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Neue Vorwürfe gegen FIFA-Chef Blatter

Stefan Nestler12. September 2015

Joseph Blatter steht neuer Ärger ins Haus. Der Noch-FIFA-Präsident soll vor zehn Jahren WM-Fernsehrechte an seinen Stellvertreter verkauft haben - zu einem Spottpreis.

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FIFA-Präsident Blatter. Foto: dpa-pa
Bild: picture-alliance/EPA/S. Schmidt

Joseph Blatter steht wieder einmal am Pranger. Der 79 Jahre alte Noch-Präsident des Fußball-Weltverbandes, der im Februar 2016 aus dem Amt scheidet, soll nach Informationen des Schweizer Fernsehen vor zehn Jahren TV-Übertragungsrechte für zwei Weltmeisterschaften weit unter dem Marktwert verkauft haben. Blatter habe den Vertrag mit seinem damaligen Stellvertreter, dem Chef der Karibischen Fußball-Union (CFU), Jack Warner, abgeschlossen und auch unterzeichnet, berichtet das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF). Danach soll Blatter die Übertragungsrechte für die WM 2010 in Südafrika für 250.000 US-Dollar und für die WM 2014 in Brasilien für 350.000 Dollar verkauft haben. Warner veräußerte die Fernseh-Übertragungsrechte zwei Jahre später nach Medien-Schätzungen für 15 bis 20 Millionen Dollar weiter.

Freundschaftspreis?

Der Deal werfe die Frage auf, ob das ein Freundschaftspreis gewesen sei oder ein kaufmännisch korrekt berechneter Preis, sagte die Rechtsprofessorin und Korruptions-Expertin Monika Roth in dem Bericht. Sie meinte, die Schweizer Bundesanwaltschaft müsse nun ermitteln. Die Behörde lehnte eine Stellungnahme an. Der Fußball-Weltverband erklärte, der Vertrag sei im September 2005 mit der CFU geschlossen worden: "Gestützt auf diesen Vertrag sollte die FIFA nicht nur eine fixe Lizenzzahlung, sondern auch eine Gewinnbeteiligung in der Höhe von 50 Prozent aller Unterlizenzeinnahmen erhalten. Der Vertragspartner CFU hat dann aber die Zahlungspflichten nicht erfüllt sowie diverse weitere Vertragsverletzungen begangen." Zu Warner wolle sich die FIFA nicht äußern, weil er in den USA unter Anklage stehe. Dem 72-Jährigen wird Korruption vorgeworfen. Die USA hatten Trinidad und Tobago ersucht, Warner auszuliefern. Er gehörte von 1983 bis 2011 der Exekutive des Weltverbandes an und war auch Präsident des Verbandes von Nord- und Mittelamerika (CONCACAF). Warner hat alle Anschuldigungen gegen sich zurückgewiesen.

Joseph Blatter mit Jack Warner 2003. Foto: dpa-pa
Joseph Blatter (r.) mit Jack Warner (2003)Bild: picture-alliance/dpa/M. Castillo

"Ungeschicktes Verhalten"

Mit Spannung wird eine Pressekonferenz am Montag in Zürich erwartet, bei der die höchsten Staatsanwälte der USA und der Schweiz Auskunft zum Stand ihrer Ermittlungen gegen die ehemaligen hochrangigen Fußball-Funktionäre geben. Die amerikanische Generalbundesanwältin Loretta Lynch und der Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber werden gemeinsam Rede und Antwort stehen. Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" wollen die US-Ermittler den Skandal um den 2001 pleite gegangenen FIFA-Vermarkter ISL/ISMM neu aufrollen. Die Firma hatte Schmiergelder von mehr als 100 Millionen Euro an Mitglieder des FIFA-Führungszirkels gezahlt. Es wurde gerichtlich festgestellt, dass Blatter davon wusste. Der FIFA-Chef wurde jedoch nicht belangt, weil dafür die Gesetzesvorschriften fehlten. Die FIFA-Ethikkommission bezeichnete Blatters Verhalten in der Affäre später lediglich als "ungeschicktes Verhalten".

Blatter: "Es gibt nur Korruption bei Einzelpersonen"

Blatter hatte nach dem schwersten Korruptionsskandal in der FIFA-Geschichte seinen Rückzug angekündigt. Er war vorher für eine fünfte Amtszeit wiedergewählt worden. Immer wieder erklärte Blatter, er habe mit dem Skandal nichts zu tun. "Ich weiß, was ich getan habe, was ich nicht getan habe. Ich habe mein Gewissen, und ich weiß, dass ich ein ehrenwerter Mann bin. Ich bin sauber", sagte Blatter noch kürzlich ein einem Interview des britischen Senders BBC. Es gebe keine Korruption im Fußball, es gebe Korruption bei Einzelpersonen.

Blatters Nachfolger wird am 26. Februar 2016 gewählt. Favorit auf den FIFA-Chefposten ist bislang der Franzose Michel Platini, derzeit Präsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA). Außerdem haben der Jordanier Ali bin al-Hussein und der Südkoreaner Chung Mong Joon ihre Kandidaturen angekündigt. Chancenlos sind wohl der frühere brasilianische Fußballstar Zico und der Verbandspräsident aus Liberia, Musa Bility. Interesse an einer Bewerbung signalisierte auch der Nigerianer Segun Odegbami.

sn/ck (dpa, sid)