1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Nobelpreis für die künstliche Befruchtung

4. Oktober 2010

Er gilt als Vater des Retortenbabys und hat nun den Nobelpreis für Medizin erhalten: der britische Forscher Robert Edwards. Er entwickelte die künstliche Befruchtung im Reagenzglas.

https://p.dw.com/p/PTu8
Die mikroskopische Aufnahme zeigt eine menschliche Eizelle, die in einem Dresdner Speziallabor zu Demonstrationszwecken injiziert wird (Foto: picture-alliance/dpa)
So funktioniert sie: die künstliche BefruchtungBild: picture alliance / dpa

Mit ihm hatte niemand gerechnet: dem 85-jährigen Robert G. Edwards. Er hat die höchste Auszeichnung für Mediziner erhalten, den Nobelpreis, wie das Komitee am Montag (04.10.2010) in Stockholm mitgeteilt hat. "Seine Erfolge haben eine Behandlung der Unfruchtbarkeit möglich gemacht", hieß es zur Begründung. Es handle sich "um einen Meilenstein in der Entwicklung der modernen Medizin".

Edwards' Arbeit sei auch für die Krebs- und Stammzellenforschung wichtig, sagte Aleksander Giwercman, Leiter der Reproduktionsforschung an der Universität von Lund in Schweden. "Viele Krankheiten, die wir als Erwachsene entwickeln, haben ihren Ursprung sehr viel früher im Leben, etwa während der Empfängnis." Der Nobelpreis für Medizin ist mit zehn Millionen Kronen (1,1 Millionen Euro) dotiert.

Schwangerschaft doch möglich

Der Medizinnobelrpeisträger 2010 Professor Robert Edwards (Foto: AP)
Viele verdanken ihm ihr Baby: Robert G. EdwardsBild: AP

Der 1925 in Manchester geborene Edwards ist emeritierter Professor an der Universität Cambridge. Bereits in den 1950er-Jahren begann er gemeinsam mit seinem 1988 verstorbenen Kollegen Patrick Steptoe an der Befruchtung im Reagenzglas - der In-Vitro-Fertilisation (IVF) - zu forschen. Dabei werden nach einer Hormonbehandlung der Frau reife Eizellen entnommen und anschließend mit den Spermien auf einer Glasschale zusammengebracht. Nach zwei bis drei Tagen werden diese befruchteten Eizellen der Frau wieder eingepflanzt. Die Methode ist höchst umstritten. Besonders die katholische Kirche hat sich gegen das Verfahren gewandt.

Dennoch konnten mit Hilfe von Edwards Forschungsarbeiten seither rund vier Millionen Paare Kinder bekommen, die oft viele Jahre vergeblich versucht hatten, Nachwuchs zu bekommen. Bei mehr als 90 Prozent waren die Ursachen für die Kinderlosigkeit körperlicher Natur. Warum das Komitee den Preis erst jetzt an Edwards verliehen habe, begründete Klas Kärre vom Stockholmer Nobelkomitee: "Wir wollen schon sicher sein, dass die betreffende Sache auch wirklich funktioniert, wenn wir den Medizin-Nobelpreis vergeben."

Das Baby aus der Retorte

Das erste Retortenbaby der Welt, Louise Joy Brown (Foto: AP)
Sie war das erste Kind aus der Retorte: Louise Joy BrownBild: AP

Das weltweit erste Baby, das durch künstliche Befruchtung gezeugt wurde, war Louise Joy Brown, die 1978 in Großbritannien zur Welt kam. Die heute 32-Jährige arbeitet als Postangestellte in Bristol und bekam 2007 ihr erstes eigenes Kind namens Cameron - gezeugt auf natürliche Weise.

Da Edwards und Steptoe ihre Methoden zunächst nicht preisgaben, verzögerte sich die Verbreitung der IVF. Das erste in Deutschland künstlich gezeugte Kind wurde erst im April 1982 geboren.

Noch mehr wissenschaftliche Erfolge

Der Nobelpreis wurde erstmals 1901 verliehen und geht auf den schwedischen Geschäftsmann und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel zurück. Nach seinem Tod stiftete er sein Vermögen, um die größten Errungenschaften für die Menschheit auszuzeichnen. Neben der Medizin gibt es weitere Auszeichnungen in den Disziplinen Physik, Chemie, Literatur und Verdienste für den Frieden.

Daher geht die Preisvergabe am Dienstag bis zum Ende dieser Woche weiter. Die Preisverleihung findet alljährlich am 10. Dezember statt, an Nobels Todestag. Der Träger des erst später gestifteten Wirtschaftsnobelpreises wird erst am 11. Oktober bestimmt. Diese Auszeichnung wurde 1968 von der Schwedischen Reichsbank im Einvernehmen mit der Nobel-Stiftung geschaffen.

Autor: Nicole Scherschun (dpa, rtr, ap)
Redaktion: Thomas Grimmer