1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Neues Parfüm-Museum in Paris

13. Dezember 2016

In Paris hat ein neues Parfüm-Museum seine Pforten geöffnet. Es ist eine Hommage an die Parfümeure dieser Welt und gibt Besuchern einen tiefen Einblick in einen faszinierenden Beruf.

https://p.dw.com/p/2UAmV
Symbolbild Geruchstest bei Parkinson
Bild: fotolia/MPower223

Ein Stadthaus im chicen 8. Arrondissement von Paris, am Elysée-Palast gleich um die Ecke: Hier haben einst Gärtner gewohnt, dann Künstler, und schließlich hat der Designer Christian Lacroix sein Atelier darin eingerichtet. Jetzt wird das Stadthaus das "Große Parfümmuseum" beherbergen. Es ist eine Hommage an den Beruf des Parfümeurs.

"Dieses Projekt lag einfach nahe – Frankreich steht nun einmal für gutes Parfüm", sagt Sandra Armstrong, die geschäftsführende Direktorin des Museums. "Bisher fehlte ein umfassendes Museum, das man gemeinsam mit Historikern, Geruchsforschern, Designern und Parfümeuren entwickelt hat." Paris hat zwar bereits ein Parfüm-Museum, aber das zeigt nur die Produkte eines Parfüm-Herstellers.

Zwei Jahre haben die Arbeiten an dem neuen Museum gedauert. Sieben Millionen Euro hat das gekostet – finanziert von 40 Privatfamilien, einem Investmentfonds und durch ein Bankdarlehen.Herausgekommen ist ein Museum in drei Teilen: Der Besucher lernt etwas über die Geschichte des Parfüms, er bekommt Einblicke in den Beruf des Parfümeurs, und er erlebt rund 70 Gerüche unterschiedlichster Art. Die Ausstellung ist abwechslungsreich und wirkt nicht überladen.

Parfüm für die Götter 

"Hier im Untergeschoss erklären wir die Wurzeln der Parfüm-Geschichte", sagt Elisabeth de Feydeau, eine Parfüm-Historikerin, die an der Konzeption des Museums mitgearbeitet hat. Im ersten Raum, der sogenannten "Galerie der Verführer", liest man auf beleuchteten Tafeln, dass die Ägypter Parfüms nicht nur zum Becircen des anderen Geschlechts nutzten, sondern die wohlriechenden Flüssigkeiten auch den Göttern opferten, um sie wohlwollend zu stimmen. Besucher können sogar das erste Parfüm der Geschichte proberiechen – das sogenannte "Kyphi", das 1550 vor Christus erfunden wurde. Außerdem, so erfährt man, wurden Parfüms lange Zeit auch als Medizin benutzt, zum Beispiel gegen die Pest.

Frankreich Großes Parfummuseum
Im "Garten der Gerüche" können Besucher Alltags-Düfte erschnuppernBild: L. Louis

"Daher kommt übrigens das Klischee, dass Franzosen sich nicht waschen", sagt die Historikerin gegenüber der Deutschen Welle. "Im 16. Jahrhundert hat man die öffentlichen Bäder geschlossen, um die Ausbreitung von Epidemien zu verhindern, und die Menschen haben sich notdürftig mit in Parfüm getunkten Tüchern gesäubert." Im 18. Jahrhundert sei das Waschen mit Wasser aber wieder zur Gewohnheit geworden.

Frankreich habe in der Geschichte des Parfüms schon immer eine große Rolle gespielt, erklärt de Feydeau. Das Land habe die Parfümerie bereits um 1830 auf eine industrielle Ebene gehoben – viel früher als andere Länder, in denen das Metier noch lange eine Handwerkskunst im kleinen Stil war. Bis 1960 stellte die französische Parfüm-Branche 70 Prozent der Weltproduktion. Heute liegt der französische Marktanteil bei etwa 25 Prozent.

1500 Grundgeruchsstoffe

Wie komplex die Entwicklung und der Effekt von Parfüms ist, darin bekommt der Besucher im ersten Stock einen Einblick. Mehr als 1500 verschiedene Grundgerüche gibt es. Allein der Rosengeruch setzt sich aus rund 350 Duftnoten zusammen. Drei davon kann der Besucher durch goldene Zerstäuber riechen. Ein Video erklärt anschaulich, dass Gerüche zunächst in die Partien des Gehirns gelangen, die Emotionen hervorrufen, bevor man die Düfte bewusst wahrnimmt. Deshalb verbindet man mit Gerüchen oft Erinnerungen.

Der nächste Raum ist der sogenannte Garten der Gerüche. Weiße Blumenkelche, die an weißen Schläuchen aus dem Boden kommen, sind mit Sensoren ausgestattet. Wenn man sich ihnen nähert, versprühen sie einen Duft – zum Beispiel den von Zimt oder Weizen. Der Besucher soll sich so bewusst werden, wie vielen Düften er täglich ausgesetzt ist.

Parfümeur – ein komplexer Beruf

Inder nächsten Abteilung  schließlich erklären Parfümeure ihren Alltag in Videos. Düfte gehen oft von einer Grundidee, also einem Grundgeruch, aus, so eine  Aussage. Dann fügt man eitere Duftnoten hinzufügt, bis man eine Gesamtkomposition hat.

Frankreich Großes Parfummuseum
Besucher des Museums vor einer Duft-InstallationBild: L. Louis

25 kleine Kugeln hängen in einer tropfenförmigen Installation von der Decke. Aus jeder Kugel kommt ein anderer Duft, wenn man sie hochhebt. Und dann erklärt eine Stimme in einer von fünf Sprachen – französisch, englisch, spanisch, deutsch und italienisch –, was für einen Duft man gerochen und welche Bedeutung er hat. Eine Tafel an der Wand erläutert, dass der erste Schritt für Parfümeure darin besteht, sich viele verschiedene Düfte zu merken.

"Unser Job ist wirklich sehr komplex", sagt Nicolas Beaulieu, Parfümeur beim US-Parfümhersteller IFF, der dabei geholfen hat, diesen Teil des Museums zu konzipieren. "Natürlich werden die Besucher nicht mal eben verstehen, wie man ein Parfüm zusammenstellt. Aber wenigstens wird ihnen klar, wie schwierig dieser Beruf ist." Und der Job sei faszinierend, so Beaulieu. Deswegen sei es umso schöner, dass es nun dieses Museum gäbe, damit Menschen mal ins Metier schnuppern könnten.