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Nordkorea testet Langstreckenrakete

5. Juli 2006

Allen Warnungen zum Trotz hat Nordkorea am Mittwoch mehrere Testraketen abgefeuert. Darunter auch eine Langstreckenrakete. Der UN-Sicherheitsrat wird am Nachmittag zu einer Sondersitzung zusammen kommen.

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Nordkoreanische Raketen - Modelle in SüdkoreaBild: AP

Nach Angaben der US-Armee ließ die stalinistische Führung in Pjöngjang am Mittwochmorgen (5.7.2006) sechs Raketen testen, darunter auch eine Langstreckenrakete des Typs Taepodong-2. Diese sei jedoch schon 40 Sekunden nach dem Start ins Meer gestürzt. Nach japanischen und US-Angaben begannen die Raketentests zum selben Zeitpunkt wie der Start der US-Raumfähre Discovery (20.30 Uhr MESZ). Wie auch die Taepodong-2 seien die anderen Raketen kürzerer und mittlerer Reichweite hunderte Kilometer vor der japanischen Küste ins Japanische Meer gestürzt. Am Abend soll Nordkorea eine siebte Rakete abgefeuert haben, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Regierungskreise in Tokio berichtete.

Ungeachtet des Misserfolgs fielen die Reaktionen scharf aus: Japan drohte mit wirtschaftlichen Sanktionen und versetzte seine Truppen in höhere Alarmbereitschaft. Auf seinen Antrag wurde für Mittwoch (5.7.2006) eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats einberufen. Der Rat werde voraussichtlich um 10 Uhr New Yorker Zeit (16 MESZ) zusammentreten, um sich mit den nächtlichen Tests zu befassen, sagte ein Sprecher des französischen UN-Botschafters.

Die USA und Japan befürchten, Nordkorea könnte seine Langstreckenraketen eines Tages mit atomaren Sprengköpfen bestücken. Das Land hatte sich selbst bereits zur Atommacht erklärt. Mit dem Test der neuen Langstreckenrakete bricht Pjöngjang sein freiwilliges Moratorium von 1999.

Japan ist besorgt

Der japanische Regierungssprecher Shinzo Abe nannte die Tests "ein schwerwiegendes Problem" für den Frieden und die Stabilität der Region. Japan werde dafür sorgen, dass der UN-Sicherheitsrat die geeigneten Maßnahmen ergreift. Als ersten Schritt untersagte die Regierung in Tokio allen nordkoreanischen Fähren für sechs Monate die Zufahrt in die japanischen Häfen. 1998 hatte Nordkorea schon einmal eine Langstreckenrakete über Japan hinweg in den Pazifik gefeuert und damit eine schwere Krise ausgelöst.

US-Abfangsysteme waren aktiviert

Die US-Regierung reagierte zunächst zurückhaltender. Der nationale Sicherheitsberater Stephen Hadley bezeichnete die Tests als Provokation. Gleichzeitig aber sagte er, von einer Langstreckenrakete, die schon nach 40 Sekunden abstürzt, gehe keine Gefahr für die USA aus. Er vermute, angesichts des anhaltenden Atomstreits mit dem Iran versuche Nordkorea, mit den Tests wieder auf sich aufmerksam zu machen. Das nördliche US-Kommando erklärte, es sei auf den Raketentest vorbereitet gewesen. Die Abfangsysteme seien aktiviert, aber nicht eingesetzt worden, da rasch deutlich geworden sei, dass US-Gebiet nicht bedroht sei.

Südkorea fordert Verhandlungen

Südkorea rief das Nachbarland auf, alle Provokationen zu stoppen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Nordkorea sei allein für die Konsequenzen verantwortlich, sagte Suh Choo Suk, der Sicherheitsberater von Präsident Roh Moo Hyun, nach einer Dringlichkeitssitzung des Sicherheitskabinetts in Seoul. Die Sechs-Parteien-Gespräche zwischen Nordkorea, Südkorea, Japan, China, Russland und den USA über Pjöngjangs Atomprogramm liegen derzeit auf Eis. Der US-Gesandte Christopher Hills wollte noch am Mittwoch nach Asien reisen, um über das weitere Vorgehen zu beraten.

Auch Russland verurteilte die Raketentests scharf. Ein Vertreter des Außenministeriums bezeichnete sie im Gespräch mit der russischen Nachrichtenagentur Interfax als Provokation, die die internationalen Bemühungen um einen Abbau der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel unterliefen. China äußerte sich zunächst nicht. (kas)