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Neues Leben für Polio-Opfer in Indien

Murali Krishnan16. Januar 2014

Die Ausrottung der Kinderlähmung ist ein großer Erfolg der indischen Gesundheitspolitik. Für Millionen Menschen, die noch unter den Spätfolgen der Krankheit leiden, gibt es ebenfalls Hilfe - wenn sie davon erfahren.

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Polio-Patient in Delhi (Foto: DW)
Bild: DW/M. Kirshnan

Mohammad Hashmi ist aufgeregt. Mit Hilfe seiner Gehkrücke läuft er durch die Gänge der Polio-Abteilung des St. Stephen-Krankenhauses in Neu Delhi. Nachdem er bislang mit einem deformierten Bein gelebt hat, wird der 20-Jährige nun operiert. Hashmi wird ein Schienenapparat angepasst, der ihm das Gehen ohne Krücke ermöglichen soll. "Ich will nicht mit dem Stigma des Behinderten leben. Ich habe noch viel vor. Ich will in mein Dorf zurückkehren, studieren und etwas im Leben erreichen", erzählt Hashmi der Deutschen Welle.

Auch der Teenager Babi ist, wie Hashmi, in der Kindheit an Kinderlähmung erkrankt. Er hat schon drei Operationen an Knie und Hüfte hinter sich. In ein paar Tagen soll auch Babi mit einem solchen Schienenapparat versehen sein. "Ich bin sehr aufgeregt", sagt Babi. "In Indien sollen in den vergangenen drei Jahren keine neuen Polio-Fälle aufgetreten sein. Das ist sehr gut. Wenn ich früher geimpft worden wäre, wäre auch ich heute gesund." Aber es sei nun einmal Gottes Wille, fügt der Junge hinzu.

"Patienten auf eigene Beine stellen"

Die beiden sind bei weitem nicht die einzigen Patienten in der Polio-Abteilung des Krankenhauses. Denn sie ist die einzige Ambulanz in Indien, in der kostenlos korrigierende Operationen für Menschen mit Deformationen aufgrund einer Polioerkrankung durchgeführt werden.

Polio-Patient in Delhi (Foto: DW)
Auch der 17-jährige Babu hofft, dass er bald fast normal gehen kannBild: DW/M. Kirshnan

Dr. Mathew Vargese ist der Leiter der Orthopädischen Abteilung des Krankenhauses. Er behandelt etwa 200 solcher Fälle pro Jahr. Seit dem Ende der 1980er Jahre hat sich das Krankenhaus auf Wiederherstellungschirurgie spezialisiert, mehr als 7000 Kinder wurden seitdem behandelt. Die benötigten Schienenapparate und Stützen werden im Krankenhaus hergestellt, um Kosten zu sparen. "Ich möchte, dass diese Abteilung eines Tages leer ist", sagt Dr. Varghese der DW. "Bis dahin wollen wir mit unserer Behandlung die Patienten so weit wie möglich wieder auf eigene Beine stellen."

Fehlende Information über Hilfe

Dank einer massiven Impfkampagne unter Beteiligung einer gewaltigen Armee von Helfern konnte die Kinderlähmung in Indien ausgerottet werden. Dennoch leben noch viele mit den Folgen der Erkrankung: gelähmten beziehungsweise deformierten Gliedmaßen und gesellschaftlicher Ächtung.

Polio-Patient in Delhi (Foto: DW)
Etwa vier Millionen Inder sollen nach Schätzungen an den Folgen einer Polio-Erkrankung leidenBild: DW/M. Kirshnan

"Die Nachbarskinder haben sich über mich lustig gemacht. Ich habe jede Nacht geweint", erzählt die 17-jährige Uma der DW. "Ich konnte nicht gehen und ich wusste lange Zeit nicht, dass es medizinische Hilfe für mich gibt."

Uma unterzog sich einer sogenannten Osteotomie, wobei die deformierten Knochen in ihrem Knie neu ausgerichtet wurden. Nach ihrer erfolgreichen Operation haben sich an Polio Erkrankte aus ihrem Freundeskreis in Rampur im Bundesstaat Uttar Pradesh ebenfalls zu einer Behandlung entschlossen.

"Noch vor fünf Jahren entfielen die Hälfte aller neuen Polio-Erkrankungen auf Indien. Es ist ein großer Erfolg, dass es in den vergangenen drei Jahren keine neuen Fälle gab", sagt Dr. Varghese. "Aber ich hoffe auch, dass diese Patienten ein neues Leben beginnen können."