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Nur Marco Reus drängt sich auf

Sarah Wiertz
8. Juni 2018

Versuchen wir das Positive zu sehen: Die DFB-Elf gewinnt gegen Saudi-Arabien erstmals seit fünf sieglosen Partien wieder ein Länderspiel. Und: Marco Reus bleibt unverletzt und wird an seiner ersten WM teilnehmen können.

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Fußball Länderspiel Deutschland - Saudi-Arabien Marco Reus
Bild: Imago/Revierfoto

Großes Aufatmen in der 57. Minute: Marco Reus hat sich nicht verletzt. Der talentierte Spieler von Borussia Dortmund verließ munter und selbständig den Rasen und wird somit erstmals mit 29 Jahren bei einer Weltmeisterschaft dabei sein. Beim 2:1 (2:0)-Erfolg der DFB-Elf im letzten Testspiel vor der WM gegen Saudi-Arabien stand Reus erstmals seit über zwei Jahren wieder in der Startelf - und zeigte, warum er für das Team so wichtig sein kann.

Ballsicher und schnell, dynamisch und dribbelstark wirbelte er auf der linken Außenbahn herum und sorgte dafür, dass über dieser Seite viel mehr passierte als über der rechten. Auch am frühen Tor der deutschen Mannschaft war der Offensivspieler beteiligt. Abwehrspieler Joshua Kimmich spielte einen langen, diagonalen Ball in den gegnerischen Strafraum auf Reus. Der zog am Fünfereck nicht selber ab, sondern hatte das Auge für den heranrauschenden Timo Werner, der den Ball volley unter die Latte drosch (8. Minute).

Zwei Vorlagen, ein Pfostenschuss

"Ich nehme ihn als Spieler wahr, der wahnsinnig geschickt, intelligent und überraschend spielt für den Gegner", beschrieb Bundestrainer Joachim Löw Reus vor wenigen Tagen. "Er hat ein unglaubliches Können in seinen Aktionen, es wirkt so leicht und spielerisch. Sein Timing ist richtig, auch im Passspiel. Er ist raffiniert im Abschluss", hörte Löw gar nicht mehr auf zu loben. Um dann mit den Worten abzuschließen: "Er ist eine Rakete."

Seinen raffinierten Abschluss zeigte Reus in der 12. Minute. Einen Abpraller nahm er volley, traf aber nur den linken Pfosten. So bleibt es vorerst bei seinen bisherigen neun Länderspieltoren. Gegen die defensiv orientierten Gäste aus Saudi-Arabien sorgte Reus mit schnellem Doppelpassspiel, häufig auch mit Toni Kroos, für Lücken in der gegnerischen Abwehr. Oder er flankte im Akkord von der linken Seite, wie beispielsweise in der 43. Minute, als Thomas Müller einnetzte. Aber zuvor hatte Reus vermeintlich im Abseits gestanden.

Fußball Länderspiel Deutschland Armenien
Im letzten Testspiel vor der WM 2014 erlitt Marco Reus einen Teilriss der Syndesmose und einen knöchernen Bandausriss an der Fersenbein-Vorderseite Bild: Getty Images

"Ich mache mir keine Gedanken"

Die Frage, die sich die deutschen Fans kurz vor der WM stellen, ist: Zündet Raketen-Reus bei der WM endlich? Die Partie gegen Saudi-rabien war gerade mal sein 31. Länderspiel. Obwohl er bereits vor sieben Jahren sein Debüt im DFB-Trikot gab. Aber auch damals zeigte sich schon seine größte Schwäche: sein Körper. Denn eigentlich sollte er bereits über ein Jahr vorher zum A-Kader dazu gestoßen sein. Seine Premiere musste aber wegen diverser Verletzungen immer wieder nach hinten verschoben werden.

Screenshot von Twitter - Marco Reus
Bild: Twitter

Auch wenn Reus gegen Saudi-Arabien kein Tor erzielte, er bereitete beide mit vor. Kurz vor der Halbzeit bediente er - wieder auf der linken Seite, Timo Werner. Dessen Flanke von der Grundlinie drückte Müller mit Hilfe des Gegners über die Torlinie (43.). Klar, auch bei Reus gibt es noch Verbesserungsbedarf: Einen Positionswechsel mit Julian Draxler hat es kaum gegeben und die Defensivarbeit wurde auch ein wenig vernachlässigt. Aber er war der Beste auf dem Platz. Um kein Risiko einzugehen, holte der Bundestrainer den BVB-Spieler frühzeitig aus der Partie (57.) und wurde von Ilkay Gündogan ersetzt. Danach fehlte das belebende Element auf der linken Seite.

Reus selbst will seine Verletzungsanfälligkeit nicht zum Thema machen. "Ich habe mir da nicht so große Gedanken vor dem Spiel gemacht. Ich hab mich ganz normal aufs Spiel konzentriert", sprach er nach der Partie der ARD ins Mikrofon. Ob das wirklich so ist, darf nach seinen Verletzungen kurz vor der WM 2014, der EM 2016 und dem Confed Cup 2017 bezweifelt werden. Aber dass heute nichts mehr passiert ist, dürfte ihm Mut und Selbstvertrauen geben.

DW Kommentarbild Sarah Wiertz
Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online