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Nomen est Omen

Eckhard Tollkühn21. November 2002

Wenn Jupp Schmitz einem anderen Jupp Schmitz begegnet, dann findet er nichts dabei. Beide würden nie auf die Idee kommen, dem anderen diesen Namen streitig zu machen. Die Prominenz sieht das anders.

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Der Musikkritiker der Tageszeitung Atlanta Journal-Constitution staunte nicht schlecht, als er einen Brief von Bill Wyman, dem Ex-Bassisten der Rolling Stones aus London bekam. Das Erstaunen wurde noch viel größer, als er das Anliegen des Absenders erfuhr. Die Anwälte des Rockstars forderten den Journalisten nämlich auf, seinen Namen zu ändern, weil dieser mit dem ihres Mandanten identisch sei.

Nun ist der Journalist Bill Wyman ein alter Rolling Stones Fan und dachte zuerst an einen schlechten Witz. Aber da stand es schwarz auf weiß: Der Name Bill Wyman sei im Musikgeschäft ein Markenzeichen und dürfe deshalb von einem Musikkritiker nicht kopiert werden. Sollte er darauf bestehen seinen Namen beizubehalten, so müsse er seinem Namen einen sogenannten "Disclaimer" beifügen, einen Hinweis, der deutlich macht, daß Bill Wyman der Schreiber nichts mit Bill Wyman dem Rockstar zu tun hat. Anderenfalls müsse er mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.

Sollte also Bill Wyman von nun an seine Artikel mit dem Zusatz "nicht der Bill Wyman" oder "nicht der echte Bill Wyman" zeichnen? Unmöglich. Bei allem Respekt vor seinem Idol, das ginge zu weit. Bill Wyman griff zur journalistischen Recherche und fand etwas heraus, was die ganze Angelegenheit noch absurder macht. Der Bassguitarrist, der die Rolling Stones vor 10 Jahren verließ, um eine Solokarriere zu starten, heißt eigentlich gar nicht Bill Wyman. Sein wirklicher Name ist William George Perks. 1963 ließ er ihn in Bill Wyman umändern. Zwei Jahre nach der Geburt unseres Musikkritikers aus Atlanta, amtlich und christlich getauft auf den Namen Bill Wyman.

Er hat also diesen Namen zuerst getragen. Diesen Sachverhalt legte Bill Wyman aus Atlanta jetzt seinem Namensvetter aus London in einem freundlichen aber bestimmten Antwortschreiben dar. Er habe nichts dagegen wenn der Rockstar an diesem Namen festhalte, er hoffe auf eine friedliche Koexistenz. Jetzt wartet Bill Wyman auf die Antwort von Bill Wyman.

Offenbar sehen die Beatles diese Angelegenheit etwas gelassener als die Stones. Ich hatte in den 80er Jahren einmal einen Chef names John Lennon. Nach eigenem Bekunden hatten ihn die Rechtsanwälte des ermordeten gleichnamigen Beatles völlig unbehelligt als John Lennon durchs Leben gehen lassen.