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Verspäteter Riesenvogel

6. Mai 2008

Airbus-Chef Enders hat weitere Verzögerungen bei der Auslieferung des A380 nicht ausgeschlossen. Grund seien Probleme bei der Fertigung des Riesen-Jets. Großkunde Emirates bangt um seine Planungssicherheit.

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Airbus A380 von Singapore Airlines (27.10.2007, Quelle: AP)
Singapore Airlines hat schon einen - Emirates müssen wohl noch länger wartenBild: AP

Wenn es schlecht läuft, wird Airbus-Großkunde Emirates noch ein wenig auf seinen ersten Riesenflieger warten müssen. Wie Airbus am Dienstag (6.5.2008) in Toulouse bestätigte, ist Emirates über die laufende Überprüfung des Zeitplans unterrichtet worden. Die Airline reagierte verunsichert und bangt um seine Planungssicherheit.

Airbus-Produktionshalle bei Toulouse (Archiv, Quelle: DPA)
Die Massenproduktion läuft nicht wie geplantBild: dpa

Beim derzeitigen Übergang von der manuellen zur industriellen Fertigung werde geprüft, ob die Zahlen von 13 Auslieferungen 2008 und doppelt so vielen im kommenden Jahr gehalten werden können, sagte Airbus-Chef Thomas Enders dem Deutschlandfunk. Erst nach Abschluss der Untersuchung "werden wir sagen, was wir in diesem Jahr glauben leisten zu können, und was wir im nächsten Jahr glauben leisten zu können". Nach Angaben des Senders bezeichnete er den aktuellen Terminplan als "ambitioniert".

Schlechte Koordination in Hamburg und Toulouse

Es sei nicht gelungen, die Teile in Hamburg und an anderen Standorten so auszurüsten, um sie in Toulouse effizient zusammenzubauen. Noch heute seien 2000 Deutsche in Toulouse, um die Pannen zu korrigieren und den Zeitplan einzuhalten. "Es ist nachvollziehbar, dass das sehr kostspielig für das Unternehmen ist." Enders räumte ein, dass die Komplexität von Entwicklung und Fertigung des Großraumflugzeugs unterschätzt worden sei, insbesondere in Hamburg, wo Probleme bei der Verkabelung das Projekt verzögerten.

Der mit 58 Bestellungen größte A380-Kunde Emirates Airlines reagierte besorgt. "Wir werden in den kommenden Wochen wissen, ob unsere Auslieferungen betroffen sein werden", sagte Unternehmenschef Tim Clark am Dienstag der Finanznachrichtenagentur Zawya Dow Jones. "Wir erwarten im kommenden Jahr zwischen acht und zehn Auslieferungen. Weitere Verzögerungen wären sehr ernst, wir wollen keine Unsicherheit für unsere Pläne."

"Komplexität unterschätzt"

Die monatelangen Lieferverzögerungen hatten Airbus und seinen Mutterkonzern EADS in eine tiefe Krise gestürzt. Der Konzern musste mit einem rigiden Sparplan gegensteuern - samt Abbau von 10.000 Stellen. Der erste A380 wurde im Oktober mit 18 Monaten Verspätung an Singapore Airlines ausgeliefert.

Airbus-Chef Thomas Enders (16.6.2007, Quelle: AP)
Schließt weitere Verzögerungen nicht mehr aus: Airbus-Chef Thomas EndersBild: AP

Ein Grund für die möglichen Verzögerungen sei der Übergang von der "Handfertigung" zum industriellen Prozess. Dabei müsse das Unternehmen insbesondere die Elektrik in den Griff bekommen, erläuterte Enders. Auch Airbus-Konkurrent Boeing kämpft mit erheblichen Lieferverzögerungen bei seinem neuen Langstreckenjet B787 Dreamliner.

Vorgesehen ist laut Airbus, dass Emirates ebenso wie die australische Qantas noch in diesem Jahr ihr jeweils erstes Flugzeug erhielten. Zu sagen, es gebe eine "Warnung vor möglichen neuen Lieferverzögerungen", wäre aber "überinterpretiert", betonte Airbus in Toulouse. Airbus habe "nie einen Hehl daraus gemacht", dass das Hochfahren der Produktion ein "Meilenstein" und das A380-Programm "erst danach über den Berg" sei.

Verlagert Airbus weitere Werke?

Zu schaffen macht Airbus nach wie vor der starke Euro im Verhältnis zum Dollar. 10 Cent Veränderung im Wechselkurs bedeuteten im Ergebnis eine Milliarde Euro mehr oder weniger, berichtete Enders. Neben dem Sparprogramm Power 8 müsse das Unternehmen über weitere strukturelle Maßnahmen nachdenken, um Kosten zu senken - beispielsweise durch die Verlagerung von Produktion in Länder mit niedrigerem Kostenniveau.

Nach dem vorläufigen Scheitern von drei Werksverkäufen in Deutschland hat Airbus den Verkauf von zwei französischen Standorten auf den Prüfstand gestellt, wie Enders weiter sagte. Die Lösung könne jedoch nicht sein, noch einmal 5000 oder 10.000 Arbeitsplätze abzubauen. Mit dem derzeit laufenden Power 8-Programm ist der Abbau von 10.000 Stellen in der Verwaltung verbunden. Die französischen Airbus-Mitarbeiter haben mehrfach gegen die Verkaufspläne gestreikt, weil sie sich dadurch gegenüber ihren deutschen Kollegen benachteiligt fühlen. (mg)