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OPEC einigt sich auf höhere Ölförderung

22. Juni 2018

Die OPEC hat ihr selbst auferlegtes Förderlimit zuletzt nicht voll ausgeschöpft. Das soll sich im kommenden Halbjahr ändern, einige Länder dürfen dann wieder mehr produzieren. Sinkt nun der Ölpreis?

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Angola Ölförderung vor der angolanischen Küste
Bild: Getty Images/AFP/M. Bureau

Nach kontroversen Debatten hat sich die OPEC auf eine Erhöhung der Ölproduktion verständigt. Die Mitgliedstaaten der Organisation erdölexportierender Länder einigten sich in Wien auf eine Erhöhung der Fördermenge um "rund" eine Million Barrel pro Tag, wie der saudi-arabische Energieminister Chaled al-Faleh sagte. Damit wurde ein Kompromiss zwischen den beiden Konkurrenten Saudi-Arabien und Iran erreicht. Mit der Ausweitung der Fördermenge ab Anfang Juli solle die gestiegene Nachfrage gestillt werden, sagte al-Faleh. Er sei "erfreut", dass es eine Einigung gegeben habe.

Die OPEC hatte im November 2016 zusammen mit ihren Partnerländern eine Drosselung der Produktion beschlossen, um den damaligen Verfall der Rohölpreise zu stoppen. Auch Nicht-Mitgliedsländer schlossen sich wenig später an, um den Ölpreis zu stabilisieren. Seitdem ist der Ölpreis allerdings wieder deutlich gestiegen und lag zuletzt bei mehr als 70 Dollar pro Barrel (159 Liter). Anfang 2016 hatte der Preis noch bei unter 30 Dollar gelegen. Vor allem Saudi-Arabien hatte zuletzt darauf gedrängt, wegen der erhöhten Nachfrage die Ölproduktion wieder auszuweiten, auch Russland war dafür. Der Iran hatte sich im Vorfeld des zweitägigen OPEC-Treffens am Freitag und Samstag in Wien hingegen gegen eine Erhöhung der Ölproduktion ausgesprochen.

Gesichtswahrung für beide Seiten

Der nun erzielte Kompromiss erlaubt beiden Seiten eine Gesichtswahrung: Das Abkommen von 2016, das noch bis Ende 2018 gilt, sieht nämlich eine Reduzierung um 1,8 Millionen Barrel pro Tag vor. Zuletzt hatten einige Förderländer diese Quote aber überschritten - mit dem Effekt, dass die tatsächliche tägliche Kürzung nach Angaben der OPEC bei rund 2,8 Millionen Barrel lag. Mit der Einigung auf eine Erhöhung der Produktion um eine Million Barrel bekennen sich die Länder also lediglich zu bereits getroffenen Verpflichtungen. "Ich habe einer einhundertprozentigen Erfüllung zugestimmt, nicht mehr", sagte Irans Ölminister Bidschan Namdar Sanganeh. "Das haben wir akzeptiert - mehr nicht."

Die 14 OPEC-Staaten werden sich am Samstag noch mit den zehn Nicht-OPEC-Staaten beraten, um die gemeinsame Linie offiziell zu beschließen. Da auch die Nicht-OPEC-Staaten derzeit weniger Öl produzieren, als sie mit Blick auf das gemeinsame Förderlimit dürften, soll auch hier eine Ausweitung verhandelt werden. Insgesamt würden die 24 Staaten dann künftig mehr als 900.000 Barrel Öl am Tag zusätzlich fördern.

Ob die Maßnahmen große Auswirkungen auf den Ölpreis haben werden, ist laut Experten unklar. Der Ölpreis wird nicht nur von der Produktionsmenge, sondern auch von politischen Umständen wie etwa der Krise in Venezuela und dem Streit zwischen den USA und dem Iran beeinflusst. So geht etwa Jan Edelmann, Rohstoffanalyst bei der HSH Nordbank, nicht davon aus, dass im Nachgang zur OPEC-Sitzung die Preise an den Zapfsäulen fallen werden. "An unserem Preisziel von 80 US-Dollar pro Barrel in den Sommermonaten halten wir daher fest", erklärt Edelmann.

zdh/hf (afp, dpa)