzend palästinensischen Demonstranten, pro-palästinensischen Israelis und israelischen Soldaten kam es, als der Protestzug auf dem Weg zu einem nicht genehmigten Außenposten einer israelischen Siedlung war. Aus Protest gegen die Siedlungspolitik Israels, die auch international auf Kritik stößt, wollten die Demonstranten Olivenbäume auf den Feldern um den Außenposten herum anpflanzen. Nach Angaben der israelischen Menschenrechtlerin Reut Mor verlief der Protest friedlich, bis israelische Soldaten die Demonstranten aufgehalten hätten. "Sie haben sofort Tränengas und Blendgranaten eingesetzt", sagte die Sprecherin. Zu der Kundgebung hatte das von der Palästinenserregierung unterhaltene Komitee zum Widerstand gegen die Siedlungen und die Sperrmauer zum Westjordanland aufgerufen, das Abu Ain leitete.

Wut in Ramallah

In Ramallah schlossen Händler ihre Geschäfte aus Protest gegen den Tod des Ministers. Jugendliche warfen nach Angaben palästinensischer Sicherheitskräfte Steine auf israelische Soldaten, die eine jüdische Siedlung bei Ramallah bewachten.

qu/uh (afp, APE, dpa, rtr)