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Rassismus-Vorwürfe

13. März 2008

Der Kampf um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten wird mit zunehmender Härte geführt. Erstmals spielt ganz offen die Hautfarbe von Barack Obama eine Rolle. Eine Clinton-Beraterin muss deshalb ihren Hut nehmen.

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Obama (AP Photo/Rick Bowmer)
Erstmals ist seine Hautfarbe ein offenes Wahlkampf-ThemaBild: AP

Nach umstrittenen Bemerkungen über die Hautfarbe des demokratischen US-Präsidentschaftsanwärters Barack Obama hat eine wichtige Beraterin von Hillary Clinton ihren Posten zur Verfügung gestellt. Finanzberaterin Geraldine Ferraro habe sich aus dem Wahlkampf zurückgezogen, bestätigten Mitarbeiter aus Clintons Team am Mittwoch (13.02.2008). In einem vom Fernsehsender CNN veröffentlichten Brief schrieb Ferraro an Clinton, "Obamas Lager greift mich an, um Sie zu schädigen. Das werde ich nicht zulassen." Ferraro bestritt vehement, dass es sich um eine rassistische Bemerkung gehandelt habe. Clinton hatte am Dienstag Bedauern über die Äußerung ihrer Beraterin geäußert, diese aber nicht explizit zum Rücktritt aufgefordert.

Hillary Clinton
Hillary Clinton kritisierte Ferraro, forderte sie aber nicht zum Rücktritt aufBild: AP Photo/M. Spencer Green

Die demokratische Politikerin hatte in einem Interview Obamas Erfolg im Vorwahlkampf auf seine Hautfarbe zurückgeführt. "Wenn Obama ein weißer Mann wäre, wäre er nicht in dieser Position", wurde sie zitiert. Ferraro kandidierte 1984 an der Seite des demokratischen Spitzenkandidaten Walter Mondale als erste Frau für den Posten der Vizepräsidentin; die Wahl gewann jedoch Ronald Reagan.

"Lächerlich!"

Geraldine Ferraro, Quelle: AP
Geraldine Ferraro (undatiertes Archivfoto)Bild: picture-alliance/ dpa

Obama kritisierte Ferraros Anmerkungen scharf. Die Bemerkungen seien "lächerlich" und "verquer", sagte er am Mittwoch. "Die Vorstellung, dass es im Wahlkampf ein Vorteil sei, ein Afroamerikaner namens Barack Obama zu sein, wird von der Öffentlichkeit nicht geteilt", sagte er. Er wolle nicht anhand seiner Hautfarbe bewertet werden; sollte dies im Wahlkampf eine Rolle spielen, wäre es eine "enorme Ablenkung".

Obama wies zudem Anschuldigungen Clintons zurück, er sei noch nicht reif genug, Präsident und damit Oberbefehlshaber der Armee zu werden. "Es gibt keine Verantwortung, die ich ernster nehme", sagte er bei einem Auftritt mit ranghohen pensionierten US-Offizieren, die seine Kandidatur unterstützen.

Florida und Michigan sollen Wahl wiederholen

Am Dienstag hatte Obama mit seinem Sieg bei den Vorwahlen im Bundesstaat Mississippi seinen Vorsprung gegenüber Clinton ausgebaut. Nach 46 Wahlgängen führt er nun nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP mit etwa 127 Delegiertenstimmen vor Clinton. Ohne die Unterstützung der so genannten Superdelegierten dürfte jedoch keiner der Kandidaten die für die Präsidentschaftskandidatur nötigen 2025 Stimmen erreichen. Die nächsten Vorwahlen finden am 22. April in Pennsylvania statt.

Es wird unterdessen immer deutlicher, dass die beiden Vorwahlen in Michigan und Florida sehr wahrscheinlich wiederholt werden. Es müsse sichergestellt werden, dass die mehr als 300 Delegierten aus beiden Staaten beim Nominierungsparteitag der Demokraten Ende August in Denver mit abstimmen können, sagte Obama. Er werde in dieser Frage allem folgen, was die Parteiführung entscheide. Nachgezogene Vorwahlen in den beiden Staaten könnten im Duell Obama-Clinton entscheidend sein. Florida und Michigan hatten ihre Abstimmungen gegen den Willen der Partei auf Januar vorgezogen. Als Strafe hatte der Parteivorstand entschieden, die Delegierten auf dem Nominierungskongress nicht mitstimmen zu lassen. Clinton und Obama hatten in Absprache auf Wahlkampfauftritte in den Staaten verzichtet, und der Name des schwarzen Senators tauchte in Michigan nicht auf den Wahlzetteln auf. Dennoch gingen viele Wähler zu den Urnen und bescherten Clinton in beiden Staaten einen Sieg.

Der Hollywood-Schauspieler Edward Norton produziert derweil laut Medienberichten einen Dokumentarfilm über Obamas Wahlkampf. Wie das Branchenblatt "Variety" am Mittwoch auf seiner Website berichtete, begannen die Dreharbeiten bereits mit Obamas Afrika-Reise im Jahr 2006 und sollen bis zu den Präsidentschaftswahlen im November dauern. Er sei von Baracks Reden begeistert gewesen, begründete Norton der Zeitschrift zufolge das Projekt. (mas)