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"Nicht vor dem Terror einknicken"

12. April 2017

Trotz der Sprengstoff-Attacke auf den BVB-Bus am Dienstag wird heute gegen AS Monaco gespielt. Sportliches Ziel der Dortmunder ist weiterhin der Einzug ins Halbfinale. Eine große Herausforderung für die BVB-Spieler.

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BVB-Trainer Tuchel mit Aubameyang auf dem Platz (Foto: picture alliance/Pressefoto Rudel/R. Rudel)
Bild: picture alliance/Pressefoto Rudel/R. Rudel

Keine 24 Stunden nach dem schockierenden Sprengstoffattentat auf den Mannschaftsbus ist Borussia Dortmund im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen AS Monaco gefordert. Die Begegnung wird am Mittwochabend (18.45 Uhr MESZ, ab 18.30 Uhr im DW-Liveticker) unter höchsten Sicherheitsmaßnahmen ausgetragen. Für die Spieler, die am Vormittag eine Trainingseinheit absolvierten, ist es eine Ausnahmesituation.

Hans-Joachim Watzke in Porträt (Foto: Getty Images/Bongarts/D. Mouhtaropoulos)
Hans-Joachim Watzke verteidigt die SpielansetzungBild: Getty Images/Bongarts/D. Mouhtaropoulos

"Es gab dazu keine Alternative, weil die Terminsituation zwischen Viertel- und Halbfinale nichts anderes zulässt", sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. "Es ist unsere Aufgabe, das zu verarbeiten. Das ist unser Job." Watzke richtete vor der Übungseinheit einige Worte: "Ich habe in der Kabine an die Mannschaft appelliert, der Gesellschaft zu zeigen, dass wir vor dem Terror nicht einknicken."

Schnell zurück zur Normalität

Die Spieler mussten und müssen sich mit der Extremsituation auseinandersetzen und sie möglichst schnell verarbeiten. Helfen sollte dabei, dass sich jeder im Umfeld des deutschen Vizemeisters darum bemühte, zügig ein Stück weit Normalität herzustellen. Während sich Innenverteidiger Marc Bartra im Krankenhaus von seiner Operation an der Hand erholte, versuchte der BVB mit Training, gemeinsamem Essen und einer Teamsitzung so etwas wie "Alltag" einkehren zu lassen. Trainer Thomas Tuchel war dabei als Psychologe gefragt. 

Seine Spieler verarbeiteten das traumatische Erlebnis zu Hause in ihren eigenen vier Wänden. "Man kann sich selbst vorstellen, ob die Mannschaft gut oder schlecht geschlafen hat", sagte BVB-Präsident Reinhard Rauball am Morgen. Im Laufe des Tages richtete das Team um Kapitän Marcel Schmelzer den Fokus, so gut es ging, auf das Spiel gegen den französischen Tabellenführer. Denn auch sportlich stehen Tuchel und Co. vor einer echten Herausforderung.

Trotz Rückkehrer ist Vorsicht geboten

Marc Bartra von Borussia Dortmund im Porträt (Foto: picture-alliance)
Marc Bartra wird bei dem Sprengstoffattentat verletztBild: picture-alliance

Die Generalprobe in der Liga ging ja mit der 1:4-Pleite beim FC Bayernziemlich in die Hose, doch Hoffnung sollte den Dortmundern ihre Heimstärke geben: Die BVB-Profis gewannen ihre vergangenen vier Viertelfinal-Heimspiele der Königsklasse. Auch in der laufenden Champions-League-Saison verloren die Schwarz-Gelben noch keines ihrer vier Spiele daheim und feierten dabei drei Siege. Der bei der Sprengstoffattacke verletzte Bartra ist nicht einsatzfähig, doch insgesamt hat sich das Lazarett ein wenig gelichtet.

Nachdem in München mit Marco Reus, Julian Weigl, Shinji Kagawa, André Schürrle, Erik Durm und Mario Götze sechs wichtige Spieler verletzt fehlten und Außenverteidiger Lukasz Piszczek geschont wurde, kehren zumindest Weigl, Kagawa und Piszczek gegen die Monegassen zurück. Außerdem könnte Reus nach längerer Verletzung für einen Joker-Einsatz fit genug sein - vielleicht als Überraschung sogar für die Startelf.

Dennoch muss sich Dortmund in Acht nehmen, denn mit dem AS Monaco kommt nicht irgendwer zu Besuch. Der Tabellenführer der Ligue 1 ist in blendender Verfassung. In 31 Begegnungen sammelte das Team von Trainer Leonardo Jardim 74 Punkte und schoss dabei 88 Tore. Zwar fällt der defensive Mittelfeldspieler Tiemoué Bakayoko wegen seiner Gelbsperre aus, und Außenverteidiger Djibril Sibidé muss aufgrund einer Blinddarmentzündung pausieren, doch ist das Team auch so brandgefährlich.

Mbappé und Falcao als Trümpfe

Kylian Mbappé von AS Monaco auf dem Platz (Foto: picture-alliance/dpa/MAXPPP/J. F. Ottonello)
Lieber zu Real Madrid, nach Barcelona oder England? Kylian Mbappé kann es sich im Grunde aussuchenBild: picture-alliance/dpa/MAXPPP/J. F. Ottonello

Besonders Top-Talent Kylian Mbappé versetzt Fans, Verantwortliche und Gegner regelmäßig in Erstaunen. "Er ist eine Maschine, ein kleines Wunder", sagte Trainer Lucien Favre von Monacos-Ligakonkurrent OGC Nizza der "Sport Bild". Aber nicht nur der ehemalige Gladbach-Coach ist verzückt. In Frankreich wird Mbappé aufgrund ähnlicher Anlagen und der Spielweise schon mit Stürmer-Ikone Thierry Henry verglichen. Der Weltmeister von 1998 gerät ebenfalls ins Schwärmen. "Er ist schnell, kräftig, dribbelt mit Verstand, benutzt sein Gehirn. Für mich ist das ein Zeichen dafür, dass jemand ganz weit kommt", lobte Henry. Ein weiterer Trumpf der Monegassen: Torjäger Radamel Falcao ist nach überstandener Verletzung pünktlich zum Spiel in Dortmund wieder fit.

Viel wird für den BVB davon abhängen, wie die Spieler die schrecklichen Ereignisse des Vortags verarbeitet haben und ob sie die Kraft aufbringen werden, sich auf den Fußball zu konzentrieren. Sollte man sich dann über Hin- und Rückspiel gegen die Monegassen durchsetzen, wäre es der erste Einzug ins Halbfinale der Königsklasse seit vier Jahren. Damals schaffte es der BVB, noch unter Jürgen Klopp, sogar ins Endspiel, das gegen den FC Bayern verloren wurde. Der AS Monaco stand zuletzt 2004 im Halbfinale der Champions League und erreichte ebenfalls das Finale. Genau wie Dortmund 2013 gegen die Bayern, zog das damals von Didier Deschamps trainierte Monaco gegen den FC Porto und José Mourinho den Kürzeren.