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Immer mehr Tote

4. Dezember 2006

Mehrere Tage nach dem verheerenden Taifun im Osten der Philippinen tritt allmählich das tragische Ausmaß der Naturkatastrophe zu Tage: Vermutlich sind mehr als 1000 Menschen ums Leben gekommen.

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Zerstörtes Haus nach Taifun Durian
Das ganze Ausmaß der Katastrophe wird erst jetzt sichtbarBild: AP

Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo erklärte die Taifun-Zone zum Katastrophengebiet, nachdem haushohe Schlammlawinen am Fuße des Vulkans Mayon ganze Dörfer unter sich begraben hatten. Die Ausrufung des nationalen Notstands ermöglicht der Regierung, schneller Mittel für Hilfseinsätze bereit zu stellen. Nach Angaben ihres Sprechers will Arroyo zum zweiten Mal die Provinz Albay besuchen, die am stärksten unter dem Taifun gelitten hat. Schätzungen zufolge sind insgesamt 830.000 Menschen von der Katastrophe betroffen.

Sturm, Taifun auf den Philippinen (Panoramabild)
Spanische Hilfskräfte im Krisengebiet: Die Aussicht auf Überlebende ist nur noch geringBild: AP

Der Taifun "Durian" war am Donnerstag (30.11.2006) mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 265 Kilometern pro Stunde über die Philippinen hereingebrochen. Heftige Regenfälle im Gefolge des Wirbelsturms brachten an den Hängen des Mayons Asche und Gestein in Bewegung, die der 2461 Meter hohe Vulkan bei seinem Ausbruch im Juli ausgespuckt hatte.

Szenerie "wie im Kriegsgebiet"

Auf dem Weg ins Tal entwurzelte die gewaltige Lawine Bäume, zerstörte Häuser und begrub deren Bewohner unter sich. Mehrere Ortschaften wurden verschüttet, Telefonleitungen und Stromversorgung brachen zusammen. Stellenweise ragten nur noch die Dächer aus dem Schlamm heraus. Die Schlammmassen erreichten nach Angaben des Roten Kreuzes 31 Dörfer mit zusammen fast 15.000 Einwohnern. Zwei Dörfer seien dabei "von der Landkarte radiert", sagte eine Mitarbeiterin.

Vier Tage nach der Katastrophe suchten Helfer am Montag weiter in den Schlammmassen. Der Gouverneur der Provinz Albay, Fernando Gonzales, sagte in einem Radio-Interview, es gebe aber kaum noch Hoffnung, Überlebende zu finden. Da kein schweres Gerät eingesetzt werden konnte, gruben die Bergungskräfte zum Teil mit bloßen Händen. Das Rote Kreuz schätzt die Zahl der Toten unter den Schlammlawinen auf insgesamt mehr als 1000. Nach offiziellen Angaben kamen 425 Menschen ums Leben, 599 galten als vermisst.

Naturgewalt und Armut - ein Teufelskreis

"Durian" war bereits der vierte schwere Taifun auf den Philippinen innerhalb weniger Monate. Die Menschen in den betroffenen Gebieten seien in einem Teufelkreis aus Naturkatastrophen und Armut gefangen, beklagte Gordon. Dieser könne nur durch bessere Städte- und Gemeindeplanung durchbrochen werden. Bauprojekte müssten dauerhafter angelegt sein.

Die Gefahr war bekannt. Nachdem der Vulkan im August wieder an Aktivität gewann, waren etwa 30.000 Menschen aus dem Gebiet geflohen, kehrten aber trotz aller Warnungen in ihre Heimatorte zurück. Die Regierung habe die Bevölkerung vor dem herankommenden Taifun drei Tage zuvor gewarnt, sagte der Leiter der staatlichen Wetterstation Nathaniel Cruz.

Vor allem der Norden und die zentraler gelegenen Inseln der Philippinen werden jedes Jahr im Durchschnitt von 20 Wirbelstürmen betroffen. Zugleich sorgen die etwa 20 aktiven Vulkane der Inselgruppe im Durchschnitt täglich sechsmal dafür, dass die Erde bebt. Diese Mischung sorgt für die gefährlichen Schlammlawinen, die so genanten Lahare, die sich bei schweren Regenfällen aus den Ablagerungen großer Mengen von Asche an den Abhängen der Vulkane bilden und sich sehr schnell abwärts wälzen. (kas)