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Pakistan weitet Todesstrafe aus

10. März 2015

Pakistans Regierung hat die Todesstrafe vollständig wieder eingeführt. Das Ende des geltenden Moratoriums betrifft bis zu 8000 Todeskandidaten. Rund 1000 von ihnen sind unmittelbar bedroht.

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Ein Galgenstrick (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Rund drei Monate nach dem tödlichen Schulmassaker der Taliban in Peschawar hat die pakistanische Regierung die Aussetzung von Hinrichtungen vollständig aufgehoben. "Die Regierung hat das Moratorium für die Todesstrafe beendet", sagte ein ranghoher Mitarbeiter des Innenministeriums der Nachrichtenagentur AFP. Das Innenministerium habe die Provinzregierungen zur Vorbereitung von Hinrichtungen verurteilter Straftäter aufgefordert. Andere Berichte bestätigten die Angaben.

Nach offiziellen Schätzungen sitzen landesweit etwa 8000 zum Tode verurteilte Häftlinge hinter Gittern. Unmittelbar betroffen sind alle zum Tod verurteilten Häftlinge am Ende des Rechtswegs. Dem Ministeriums-Mitarbeiter zufolge gilt dies für rund 1000 Häftlinge.

Kritik von Menschenrechtsgruppen

Die Todesstrafe gilt für Täter, die wegen eines Kapitalverbrechens wie Mord verurteilt wurden. Seit 2008 war ein Moratorium für Exekutionen in Kraft. Die Menschenrechtsgruppe Justice Project Pakistan bezeichnete die Aufhebung als "unverantwortlich".

Mitte Dezember hatten Kämpfer der radikalislamischen Taliban einen Anschlag auf eine Schule in der nordwestlichen Stadt Peschawar verübt und fast 150 Menschen, die meisten von ihnen Kinder, getötet. Das Massaker löste in Pakistan große Empörung und Abscheu aus und wurde auch international scharf verurteilt.

Trauernde Angehörige nach dem Schulmassaker von Peshawar (Foto: Reuters)
Trauernde Angehörige nach dem Schulmassaker von PeshawarBild: Reuters/F. Aziz

Seither verschärfte die Regierung in der Hauptstadt Islamabad ihr Vorgehen gegen Extremisten. Bereits kurz nach dem Attentat hob sie das Moratorium für die Vollstreckung der Todesstrafe teilweise auf. Betroffen waren nach offiziellen Angaben "Terrorfälle". Seither wurden 24 Menschen erhängt. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International kritisierten die Entscheidung.

Die meisten Hinrichtungen weltweit gibt es in China, schätzungsweise mehrere tausend pro Jahr. Laut der Amnesty International folgen der Iran, der Irak, Saudi-Arabien und die USA.

stu/wl (afp, dpa, rtr)