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Neuer Ärger für Carlos Ghosn

22. April 2019

Japans Staatsanwaltschaft lässt nicht locker. Mit einer neuen Anklage stellt sie sicher, dass der frühere Automanager Carlos Ghosn in Untersuchungshaft bleibt. Doch seine Verteidigung gibt nicht auf.

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Carlos Ghosn Nissan Renault
Bild: picture-alliance/dpa/K. Miura

In Japan ist gegen den früheren Nissan-Chef Carlos Ghosn eine weitere Anklage wegen Veruntreuung erhoben worden. Das teilte das Bezirksgericht in Tokio am Montag mit - dem Tag, an dem die Frist für eine Anklageerhebung oder Freilassung endete.

Es ist mittlerweile die vierte Anklage gegen den früheren Top-Manager der französisch-japanischen Auto-Allianz aus Renault, Nissan und Mitsubishi. Ghosn wird vorgeworfen, Nissan über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren um fünf Millionen Dollar geschädigt zu haben. Er soll sich persönlich bereichert haben.

Das Bezirksgericht teilte mit, Ghosns Anwälte hätten eine Freilassung auf Kaution beantragt. Es hatte Mitte April Ghosns Haft um acht Tage verlängert, um der Staatsanwaltschaft Zeit für ihre Entscheidung zu geben. Bevor sie ihre neue Anklage erhob, hatte Nissan mitgeteilt, man habe Strafanzeige gegen Ghosn wegen persönlicher Bereicherung gestellt.

Ehemaliger Nissan Vorsitzender Carlos Ghosn mit Frau Carole Ghosn
Der in Japan angeklagte Carlos Ghosn mit seiner Ehefrau Carole vor wenigen Wochen nach einem Besuch bei ihrem AnwaltBild: Getty Images/AFP/K. Nogi

Geld für eine Luxusjacht?

Die Anklage stehe im Zusammenhang mit Zahlungen an einen Vertriebspartner im Oman, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Laut der neuen Anklage wird Ghosn vorgeworfen, eine Tochter von Nissan in den Vereinigten Arabischen Emiraten angewiesen zu haben, zehn Millionen Dollar an einen Vertriebspartner in Oman zu zahlen, so Kyodo.

Davon soll die Hälfte an ein Konto der zu Ghosn gehörenden libanesischen Investmentfirma Good Faith Investments geflossen sein. Ein Teil dieser Gelder soll dann an eine Firma seiner Frau weitergeleitet worden sein. Davon könnte unter anderem eine Luxusjacht für Ghosns Familie gekauft worden sein, berichtete Kyodo unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen weiter.

Der Druck wird noch einmal erhöht

Mit der neuen Anklageerhebung können die Strafverfolger den 65-Jährigen in Haft weiter verhören. Die Verteidigung wirft der Staatsanwaltschaft mit dieser in Japan üblichen Taktik vor, Ghosn unter Druck zu setzen, bis er am Ende einknickt.

Doch hat Ghosn deutlich gemacht, kein Geständnis unterzeichnen zu wollen. In einem kürzlich von seinem japanischen Anwalt veröffentlichten Video beteuerte er nochmals seine Unschuld. Der prominente Automanager sieht sich als Opfer einer Verschwörung.

Eine lange Haftstrafe droht

Die Anwälte von Carlos Ghosn kritisieren die erneute Haft als unmenschlich, da eine medizinische Behandlung von Ghosns chronischem Nierenleiden unterbrochen worden sei.

Im November vergangenen Jahres war Ghosn in Tokio wegen angeblichen Verstoßes gegen Börsenauflagen erstmals in Untersuchungshaft genommen worden. Zudem soll er private Investitionsverluste auf Nissan übertragen haben.

Der Ex-Manager war Anfang April wieder festgenommen worden, nachdem er erst Anfang März nach mehr als hundert Tagen Untersuchungshaft auf Kaution in Höhe von neun Millionen Dollar freigekommen war. Ihm droht in Japan eine mehrjährige Gefängnisstrafe.

dk/sti (dpa, rtr, afp)