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Neues Spitzenduo soll VW aus der Krise führen

7. Oktober 2015

Der bisherige VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch ist zum obersten Kontrolleur des tief in der Krise steckenden Autoriesen gewählt worden. Zusammen mit dem neuen Vorstandschef Müller soll ihm die Trendwende gelingen.

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Symbolbild Baustelle VW
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Mit dem neuen Führungstandem Hans Dieter Pötsch und Matthias Müller will Europas größter Autobauer Volkswagen in der weltweiten Abgas-Krise die Trendwende schaffen. Der 20-köpfige Aufsichtsrat wählte den Österreicher Pötsch am Mittwoch in Wolfsburg zu seinem neuen Vorsitzenden. Bereits in der vergangenen Woche hatte das Gremium den früheren Porsche-Chef Matthias Müller zum Konzernchef berufen. Pötsch löst den übergangsweise amtierenden Berthold Huber ab. Der frühere IG-Metall-Chef hatte den Posten im Frühjahr von Ferdinand Piëch übernommen. Der VW-Patriarch war nach dem verlorenen Machtpoker mit dem damaligen Vorstandschef Martin Winterkorn zurückgetreten.

"Es ist mir ein persönliches Anliegen, alles zu tun, damit die Vorgänge restlos aufgeklärt werden", versprach der bisherige Finanzvorstand am Mittwoch nach seiner Wahl zum Oberaufseher des Wolfsburger Konzerns. "Ich will meinen Beitrag leisten, damit das Vertrauen von Kunden, der Öffentlichkeit, Anlegern und Geschäftspartnern in Volkswagen wieder wachsen kann."

Pötsch bittet um Geduld

Pötschs bisherigen Posten als VW-Finanzchef übernimmt - ebenfalls wie erwartet - ab sofort der bisherige Vorstandsvorsitzende der VW-Finanztochter, Frank Witter. Der Aufsichtsrat folgte auch bei dieser Personalie den Empfehlungen seines Präsidiums. Wie zuvor schon der neue VW-Chef Müller bat auch Pötsch bei der Aufklärung der Abgas-Affäre um Geduld: "Mit Mutmaßungen oder vagen vorläufigen Sachständen ist aber niemanden gedient. Deshalb wird es noch einige Zeit dauern, bis gesicherte und belastbare Ergebnisse vorliegen und wir Sie umfassend informieren können." Vor VW lägen große Herausforderungen, betonte Pötsch. Der Konzern brauche Veränderungen bei den Strukturen, bei den Entscheidungsprozessen und in der Zusammenarbeit. "Darin sind sich alle Beteiligten einig. Das gehen wir gemeinsam an, und deshalb kann und wird Volkswagen gestärkt aus der aktuellen Krise hervorgehen", so Pötsch.

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Der neue Aufsichtsratschef Hans Dieter PötschBild: picture-alliance/dpa/Kay Nietfeld

Die Personalie war im Aufsichtsrat bis zuletzt umstritten. Nach Angaben aus Teilnehmerkreisen hatte Pötschs nach wie vor ungeklärte Rolle bei den bisherigen Verfehlungen für großen Gesprächsbedarf unter den Mitgliedern gesorgt. Am Ende setzte sich aber die Familie Porsche/Piëch mit ihrer Forderung zugunsten des 64-Jährigen durch. Für Pötsch muss auf der Kapitalseite des Aufsichtsrates Julia Kuhn-Piëch ihren Platz räumen. Die Nichte von Ferdinand Piëch war im Mai nach dessen Rücktritt übergangsweise in das Gremium aufgerückt.

Rückrufaktion soll ein Jahr dauern

Volkswagen steht vor einer gigantischen Rückrufaktion: Millionen Autos sollen nach dem Abgas-Skandal in die Werkstätten. Wegen des Skandals um manipulierte Abgastests müssen im schlimmsten Fall konzernweit elf Millionen Autos überholt werden. Laut Plan sollen im Januar 2016 die ersten Autos in die Werkstätten, kündigte VW-Chef Müller in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" an. Bis zum Ende des kommenden Jahres sollen dann alle betroffenen Autos überholt sein. VW könnte dafür sogar spezielle Werkstätten auf Zeit einrichten. Müller schloss aber auch nicht aus, manche Autos komplett auszutauschen, anstatt sie umzurüsten: "Das muss man im Einzelfall prüfen." Bis Ende 2016 soll die Rückrufaktion abgeschlossen sein.

Volkswagen hat dem Kraftfahrt-Bundesamt fristgerecht einen Zeit- und Maßnahmenplan zur Bewältigung des Abgas-Skandals vorgelegt. Das "umfangreiche Schreiben" sei am Mittwoch eingegangen, es werde darin von einer Rückrufaktion gesprochen, sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Abend in Berlin. VW plant demnach für die von Manipulationen betroffenen 2-Liter-Autos eine Software-Lösung, bei den 1,6-Liter-Motoren sei "mit großer Sicherheit" zusätzlich eine motortechnische Anpassung nötig. Das KBA benötige nun einige Tage Zeit, um die Pläne zu prüfen. Es werde dann "eine unabhängige Entscheidung über die von Volkswagen umzusetzenden Maßnahmen treffen und diese gegenüber Volkswagen anordnen", so Dobrindt.

zdh/uh (dpa, rtr)