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Opferzahl nach Mekka-Panik stark geschönt

17. Oktober 2015

Die Pilgerfahrt-Katastrophe in Saudi-Arabien war weitaus tödlicher als bisher bekannt - offenbar das schlimmste Hadsch-Unglück überhaupt. Haben die Behörden die Zahl der Toten absichtlich um die Hälfte gesenkt?

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Offizielle Vertreter des Irans berühren am Teheraner Flughafen den Sarg eines Hadsch-Opfers (03.10.2015) (Foto: Reuters)
Offizielle Vertreter des Irans berühren am Teheraner Flughafen den Sarg eines Hadsch-Opfers (Archivbild)Bild: Reuters

Bei der Massenpanik der diesjährigen Mekka-Pilgerfahrt Hadsch sind vermutlich mehr als doppelt so viele Menschen ums Leben gekommen wie von Saudi-Arabien offiziell verkündet. Eine Zählung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ergab, dass in dem Ort Mina Ende September mehr als 1800 Menschen starben. Saudi-Arabien berichtete nach der Katastrophe lediglich von 769 Toten.

Für die Zählung hat dpa die Opferzahlen aus 28 Ländern zusammengefasst, die bei dem Unglück Tote zu beklagen hatten. Insgesamt ergaben sich 1807 Tote. Damit wäre die Massenpanik die bislang schlimmste bekannte Hadsch-Katastrophe. Im Juli 1990 waren bei einem tödlichen Gedränge während der jährlichen Wallfahrt mehr als 1400 Pilger erstickt oder zu Tode getrampelt worden.

Neue Addition - mit erschreckendem Ergebnis

Die Opferzahlen stammen aus offiziellen Quellen oder Medien. Demnach werden auch noch zahlreiche Menschen vermisst. Die meisten Opfer meldete der schiitische Iran mit 465 Toten. Besonders viele Tote gab es auch in Ägypten (181), Mali (173), Nigeria (165), Indonesien (127), Indien (114), Pakistan (99) und Bangladesch (79).

Die Ursache des Unglücks am dritten Tag der Pilgerfahrt ist immer noch unklar. Saudi-Arabien setzte eine Untersuchungskommission ein, die die Hintergründe ermitteln soll. Das Land hatte in den vergangenen Jahren rund zehn Milliarden US-Dollar investiert, um die Sicherheit bei der Wallfahrt zu erhöhen.

Katastrophe mit politischen Folgen

In diesem Jahr kamen mehr als zwei Millionen Muslime aus aller Welt zum Hadsch in das islamisch-konservative Königreich. Die Katastrophe verschärfte die ohnehin schon angespannte Beziehung zwischen dem vorwiegend sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran. Die Führung in Teheran machte die saudische Regierung für die Massenpanik verantwortlich. Die saudische Presse wiederum warf iranischen Pilgern vor, sie hätten sich nicht an die vorgegebenen Sicherheitsmaßnahmen gehalten.

jj/kle (dpa)