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Gefährliche Überfahrt

15. März 2011

Bei mildem Wetter und ruhiger See sind innerhalb von einem Tag über 1600 Bootsflüchtlinge aus Nordafrika auf der italienischen Mittelmeerinsel gelandet. Berichte über Opfer nach dem Sinken eines Bootes.

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Ein überfülltes Flüchtlingsboot erreicht Lampedusa (Foto: AP)
Gefährliche ÜberfahrtBild: AP

In der Nacht von Montag (14.03.2011) auf Dienstag kamen 21 Boote mit 1623 illegalen Migranten an Bord in Lampedusa an, darunter auch Frauen und Kinder. Das Aufnahmezentrum auf Lampedusa ist damit erneut überfüllt. Mildes Wetter und relativ ruhige See begünstigte die Überfahrt der Flüchtlinge. Nach Augenzeugenberichten kam es aber auch zu Bootsunglücken.

Boot vor Tunesien gesunken?

So berichteten fünf Augenzeugen, dass nach dem Sinken ihres Bootes vor der tunesischen Küste 35 Menschen vermisst würden. Die Überlebenden waren von einem anderen Flüchtlingsboot aufgelesen worden. In Tunesien konnten die Behörden den Bericht nicht bestätigen, allerdings erklärte ein Marinesprecher, dass ein Militärschiff auf dem Weg zur mutmaßlichen Unfallstelle sei.

Ein Schiff der italienischen Küstenwache begleitet ein Boot mit Flüchtlingen (Foto: AP)
Grenzkontrolle und SeenotrettungBild: AP

Die italienische Marine rettete zudem zahlreiche Menschen aus Seenot. In einem Fall nahm ein italienisches Kriegsschiff 129 Personen aus einem 15 Meter langen Boot auf, dessen Motor versagt hatte, und das unterzugehen drohte. Die Rettungsaktion dauerte drei Stunden.

Passagierdampfer abgewiesen

Die italienischen Behörden wiesen unterdessen den Passagierdampfer "Mistral Express" mit 1.715 Reisenden aus Marokko, Libyen und anderen afrikanischen Ländern in internationale Gewässer zurück. Nachdem das Schiff vor dem sizilianischen Hafen von Augusta aufgetankt worden war, eskortierte die Küstenwache es zurück in internationale Gewässer. Der Dampfer sei mit überwiegend marokkanischen Flüchtlingen vom libyschen Hafen Misurata aus in See gestochen, hieß es.

Flüchtlinge in dem Auffanglager von Lampedusa (Foto: dpa)
Kein Platz mehr im AuffanglagerBild: picture-alliance/dpa

Nach Angaben des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen sind seit der Absetzung des tunesischen Diktators Zine El Abidine Ben Ali am 14.01.2011 über 10.000 Menschen auf Lampedusa angekommen. Die meisten der Flüchtlinge hätten erklärt, dass sie nach Italien gekommen seien, weil sie dort Arbeit und bessere wirtschaftliche Möglichkeiten suchten, erklärte der UNHCR am Dienstag in einer Stellungnahme. Diese Migrationsströme seien allerdings "nicht untypisch für Transformationsländer."

Mehr Flüchtlinge als im ganzen letzten Jahr

Italienische Behörden erklärten, dass die Anzahl der Flüchtlinge, die Italien seit Januar erreicht hätten bereits jetzt die Anzahl aller Flüchtlinge des Jahres 2010 übersteigt. Mitte Februar hatten innerhalb weniger Tage mehr als 5600 Menschen aus Tunesien Lampedusa erreicht. Die Insel selbst zählt nur 4500 Einwohner. Das dortige Flüchtlingszentrum ist lediglich für 850 Menschen ausgelegt. Lampedusa ist 130 Kilometer von Tunesiens Küste entfernt.

Die rechtsextreme französische Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen besuchte Lampedusa am Montag, und erklärte dort, Europa könne nicht noch mehr Flüchtlinge aus Nordafrika aufnehmen.

Autor: Fabian Schmidt (AFP, epd, dpa)
Redaktion: Gero Rueter