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Pakistan befreit sich von der Erklärungsnot

9. Mai 2011

Eine Woche nach der Tötung von Osama Bin Laden weist Pakistan alle Vorwürfe der Komplizenschaft mit dem Topterroristen zurück. Ministerpräsident Yousuf Raza Gilani bekräftigt, den Kampf gegen Terrorismus zu unterstüzen.

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Archivbild Yousuf Raza Gilani. (Foto: DW/Tanvir Shahzad)
Pakistanischer Ministerpräsident Gilani weist die Vorwürfe der Komplizenschaft mit der Taliban zurück.Bild: DW

Die Beziehungen zwischen den USA und Pakistan stehen nach der geheimen Militäraktion mit dem Codenamen Geronimo, bei der der Anführer von Al Kaida in der pakistanischen Stadt Abbottabad getötet wurde, auf dem Prüfstand. Die USA haben der Weltöffentlichkeit die aus ihrer Sicht berechtigte Frage präsentiert: Wie konnte Osama Bin Laden jahrelang in der Garnisonsstadt Unterschlupf finden, ohne dass das pakistanische Militär und der dortige Geheimdienst ISI davon wussten. Oder arbeiten etwa die pakistanischen Geheimdienste mit der Terrororganisation Al Kaida zusammen?

Die Vorwürfe seien "absurd", erklärte der pakistanische Regierungschef Yousuf Raza Gilani am Montag (09.05.2011) vor dem Parlament. "Wir sind entschlossen, der Frage auf den Grund zu gehen, wie, wann und warum sich Osama Bin Laden in Abbottabad verstecken konnte. Entsprechende Ermittlungen wurden bereits aufgenommen."

Pakistan wird weitere Angriffen "mit einer passenden Reaktion" erwidern

Presseberichten zufolge soll die pakistanische Regierung erst nach dem gelungenen Schlag vor einer Woche über die Militäraktion informiert worden sein. Dies sei ein Zeichen des Misstrauens der USA gegenüber den pakistanischen Behörden, so politische Beobachter. Vielen Menschen in Pakistan ging der militärische Alleingang in ihrem Land zu weit. Vielerorts gab es antiamerikanische Protestaktionen.

Unterstützer der Extremistengruppe Jamaat-e-Islami verbrannten bei einem Protest in Abbottabad am 06. Mai 2011 (Foto: AP Photo/Muhammed Muheisen)
Sympathisanten der Taliban protestieren gegen die US-AktionBild: AP

Gilani zeigte in seiner Ansprache durchaus Verständnis für sein Volk und drohte den USA bei weiteren Aktionen mit harten Konsequenzen. "Jeder Angriff auf Pakistans strategische Anlagen - geheim oder offen - wird mit einer passenden Reaktion erwidert", so Gilani. Keiner solle die Entschlossenheit und Fähigkeit seines Landes und seiner Armee unterschätzen.

Strengere Visa-Einschränkung für US-Bürger gefordert

Auch die pakistanische Justiz ist über den amerikanischen Alleingang verärgert. Viele Rechtswissenschaftler sehen die Aktion auf pakistanischem Boden als Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes. Diese Aktion stünde im Widerspruch zum Völkerrecht und zur pakistanischen Verfassung, so Tariq Asad, ein unabhängiger Rechtsanwalt, der beim Obersten Gericht in der Hauptstadt Islamabad zugelassen ist.

DW-WORLD.DE berichtet Asad, er habe eine Strafanzeige gegen Unbekannte in mehr als 7000 Fällen gestellt, bei denen US-Bürger Einreisevisa ohne Zustimmung pakistanischer Geheimdienste erhalten haben sollen. Diese Praxis sei gegen das Gesetz. Den Amerikanern solle nicht erlaubt werden, mit oder ohne Genehmigung der Behörden Operationen aller Art gegen die Bürger Pakistans durchzuführen.

Autoren: Amjad Ali/Hao Gui
Redaktion: Tamas Szabo/Sybille Golte-Schröder