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Viel Hype um wenig

Jörg Brunsmann10. Juli 2008

Das neue iPhone kommt in die Läden. Anders als sein Vorgänger hat es nun auch jene Funktionen, die bei anderen Mobiltelefonen schon längst Standard sind.

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Funktioniert auch im Dunkeln: das iPhone, Quelle: AP
Funktioniert auch im Dunkeln: das iPhoneBild: AP

Der Applaus war ihm sicher; aber das kennt Steve Jobs, der Chef des Computerkonzerns Apple, eigentlich auch nicht anders. Als Jobs Anfang Juni – passend zum ersten Geburtstag des iPhones – die neue Version des Telefons ankündigte, da konnte er erneut einen Marketingsieg erringen: ob Zeitung, Radio, Fernsehen oder Internet – kaum jemand konnte sich der Nachricht entziehen.

Nichts Besonderes

Der Wirbel um das "iPhone 3G", das am Freitag (11.07.2008) in mehreren europäischen Ländern und in Japan in die Läden kommt, ist eigentlich erstaunlich. Denn es ist nichts anderes als ein Mobiltelefon, das auf der Höhe der Zeit mitschwimmen will. Und das heißt: Viele Funktionen rund ums Internet; mobiles Surfen und E-Mail-Empfang, ein Abgleich von Kalender und Kontakten mit dem PC; Multimedia-Funktionen wie Videos und Musik. So weit, so gut - aber eigentlich nichts Besonderes. Immerhin hat Apple den Anspruch in der obersten Liga der Mobiltelefonhersteller mitzuspielen und dort sind solche Funktionen inzwischen fast Standard; es gibt fast ein Dutzend Hersteller weltweit, die solche Telefone bauen können.

Ein Apple-Jünger wartet vor einem Laden in Tokio auf den Verkaufsbeginn, Quelle: AP
Ein Apple-Jünger wartet vor einem Laden in Tokio auf den VerkaufsbeginnBild: AP

Apple allerdings propagiert sich selbst immer als Kultfirma, und die Anhänger der Marke haben das längst akzeptiert. Und darum gibt es Applaus; auch wenn das neue iPhone sich gar nicht so sehr von der alten Version unterscheidet. Apple hat das Gerät eigentlich nur an die wichtigsten Trends der Zeit angepasst und ein paar neue Techniken eingebaut. So arbeitet das "iPhone 3G" beispielsweise jetzt auch mit UMTS, der schnellen Variante für das mobile Internet. Das alte iPhone kommt ohne diese Technik daher und war von vielen Experten daher bereits bei seinem Erscheinen als nicht zeitgemäß kritisiert worden.

Auf der Höhe der Zeit

Mit dem neuen iPhone fällt es nun auch leichter, Apple mit den Konkurrenz-Telefonen zu vergleichen; sagt Bettina Seute vom Onlinedienst teltarif. "Durch die neuen Funktionen, die es jetzt auch hat, sind wesentlich mehr Vergleiche zu anderen Modellen vorhanden", sagt sie.

Mit GPS kommt noch eine weitere Funktion neu hinzu. Freilich wird diese Technik inzwischen in immer mehr Mobiltelefone eingebaut; das iPhone ist damit nicht unbedingt Vorreiter, aber immerhin auf der Höhe der Zeit. GPS ermöglicht den Empfang von Satellitensignalen für die Navigation; einfach gesagt: Das Handy weiß, wo es sich gerade befindet. Zusammen mit dem Internet bietet diese Technik viele Möglichkeiten; so lässt sich zum Beispiel ermitteln, was es alles an Restaurants in der Nähe gibt oder wo sich die billigste Tankstelle befindet. Mit einem entsprechenden Programm kann das Handy einen dort natürlich auch gleich hinführen.

Billiger als bisher

Bleibt die Frage nach dem Preis: Auch hier hat sich einiges getan; das Gerät selbst ist billiger geworden und – was Apple bisher untersagt hat – die Mobilfunkfirmen dürfen das iPhone nun auch subventionieren und die Geräte damit verbilligt anbieten. Was allerdings bleibt, ist das größte Manko: Fast überall auf der Welt gibt es das iPhone nur zusammen mit einem Mobilfunkvertrag.

Steve Jobs, Quelle: AP
Steve JobsBild: AP

Zudem hat sich Apple – wo das rechtlich zulässig war – einen Exklusivpartner gesucht, so dass die Konkurrenz hier außen vor bleibt. In Deutschland wird das iPhone exklusiv von T-Mobile vertrieben; die Preise für einen Vertrag beginnen bei monatlich 29 Euro; zusammen mit Anschlussgebühr und dem Kaufpreis für das iPhone kommen so im Laufe der Mindestvertragslaufzeit von zwei Jahren immerhin knapp 900 Euro zusammen. Auch das muss man sich erstmal leisten können.

Wirklich enttäuscht werden dagegen manche Kunden sein, die sich erst kürzlich ein iPhone zugelegt haben. Denn auch sie haben einen Zwei-Jahres-Vertrag geschlossen, und aus dem kommt man nicht so einfach heraus. "Erst einmal muss der Vertrag schon sechs Monate laufen, bevor ich überhaupt die Option habe, zu wechseln", erläutert Seute. "Und wenn ich dann wechsle, muss ich pro Monat, der noch aussteht, 15 Euro bezahlen." Das könnten insgesamt bis zu 200 Euro sein. Trotzdem, so die Expertin, insgesamt ein faires Angebot; schließlich kommen ständig neue Handys auf den Markt und es nicht üblich, aus einem laufenden Vertrag auszusteigen, um das jeweils neueste Gerät zu bekommen. Die wirklichen Apple-Fans wird die "Strafgebühr" aber ohnehin nicht abschrecken; sie wissen seit langem: Auch Kult will bezahlt sein...