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Erneut tragische Todesfälle bei NATO-Angriff

29. Mai 2011

Bei einem Nato-Luftangriff in Afghanistan sind 14 Zivilisten getötet worden, darunter zwölf Kinder und zwei Frauen. Es war einer der schwersten Zwischenfälle bei Angriffen der internationalen Truppen seit Monaten.

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Zwei Hubschrauber fliegen über karge Berglandschaft (Archivfoto: ap)
Die tödlichen Raketen wurden von einem Hubschrauber der ISAF abgefeuertBild: AP

Es sind vor allem Zivilisten, die unter dem Krieg in Afghanistan zu leiden haben. Das zeigte sich auch wieder bei einem tragischen Zwischenfall in der südafghanischen Provinz Helmand in der Nacht zu Sonntag (29.05.2011). Wie der Sprecher des Provinzgouverneurs, Daud Ahmadi, mitteilte, seien bei einem Angriff der NATO-Truppe ISAF fünf Mädchen, sieben Jungen und zwei Frauen getötet worden. Sechs Menschen seien verletzt worden.

US-Truppen seien im Bezirk Nawsad von Taliban-Kämpfern beschossen worden und hätten um Luftunterstützung gebeten, teilte der Sprecher mit. Hubschrauber seien daraufhin in den Einsatz geflogen, um den Soldaten gegen den Angriff der Aufständischen beizustehen. Dabei seien zwei Wohnhäuser mit Zivilisten beschossen worden.

Mann in Militärkleidung mit automatischem Gewehr steht vor zwei Frauen und einem Kind (Archivfoto: ap)
Etwa 2800 Zivilisten wurden im Jahr 2010 im Afghanistan-Konflikt getötetBild: AP

Ein ISAF-Sprecher erklärte, der Vorfall werde untersucht. Ein Untersuchungsteam habe sich bereits auf den Weg in die Region aufgemacht.

Zunehmender Zorn

"Mein Haus wurde mitten in der Nacht bombardiert und meine Kinder wurden getötet", sagte ein Angehöriger. "Die Taliban waren weit von meinem Haus entfernt, warum wurde es bombardiert?" Trauernde Männer hielten die in blutige Tücher gehüllten Leichen von Kleinkindern in ihren Armen, bevor sie sie auf der Ladefläche eines Lasters in die Provinzhauptstadt brachten.

In Afghanistan wächst der Zorn über den Tod von Zivilisten bei Luftangriffen der ausländischen Truppen. Allein in den vergangenen Tagen wurden bei Angriffen der NATO in Afghanistan nach örtlichen Behördenangaben mehr als 30 Zivilisten getötet. Zuletzt seien in der nordöstlichen Provinz Nuristan am Mittwoch 18 Zivilisten sowie 20 Polizisten irrtümlich getötet worden. Auch dort seien diese von den NATO-Soldaten mit Taliban-Kämpfern verwechselt worden.

Nach UN-Angaben wurden im Jahr 2010 im Afghanistan-Konflikt fast 2800 Zivilisten getötet. Für etwa 15 Prozent der Toten werden afghanische und ausländische Truppen verantwortlich gemacht, für den Großteil die Aufständischen aus den Reihen der Taliban.

Irrtümlich erschossen

Eine Woche zuvor war im Osten des Landes, in der Provinz Nangarhar, ein junges Mädchen während eines Einsatzes zur Gefangennahme eines Talibanführers getötet worden. Es sei weggelaufen und daraufhin erschossen worden, teilte die ISAF mit. Die Soldaten hätten fälschlicherweise angenommen, dass das Mädchen eine Waffe trage. Örtlichen Berichten zufolge handelte es sich um eine Zwölfjährige. Bei dem Einsatz, an dem sich auch afghanische Soldaten beteiligten, wurde zudem versehentlich ein Mann erschossen, der später als Polizist identifiziert wurde. Die Gefangennahme des Talibanführers gelang nicht.

Autor: Martin Schrader (afp, dpa, rtr)
Redaktion: Nicole Scherschun