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Afrika ans Netz

3. September 2010

Vor knapp zehn Jahren bekam Afrika sein erstes Tiefseekabel mit Verbindung nach Europa, um die digitale Kluft zu überwinden. Doch die digitale Revolution ist ausgeblieben. Nun gibt es neue Kabel - und neue Hoffnung.

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Zwei afrikanische Frauen in einem Internet-Cafe in Nairobi (Foto: apn)
Komfortables Surfen ist in Afrika noch die AusnahmeBild: AP

Für Michael Monnerjahn vom Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft gibt es keine Zweifel: "Es kann eigentlich nicht scheitern." Eine Internet-Revolution auf dem afrikanischen Kontinent werde kommen, so wie sie vor zehn, zwölf Jahren in Europa und den USA gekommen sei und vor fünf, sechs Jahren im Nahen Osten. Eine steigende Nachfrage treffe auf einen absolut unterentwickelten Markt - für Investoren sieht Monnerjahn da gute Geschäfte.

Aus für ein Seekabel-Monopol

Lange Zeit hatten Telekom-Unternehmen kein Interesse an Afrika: Nur zwei Prozent der weltweiten Investitionen in Seekabel gingen nach Afrika. Der ganze Osten mit Ländern wie Kenia, Tansania oder Mosambik konnte nur per Satellit ins Netz. Den Süden und Westen verband knapp zehn Jahre lang nur ein einziges Glasfaser-Kabel mit Europa: das Sat3/SAFE-Kabel. "Ziemlich enttäuschend", findet Klaus Gihr von der KfW Entwicklungsbank, was aus dem einstigen Hoffnungsträger geworden ist. Die Dienste, die Telefonmöglichkeiten, die Internetzugänge seien zwar qualitativ besser geworden, nach wie vor lägen die Preise aber weit über den Erwartungen.

Grafik zu afrikanischen Tiefseekabeln (Quelle: DW/Per Sander)

Doch nun gibt es EASSy (East Africa Submarine Cable System), ein Seekabel, das entlang der ostafrikanischen Küste verläuft und 21 afrikanische Länder mit dem Rest der Welt verbindet, erstmals auch Länder wie Äthiopien, den Sudan oder Eritrea. Und mit EASSy werde die Revolution nun wirklich kommen, behauptet Gihr. Mit 13 Millionen US-Dollar hat die KfW das Kabel mitfinanziert. Letzten Monat ging es in Betrieb. Während Sat3 die Preise für die lokalen Netzbetreiber hochgehalten habe, werde EASSy günstige Preise anbieten - schon allein deshalb, weil die Betreiber von EASSy zugleich die Kunden von EASSy sein werden, denn das Konsortium besteht zu 92 Prozent aus lokalen Telekom-Anbietern.

Preise sollen endlich sinken

Internet-Café in Nairobi (Foto: apn)
Internet-Café in Nairobi: 50 Mal teurer als in EuropaBild: AP

Für billigere Preise spricht auch der zunehmende Wettbewerb. Seit klar war, dass EASSy kommt, hätten sich auch andere Investoren getraut, sagt Gihr. Und manch einer hat sich nicht nur getraut, sondern EASSy kurz vor der Zielgeraden überholt: Im Sommer letzten Jahres kam Seacom, der erste Breitbandanbieter für Ostafrika, der schärfste Konkurrent von EASSy. Gihr glaubt zwar nicht, dass die Preise gleich europäisches Niveau erreichen können, sondern möglicherweise das Zwei- bis Dreifache betragen werden, schließlich gilt es, 235 Millionen US-Dollar Investitionskosten hereinzuholen. Trotzdem sei dies ein drastischer Preissturz, vor allem wenn man bedenke, dass der Zugang momentan bis zu 50 Mal teurer sei. Die Ärmsten der Armen, sagt Gihr, könnten sich allerdings selbst die billigen Preise nicht leisten.

Positive Veränderungen, die nicht unmittelbar den Preis betreffen, sieht Monnerjahn vom Afrika-Verein schon jetzt. Ruanda sei das beste Beispiel. Das Land verlege fleißig Glasfaserkabel im ganzen Land. Allerdings ist Ruanda damit Vorreiter, eher die rühmliche Ausnahme: In vielen Ländern würden die Hafen- und Hauptstädte angeschlossen, sagt Monnerjahn, "die restlichen Landesteile sind nach wie vor nicht am Netz".

Zukunftsmusik: Afrika mischt mit

Internet-Café in Mombasa, Kenia (Foto: apn)
Internet-Café in Mombasa: Die digitale Kluft soll überwunden werdenBild: picture-alliance / dpa

Gihr glaubt allerdings, dass das noch kommen wird. In der KfW träumt man davon, dass eine Bauerninitiative in Äthiopien sich gut im Netz informieren kann und dann die Weltmarktpreise mitdiskutiert, dass Studenten Zugang zu den Bibliotheken der Welt bekommen oder ein Programmierer aus Tansania seine Arbeit übers Netz auf dem Weltmarkt anbieten kann.

Seine größte Hoffnung schöpft Gihr aus der Erfolgsgeschichte des Mobilfunks. Den hätte sich vor zehn bis fünfzehn Jahren auch kaum jemand träumen lassen. Ein Großteil der afrikanischen Bevölkerung habe größtes Interesse an moderner Kommunikation, die Menschen dort verstünden ihre wirtschaftliche Bedeutung und ihre Bedeutung für Demokratie und Meinungsfreiheit - und sie wären bereit, einen erheblichen Anteil ihrer Einkünfte für moderne Kommunikation auszugeben.

Autor: Jutta Wasserrab
Redaktion: Henrik Böhme