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New Orleans soll auferstehen

Daniel Scheschkewitz16. September 2005

"Eines der größten Wiederaufbauprojekte, die die Welt je gesehen hat", kündigte der amerikanische Präsident Bush in einer kämpferischen Rede an die Nation an. Konkrete Zahlen wurden noch nicht genannt.

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Bild: AP

Präsident George W. Bush hat in einer national ausgestrahlten Fernsehansprache aus New Orleans eine nationale Kraftanstrengung sondergleichen zum Wiederaufbau der Stadt und der von Hurrikan Katrian zerstörten US-Golfküste angekündigt. Er begann seine Rede vor der St. Louis-Kathedrale in der historischen Altstadt mit einem klaren Bekenntnis: "Alle, die die Zukunft dieser Stadt in Frage stellen, müssen wissen: Amerika ist ohne New Orleans unvorstellbar. Diese großartige Stadt wird auferstehen." Bush versprach, seine Regierung werde den von den örtlichen und staatlichen Behörden geleiteten Wiederaufbau großzügig und langfristig unterstützen.

Appell an die Nation

Er kündigte an, dass die Wiederaufbauarbeiten so schnell und effizient wie möglich ausgeführt würden. Der Staat werde die Evakuierten in Wohnungen unterbringen, Kosten für die Familienzusammenführung übernehmen und Schulgelder erstatten, Bauplätze zur Verfügung stellen und Geschäftskredite vergeben. "Die Arbeit, die in der Golfküstenregion begonnen hat, wird eine der größten Wideraufbaumaßnahmen, die die Welt je gesehen hat. Wenn die Arbeit erledigt ist, werden alle Amerianer darauf sehr stolz sein können. Und alle Amerikaner werden für diese gemeinsame Kraftanstrengung gebraucht."

Bessere Dämme

Bush apellierte an die Bevölkerung, weiter für die Opfer der Hurrikankatastrophe zu spenden und sich für den Freiwilligen-Einsatz beim Wiederaufbau zu melden. Er versprach neue Gelder für die Verbesserung des Deichsystems: Man werde in New Orleans "höher und besser" bauen.

Bislang hat der US-Kongress, auf Antrag des Präsidenten mehr als 60 Milliarden Dollar für den Katastropheneinsatz bereitgestellt. Die Kosten für den Wiederaufbau werden ein Vielfaches dieser Summe betragen und könnten leicht die Geamtkosten des Irakkriegs, also ungefähr 300 Milliarden US-Dollar erreichen.

Freies Bildformat: Präsident Bush bei seiner Fernsehansprache in New Orleans
Bush bei seiner Rede in New OrleansBild: AP

Das System war überfordert

Bush bekannte sich auch zu Fehlern, im Umgang mit der Hurrikankatastrophe: "Unser System war auf allen Ebenen der Regierungsverantwortung schlecht koordiniert und in den ersten Tagen überfordert. Es ist klar geworden, dass bei einer solchen Herausforderung die Regierung in Washington mehr Verantwortung tragen und die Armee eine größere Rolle spielen muss. Vier Jahre nach dem 11. September konnten die Amerikaner zu Recht einen effektiveren Katastropheneinsatz erwarten."

Für ein solches Versagen, so Bush weiter, trage er als Präsident die Verantwortung. Ebenso wie für die Lösung des Problems. Er kündigte eine Untersuchung der Fehler auf Kabinetts- und Kongressebene an. Bush räumte erstmals auch ein, dass in New Orleans ein Armutsproblem bestehe: "Wie wir alle im Fernsehen gesehen haben, gibt es in dieser Region tiefe anhaltende Armut. Dies hat historische Gründe, die in der Rassendiskriminierung zu suchen sind, die Generationen vom Chancenreichtum Amerikas ausgeschlossen hatte. Wir haben die Pflicht, gegen diese Armut entschlossen vorzugehen."

Nach einer neuen Meiungsumfrage des Fernsehsenders ABC sagen 54 Prozent Bush habe beim Krisenmanagment eine schlechte Figur gemacht. Unter der schwarzen Bevölkerung der USA sind sogar 81 Prozent dieser Meinung.

200 Milliarden

Unterdessen werden in New Orleans Teile der Stadt wieder für Geschäftsleute und Bewohner geöffnet. Bis zu 180.000 Menschen sollen ab dem 26. September in ihre Häuser zurückkehren können. Die Altstadt, die aus dem Hurrikan und der anschließenen Überflutung weitgehend unbeschädigt hervorging, soll dann auch wieder zugänglich sein.

Hurrikan "Katrina" ist nun auch offiziell der schwerste Hurrikan, der jemals das Festland der USA heimgesucht hat. Die Schäden könnte nach jüngsten Berechnungen 200 Milliarden Dollar erreichen. Bisher wurden in den betroffenen Bundestaaten mehr als 790 Tote registriert. Allein in Louisiana starben 585 Menschen.