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Optimismus nach Petersberger Klimagesprächen

Charlotta Lomas18. Juli 2014

Nach dem Abschluss des Petersberger Klimadialogs ist Germanwatch-Geschäftsführer Christoph Bals optimistisch. Im DW-Interview sagt er, ein internationales Abkommen ist in Paris 2015 möglich.

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Christoph Bals Germanwatch
Der Experte für Klimapolitik Christoph Bals ist Geschäftsführer von Germanwatch.Bild: DW/H. Jeppesen

Deutsche Welle: Was ist denn beim Petersberger Klimadialog herausgekommen?

Christoph Bals: Grundsätzlich wollen die für Klimapolitik wichtigen Staaten und auch die EU nächstes Jahr in Paris ein ambitioniertes Klimaabkommen erreichen. China hat sich erstmals verpflichtet, seine Emissionen nicht über einen bestimmten Punkt zu erhöhen. China ist weltweit der größte Verursacher von CO2 und wird bald mehr als doppelt soviel ausstoßen wie der zweitgrößte Emittent, die USA. Diese Zusage ist ein Wendepunkt in der internationalen Klimadebatte.

Wie schätzen Sie Deutschlands Rolle in den Verhandlungen ein?

Bundeskanzlerin Merkel hat das erste Mal gezeigt, dass sie eine führende Rolle in der Klimapolitik übernehmen könnte. Sie kündigte nicht nur an, auf dem nächsten G7-Gipfel – den Deutschland leitet – den Klimawandel zu einem Schlüsselthema zu machen, sie hat auch angekündigt, im Vorfeld der Tagung eine Veranstaltung für die breitere Öffentlichkeit zu dem Thema zu organisieren. Dazu möchte sie persönlich wichtige Akteure einladen, um die möglichen Ergebnisse von Paris zu diskutieren.

Petersberger Klimadialog V
Aktivisten fordern von der Politik Maßnahmen zur Eindämmung des Spurengases CO2Bild: DW/E. Usi

Werden auch andere europäische Spitzenpolitiker eine stärkere Rolle übernehmen?

Wir sind in Europa in einer sehr interessanten und auch entscheidenden Situation. Drei Debatten werden hier geführt: Zu Klima und Energie, zur Versorgungssicherheit und zur wirtschaftlichen Genesung Europas. Für alle drei Bereiche sind erneuerbare Energieträger und die Erhöhung der Energieeffizienz zentrale Teile der Lösung. Wenn wir das miteinander verknüpfen können, dürfen wir auch mit der Unterstützung durch Europas Spitzenpolitiker rechnen. Bisher ist es allerdings noch völlig unsicher, ob wir das auch tatsächlich erleben werden.

Deutschland hat 750 Millionen Euro in den grünen UN-Klimafonds eingezahlt. Er soll Entwicklungsländern helfen, den Klimawandel zu bewältigen. Reicht das, und werden andere dem Beispiel folgen?

Es ist ein erster und vielversprechender Schritt. Die deutschen Versprechen haben nur dann einen Sinn, wenn weitere Schritte folgen: Wir brauchen jetzt Vorschläge, wie das Geld ausgegeben werden sollte. Und wir brauchen die Bereitschaft anderer Akteure, wie der großen Entwicklungsbanken, eine Klima-Transformation zu fördern. Hin zu Energieeffizienz, zu erneuerbaren Energien und zu einem Ende der Kohleförderung. All das muss gleichzeitig erfolgen – dann ist diese Zusage ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Petersberger Klimadialog V
Der Klimadialog fand dieses mal nicht auf dem Bonner Petersberg, sondern in Berlin stattBild: DW/E. Usi

Wann und wie soll denn dieser grüne UN-Klimafonds verteilt werden?

Das ist nicht wirklich klar. Es steht nur fest, dass die Hälfte des Geldes für Klimaanpassung eingesetzt werden soll und etwa die andere Hälfte für Schutzmaßnahmen. Es ist auch klar, dass der Großteil des Geldes in die ärmsten Länder der Welt fließen soll, und nicht in die Staaten, die bereits selbst ihre Energietransformation finanzieren können. Es gibt einige allgemeine Hinweise, wie das Geld genutzt werden soll. Aber jetzt können alle Staaten Vorschläge einreichen. Dann wird entschieden, wer das Geld bekommt.

Wie unterscheidet sich die Verantwortung für Klimaschutzmaßnahmen zwischen den Industriestaaten und den Schwellenländern?

Ich denke, Gerechtigkeit ist eine Kernvoraussetzung für ein ambitioniertes Abkommen in Paris. Die UNFCCC-Konvention hat dafür klare Kriterien benannt: Verantwortung und Fähigkeit. Aber die Welt hat sich seit 1990 dramatisch verändert. Mehr als die Hälfte der Hauptemittenten gehören heute zu den Schwellenländern – üblicherweise Ölstaaten. Wir leben nicht mehr in einer G7-Welt, sondern in einer G20-Welt. Die alte Trennung zwischen Industrie- und Entwicklungsstaaten ist nicht mehr gültig.

Gleichzeitig ist es wichtig, dass wir aus der Denkweise ausbrechen: 'Um den Klimaschutz sollen sich die anderen kümmern, aber nicht mein Land'. So entsteht keine dynamische Entwicklung. Wir brauchen eine Verbindung zwischen Lasten und Risiken, die wir tragen, aber auch den Vorteilen, die wir dadurch gewinnen. Aus den Vorteilen entwickelt sich zusätzliche Dynamik. Was für eine Zusammenarbeit kann also Staaten helfen, die von sich aus kaum Möglichkeiten, haben in eine CO2-arme Zukunft aufzubrechen?

Vorher gibt es noch eine UN-Klimakonferenz in Peru im Dezember. Was erwarten Sie davon?

Die Lima-Konferenz wird alle wichtigen Elemente für das Abkommen in Paris auf den Tisch legen. Damit haben wir schon einen Verhandlungstext und eine Plattform. Die folgenden zwölf Monate kann dann versucht werden, ein Abkommen für Paris auszuhandeln. Insofern ist es entscheidend, ob uns das in Lima gelingt oder nicht. Jetzt gibt es jedenfalls mehr Optimismus als noch vor einigen Wochen.

Das Interview führte Charlotta Lomas

Adaption: Fabian Schmidt, Redaktion: Tobias Oelmaier

Christoph Bals ist Geschäftsführer der umwelt- und entwicklungspolitischen Organisation Germanwatch in Bonn. Sein Arbeitsschwerpunkt ist Klimaschutz- und Klimapolitik. Er ist Co-Autor der Denkschrift: "The End of EU Climate Leadership" vom Oktober 2013.