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Nothilfe für Flüchtlinge im Nordirak

11. August 2014

Noch immer sitzen Zehntausende vornehmlich jesidische Flüchtlinge im Sindschar-Gebirge fest. Die USA stärken den Gegnern der IS-Terrormilizen jetzt auch mit Waffenlieferungen den Rücken.

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Flüchtlinge im Sindschar Gebirge (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Die USA haben damit begonnen, die kurdischen Kämpfer im Nordirak direkt mit Waffen und Munition zu beliefern. In Zusammenarbeit mit der Regierung in Bagdad würden den Kurden "sehr schnell dringend benötigte Waffen" geliefert, sagte US-Außenamtssprecherin Marie Harf dem Fernsehsender CNN. Die Lieferungen seien bereits vergangene Woche gestartet. Weitere Details nannte Harf nicht. "Die Iraker liefern Waffen aus ihren Vorräten, und wir machen das Gleiche, wir liefern Waffen aus unseren Vorräten", sagte sie. Zuvor war von mehreren Seiten gefordert worden, angesichts des Vormarsches der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), die Kurden mit Waffen auszustatten. Aus US-Regierungskreisen hieß es, das Weiße Haus sei gemeinsam mit der irakischen Regierung bemüht, weitere Anfragen der Kurden etwa nach Sturmgewehren und Mörsern so schnell wie möglich zu erfüllen.

Das Pentagon teilte mit, dass das US-Militär seine Luftangriffe auf Stellungen der Dschihadisten im Nordirak fortgesetzt habe. Seit vergangenem Freitag greift die US-Luftwaffe militärisch im Irak ein, um die zumeist schlecht ausgerüsteten kurdischen Kämpfer zu unterstützen. Die IS-Extremisten kämpfen dagegen paradoxerweise mit hochwertigen Waffen der USA, die oft von irakischen Sicherheitskräften bei der Flucht vor den vorrückenden Milizen zurückgelassen wurden. Bei den Luftangriffen des US-Militärs geht es also auch darum, die eigenen Waffen in den Händen von Extremisten zu zerstören.

Nothilfe für Flüchtlinge im Sindschar-Gebirge

US-Militärflugzeuge warfen erneut Hilfsgüter für die in der nordirakischen Bergregion ausharrenden Flüchtlinge ab. Vier Flugzeuge hätten Lebensmittel und Wasser für "tausende Iraker" im Sindschar-Gebirge verteilt, teilte die US-Armee mit. Der stellvertretende US-Sicherheitsberater Ben Rhodes sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die USA prüften derzeit die Optionen, wie man die Zivilisten in Sicherheit bringen könne.

Am Sonntag war es rund 20.000 Anhängern der religiösen Minderheit der Jesiden gelungen, vor der Bedrohung durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) aus dem Gebirge zu entkommen. Über einen zehn Kilometer langen Schutzkorridor und mit Hilfe von kurdischen Kämpfern erreichten sie die kurdische Autonomieregion. Der Zentralrat der Jesiden in Deutschland geht davon aus, dass inzwischen sogar rund 40.000 irakische Jesiden aus der Gebirgsregion fliehen konnten, etwa 40.000 weitere warteten noch immer verzweifelt auf ihre Rettung. Nach UN-Schätzungen waren allein in der vergangenen Woche rund 200.000 Menschen vor der Terrorgruppe geflohen. Die meisten von ihnen Jesiden und Christen.

IS rückt wieder Richtung Bagdad vor

Erste militärische Erfolge der Kurden im Irak gegen die sunnitischen Terrormilizen waren offensichtlich nicht von Dauer. Den Dschihadisten gelang es am Montag nach Angaben irakischer Sicherheitskräfte, die Stadt Dschalawla aus der Hand von kurdischen Peschmerga-Kämpfern zu erobern. IS-Kämpfer hätten die volle Kontrolle über Dschalawla etwa 130 Kilometer nordöstlich von Bagdad übernommen. Zuvor hätten sie sich zwei Tage lang Gefechte mit den Peschmerga geliefert.

Flüchtlinge im Nordirak (Foto: dpa)
Flüchtlinge im NordirakBild: Christian Aid Program CAPNI/dpa

Debatte über deutsche Irak-Politik

Angesichts der dramatischen humanitären Lage der Flüchtlinge im Nordirak wird der Ruf nach einem stärkeren deutschen Engagement laut. Politiker aller im Bundestag vertretenen Parteien forderten eine abgestimmte EU-Hilfe für das Krisengebiet und die Flüchtlinge. Die Bundesregierung stellte weitere 1,5 Millionen Euro für Nothilfemaßnahmen zur Verfügung. Waffenlieferungen an die Kurden im Nordirak lehnt die Bundesregierung ab. Es gehöre zu den Grundsätzen der deutschen Regierungspolitik, keine Waffen in Kampfgebiete zu liefern, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin.

qu/kis (rtr, dpa, afp)