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Omikron-Varianten BA.4 und BA.5: Kein vollständiger Schutz

Gudrun Heise
17. Juni 2022

Auch Personen, die bereits eine Omikron-Infektion hinter sich haben, können sich mit den neuen Varianten anstecken. Die Reinfektionen verlaufen aber oft milde.

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Kommt die Maskenpflicht wieder?Bild: Leonhard Simon/imago images

Experten warnen, dass die Omikron-Subvarianten BA.4 und BA.5 wahrscheinlich zu einem Anstieg der Reinfektionsraten bei bereits infizierten und genesenen Personen führen. "Im Vereinigten Königreich beispielsweise wird geschätzt, dass von allen täglichen Infektionen eine von drei tatsächlich eine Re-Infektion ist", so die klinische Epidemiologin Dr. Deepti Gurdasani gegenüber der Deutschen Welle. Das sei eine ziemlich hohe Reinfektionsrate.  

Aber nicht nur Europa ist von einem Anstieg der Reinfektionszahlen betroffen. Auch in Australien gehen die Zahlen derjenigen nach oben, die sich mit den Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 erneut anstecken.  

Und so rät Kerry Chant vom NSW Health in einer Pressemitteilung: "Personen, die bereits an COVID-19 erkrankt waren, sollten sich, wenn sie Symptome verspüren, ab 28 Tage nach Beendigung der Isolierung auf COVID-19 testen lassen und im Falle eines positiven Testergebnisses die entsprechenden medizinischen Ratschläge befolgen."

Intensivstation in Klinik - Schwester mit Patient
In Portugal ist die Zahl der Neuinfektionen, der Hospitalisierungen und Todesfälle stark gestiegenBild: picture alliance/dpa

Auch frühere Omikron-Infektion bietet keinen Schutz

Auch diejenigen, die sich bereits mit Omikron infiziert haben, sind vermutlich nicht vor den neuen Subtypen geschützt. So zeigten erste Daten, dass Menschen, die sich etwa Anfang des Jahres mit der Omikron-Variante BA.1 infiziert hatten, sich trotzdem noch mit BA.4 oder BA.5 infizieren können.

Wichtig ist dabei auch der zeitliche Abstand. Liegt die Erstinfektion noch nicht allzu lange zurück, ist der Schutz größer, da die Anzahl der Antikörper noch relativ hoch ist. Mit der Zeit aber verringert sich die Zahl der Antikörper und damit auch der Schutz.

Die Reinfektion nicht auf die leichte Schulter nehmen

Infektionen mit den neuen Varianten verlaufen in den meisten Fällen zwar nicht so schwer wie ihre Vorgänger und weitaus weniger Menschen müssen hospitalisiert werden, aber dennoch sind sie nicht zu unterschätzen. "Es gibt Fälle, in denen Menschen bei einer Reinfektion eine chronische Krankheit entwickeln oder schwer erkranken und ins Krankenhaus eingeliefert werden", warnt Gurdasani. "Es lohnt sich, jede einzelne Reinfektion zu vermeiden und sie nicht als unvermeidlich zu betrachten."  

Die Entwicklung spezifischer Impfstoffe ist im Gange

Jede Variante kommt mit einer neuen Oberfläche daher, die dann wieder für unser Immunsystem unbekannt ist. Es muss also ein neuer oder abgewandelter Impfstoff her. Daran forschen allen voran die Pharmaunternehmen Moderna und BioNTech/Pfizer. Die von ihnen ursprünglich entwickelten COVID-19-Imfpstoffe sind sogenannte mRNA-Impfstoffe. Sie enthalten den Bauplan für Virusproteine und lassen sich relativ einfach an neue Virus-Varianten anpassen, ohne dass dafür der eigentliche Herstellungsprozess verändert werden muss.

BioNTech/Pfizer und Moderna haben zwei verschiedene Forschungsansätze: zum einen die Entwicklung eines auf Omikron zugeschnittenen Impfstoffes und zum anderen eine Kombination zweier Impfstoffe. Diese bestehen dann aus zwei verschiedenen Varianten des Coronavirus: dem ursprünglichen Virus und der Omikron-Variante. Forscher gehen davon aus, dass so eine höhere Impfstoffwirkung erzielt werden könnte.

Bevor diese Impfstoffe verfügbar sein werden, müssen die Kandidaten auf Verträglichkeit und Sicherheit hin geprüft werden und auch auf ihre jeweilige Wirkungsweise. Dazu wiederum sind klinische Studien nötig. Über die letztendliche Zulassung entscheidet dann die EMA, die Europäische Arzneimittel-Agentur. Wenn alles nach Plan läuft, soll das im September dieses Jahres sein, vor der befürchteten neuen Welle im Herbst.

Mann mit Maske in der Hand
Maskenpflicht ade? Das wird sich im Herbst zeigenBild: Marijan Murat/dpa/picture alliance

Zurück zu Mund-Nasen-Schutz und Abstand?

Auch nicht medizinische Maßnahmen werden wieder diskutiert, die auch in den vorangegangenen Wellen implementiert wurden. Aber sie haben zunehmend Unmut in der Bevölkerung ausgelöst, bis hin zu Protestaktionen. Dazu gehörten Schulschließungen, die Absage von öffentlichen Veranstaltungen genauso wie eine beschränkte Anzahl Personen bei privaten Treffen, Arbeiten im Homeoffice, Abstand halten und das Tragen einer medizinischen Maske. Diese Maßnahmen sind mittlerweile wieder aufgehoben. Vielleicht aber müssen wir uns spätestens im Herbst wieder damit anfreunden.

Aktualisiert am 15.07.2022