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Lust aufs Kino machen - das "neue" Frankfurter Filmmuseum

21. Oktober 2011

Filmliebhaber gehen so oft sie können ins Kino. Wer die Geschichte dahinter kennenlernen will, der kann sie im Filmmuseum erfahren, wo es mehr als alte Kameras und Requisiten zu sehen gibt.

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Wiedereröffnung des Frankfurter Filmmuseums (Foto: dpa)
Roter Teppich ins MuseumBild: picture-alliance/dpa

Interessiert man sich für Kunst, geht man ins Museum und schaut sich Gemälde an. Begeistert man sich für die Bühne, geht man ins Theater, als Opernliebhaber besucht man die Oper. Wenn man Filme liebt, geht man ins Kino. Oder in eines der sechs Filmmuseen in Deutschland, vier davon (Frankfurt, Berlin, Potsdam, Düsseldorf) sind 'richtige' Museen mit Ausstellungsräumen und allem was dazu gehört - die Häuser in München und Wolfen haben keine eigenen Ausstellungsräume, beschränken sich auf einen Kinobetrieb und Aufgaben wie Filmrestauration. Das älteste Filmmuseum der Republik in Frankfurt/Main wurde vor kurzem nach langer Umbauzeit wiedereröffnet.

Objekte aus der Frühzeit der Kinematografie

Blick in Ausstellungsraum des Frankfurter Filmmuseums (Foto: Deutsches Filminstitut)
Legendäres Ausstellungsstück: Die Blechtrommel von Schlöndorff/GrassBild: Deutsches Filminstitut

Auf mehreren Etagen in großzügiger Präsentation wird nun wieder Lust aufs Kino gemacht. Einerseits bietet das Haus all das, was es auch schon vor dem Umbau gezeigt hat, allerdings auf wesentlich mehr Quadratmetern: Kameras, alte Projektionsgeräte aus der Frühzeit des Kinos, Kostüme und Originaldrehbücher. Andererseits kann der Besucher nun aber auch Kino erleben: in einer Endlosschleife werden Ausschnitte aus Klassikern der Filmgeschichte gezeigt und in Beziehung zueinander gesetzt. Diese Projektion auf vier Leinwänden ist das neue Herzstück des Museums. Und es macht Lust aufs Kino.

Zusätzlich werden die Filminteressierten auch noch zur Mitarbeit aufgefordert. An kleineren Bildschirmen in verdunkelten Räumen kann man ganz praktisch nachvollziehen, wie Film funktioniert. Man kann Szenen schneiden, verschiedene Musiken mit Bildern kombinieren, seinen eigenen kleinen Kurzfilm montieren. Dieses Angebot ist sicherlich auch für ein jugendliches, nachwachsendes Publikum interessant - denn an ein solches wollen sich die Museumsmacher mit ihren neuen Angeboten in Zukunft stärker richten.

Das Kino im Wandel der Zeit

Filmraum im zweiten Teil der Daueraustellung Filmisches Erzählen (Foto: Uwe Dettmar / Quelle: Deutsches Filminstitut) Das Pressebild darf nur in Zusammenhang mit einer Berichterstattung über das Filmmuseum verwendet werden
Einblick in die Filmgeschichte - auf 4 LeinwändenBild: Deutsches Filminstitut

Denn auch sie wissen: Das Kino in seiner herkömmlichen Form ist inzwischen nur noch ein Angebot unter vielen in einer sich verändernden Medienwelt. "Das Filmmuseum hat heute eine komplett andere Ausgangssituation als vor fünfundzwanzig Jahren" sagt Maja Keppler vom Frankfurter Filmmuseum. "Damals war gerade einmal der Videorecorder für den Heimgebrauch eingeführt. Heute ist das bewegte Bild omnipräsent. Jeder kann die Medien kreativ nutzen. Diese neue Ausgangssituation muss ein Filmmuseum als Folie nehmen, um seine Inhalte zu vermitteln."

Dass das Kino kein aussterbendes Medium ist, merkt man an der Begeisterung, mit der sich die vielen Schulklassen und Jugendgruppen durch das Museum tasten. Der Film hat auch im zweiten Jahrhundert seines Bestehens nichts von seiner Faszination verloren - verändert haben sich nur die Rahmenbedingungen. Davon ist auch Hilmar Hoffman, legendärer Kulturdezernent der Stadt und Gründungsvater des Museums, überzeugt: "Das Kino wendet sich auch an jene Bürger, die keine ästhetische Vorbildung haben. Ein solches Museum leitet den Besucher vom populären Film zum ästhetisch-anspruchsvollen Film. Das ist die Aufgabe."

Internationale Verständigung

Blick in den ersten Teil der Daueraustellung Filmisches Sehen (Foto: Uwe Dettmar / Quelle: Deutsches Filminstitut)
Filmisches Sehen lernen - die neue Dauerausstellung des Frankfurter FilmmuseumsBild: Uwe Dettmar/Deutsches Filminstitut

Auf die anhaltende Popularität des Kinos setzt auch Bernd Desinger, der seit zwei Jahren das Filmmuseum in Düsseldorf leitet: Filmmuseen seien deshalb von außerordentlicher Bedeutung, weil kein Kulturprodukt so viele Menschen für sich gewinnen könne: "Kein Kulturprodukt sonst hat die Möglichkeit eine solch internationale Verständigung zu vermitteln, tiefe menschliche Erlebnisse zu vermitteln, verschiedene Gefühlslagen, schwierige Situationen, aber auch Freude. Das gibt es in keiner anderen Kunstform."

Und das kann man auch an den Besucherzahlen ablesen: die Filmmuseen in Deutschland erfreuen sich eines guten Zuspruches. Vor allem die Sonderausstellungen ziehen regelmäßig ein großes Publikum an, das aus allen Altersschichten besteht. Und das lässt sich dann auch gern zu einem Kinobesuch verführen - am besten im zum Museum gehörenden Filmtheater.

Autor: Jochen Kürten

Redaktion: Sabine Oelze