1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Neue Spitze bei Frankreichs Rechtsextremen

16. Januar 2011

Fast 40 Jahre nach der Gründung von Frankreichs rechtsextremem Front National hat deren Vorsitzender Jean-Marie Le Pen sein Amt niedergelegt. Seine Tochter Marine wurde mit 68 Prozent zur neuen Vorsitzenden gewählt.

https://p.dw.com/p/zyF0
Jean-Marie Le Pen mit seiner Tochter Marine (Foto: AP)
Jean-Marie Le Pen hatte schon lange seine Tochter Marine in der Partei aufgebautBild: AP

Die rechtsextreme, französische Partei Front National hat zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine neue Parteiführung: Marine Le Pen wurde am Sonntag (16.01.2011) mit knapp 68 Prozent zur neuen Vorsitzenden gewählt. Sie folgt ihrem Vater Jean-Marie Le Pen, der nach fast vierzig Jahren sein Amt wunschgemäß an seine Tochter weitergeben konnte.

Bei ihrem Einzug in die Kongresshalle im westfranzösischen Tours wurde die Juristin von rund 2000 Anhängern frenetisch gefeiert. Auch landesweite Umfragen räumen Marine Le Pen hohe Sympathiewerte ein. Die 42-Jährige wird auch bei der Präsidentschaftswahl 2012 in Frankreich für die Front National antreten.

Porträt von Marine Le Pen (Foto: AP)
Marine Le Pen soll die Partei weiterführenBild: dapd

Jean-Marie Le Pen macht sich zum Opfer

Der 82-jährige Vater Jean-Marie Le Pen hatte sein Amt bereits am Samstag offiziell niedergelegt. In seiner Abschiedsrede auf dem Parteitag in Tours hatte er sich als Opfer der "Meinungspolizei" stilisiert. Der Parteigründer sagte, alle seine Äußerungen seien "verfälscht worden". Der Jurist Le Pen wurde mehrfach wegen rassistischer Äußerungen und der Verharmlosung von Naziverbrechen verurteilt, weil er beispielsweise die Gaskammern des zweiten Weltkrieges zu einem Detail der Geschichte erklärte. "Ich vertraue Ihnen das Schicksal unserer Bewegung an", rief er den Anhängern in Tours zu. Seine Rede machte deutlich, wie wenig sich die Partei in ihrer fast vierzigjähriger Existenz von ihren rechtsextremen Ansichten verabschiedet hat. So wurde auch ein Journalist des Fernsehsenders France 24 nach eigenen Aussagen gewaltsam von der privaten Abendfeier der Partei entfernt und vom Sicherheitspersonal misshandelt.

Tochter setzte sich bei Mitgliederbefragung durch

Le Pen erinnerte auch daran, dass er trotz gegen ihn erhobenen Rassismusvorwürfen in Präsidentschaftswahlen mehrfach zweistellige Ergebnisse erzielt habe. Sein Erreichen der Stichwahl im Jahr 2002 hatte einen Schock in Frankreich ausgelöst. Letztendlich verlor er dann aber gegen Jacques Chirac.

Die 42 Jahre alte Tochter Marine Le Pen, Anwältin, Europaabgeordnete und bislang stellvertretende Parteivorsitzende, konnte sich in der Mitgliederbefragung gegen Parteivize Bruno Gollnisch durchsetzen. Dieser bekam bei der Befragung gut 32 Prozent. Die rund 23.000 Mitglieder hatten im Vorfeld des Parteitags in Tours erstmals schriftlich abgestimmt.

Jean-Marie le Pen bleibt Ehrenpräsident

Jean-Marie Le Pen am Rednerpult (Foto: AP)
Le Pen konnte mit seinen ausländerfeindlichen Hasstiraden immer wieder punktenBild: AP

Jean-Marie Le Pen hatte die Front National fast 40 Jahre lang geleitet und sich immer wieder per Handzeichen zum Parteichef wählen lassen. Der 82-Jährige, der sich mehrfach wegen ausländerfeindlicher Äußerungen vor Gericht verantworten musste, soll Ehrenpräsident der Partei werden. Seiner Tochter Marine werden bei der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr bis zu 18 Prozent der Stimmen vorhergesagt.

Autorin: Annamaria Sigrist (afp, dapd, dpa)
Redaktion: Reinhard Kleber