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Band 4 der Tagebücher von Martin Walser erschienen

29. August 2014

Seit über 60 Jahren schreibt der Schriftsteller Martin Walser Tagebuch, begonnen im September 1951. Damals war er 24 und noch unbekannt. Jetzt erscheint der vierte Band seiner Lebenserinnerungen: "Schreiben und Leben".

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Portrait des Schriftstellers Martin Walser, Foto: Patrick Seeger/dpa
Bild: picture-alliance/dpa

"Der Mensch ist ein Dichter. Und wenn er kein Dichter mehr ist, dann ist er auch kein Mensch mehr…", schreibt Martin Walser im April 1979 in sein Tagebuch. Sehr persönliche Zeilen, die damals nicht zu seinem literarischen Werk zählten. Drei Bände seiner Tagebücher sind bereits erschienen. Der erste beginnt mit dem Jahr 1951. "Noch kann mich niemand kennen. Ich bin noch nicht da," notierte er damals. Der neuste Band seiner Tagebücher kommt jetzt unter dem Titel: "Schreiben und Leben" auf den Buchmarkt.

Ständige Selbstanalyse

Dieser Band vier seiner Tagebücher umfasst auf 672 Seiten die Jahre 1979 -1981: Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland ist Helmut Schmidt, Theodor W. Adorno bereits zehn Jahre tot, Jürgen Habermas wird 50. Der Suhrkamp Verlag, der bis heute die Bücher von Walser veröffentlicht, befindet sich in ersten verlagsinternen Schwierigkeiten, die Suhrkamp-Autoren zwischen intellektueller Ermattung und künstlerischer Agonie. Der "Deutsche Herbst" 1977, mit den terroristischen Mord-Anschlägen der RAF, hat die Republik verändert, die eher links orientierten Intellektuellen sind stark verunsichert. Auch Walser, damals 42, schreibt resigniert 1979: "Je schwächer dein Dasein, desto stärkere Dosen brauchst du, um dich zu spüren."

In dieser Zeit bekommt Martin Walser, der am Bodensee zu Hause ist, den renommierten Schiller-Preis und danach den Büchner-Preis - eine große Ehre für den heute 85-jährigen Autor. Aber die öffentliche Anerkennung - auch außerhalb Deutschlands - steht in starkem Widerspruch zu seiner inneren Verfasstheit: "Ich würde vielleicht gern nicht weiterleben, wenn das Schreiben wirklich beendet wäre..", schreibt er resignativ. Der neu-erschienene Band gibt nochmal Aufschluss über diese politischen Umbruchjahre und die Reflexionen eines Schriftstellers, der die Entwicklungen des inzwischen wiedervereinten Deutschlands bis heute begleitet. Ab September beginnt Martin Walser seine aktuelle Lesereise.

hm/pg (Suhrkamp-Verlag/DW)