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Bomben in Algerien

11. April 2007

Zwei Bombenexplosionen haben in Algerien mindestens 24 Menschen getötet. Zu den Anschlägen bekannte sich El Kaida. Die Attentate schüren Furcht vor einer Neuauflage des religiös motivierten Extremismus der 1990er Jahre.

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Selbstmordattentäter sprengten ihr Auto in die Luft, Quelle: dpa
Selbstmordattentäter sprengten ihr Auto in die LuftBild: picture alliance/dpa

Koordinierte Autobomben-Anschläge haben am Mittwoch (11.4.) in der algerischen Hauptstadt Algier mindestens 24 Menschen das Leben gekostet, 222 wurden verwundet. Die Sprengsätze detonierten vor dem Amtssitz von Ministerpräsident Abdelaziz Belkhadem, sowie vor einer Polizeiwache auf dem Weg zum Flughafen. Zu den offenbar von drei Selbstmordattentätern ausgeführten Angriffen bekannte sich die Terrororganisation El Kaida im Maghreb. Ein Sprecher des algerischen El-Kaida-Ablegers erklärte laut Fernsehsender Al-Dschasira in einem Telefonat, die Islamistengruppe stehe hinter der Tat. Im Internet verbreiteten die Islamisten Bilder der Attentäter.

"Feiger Akt"

Ministerpräsident Belkhadem, der nicht in seinem Büro war und unverletzt blieb, sprach von einem "feigen terroristischen Akt". Mit Verbitterung in der Stimme warf er den Islamisten vor, nicht auf ein Amnestieangebot der Regierung eingegangen zu sein: "Das algerische Volk hat ihnen die Hand gereicht, und sie haben mit einem Terroranschlag geantwortet." Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft verurteilte die Terrorakte aufs Schärfste.

Augenzeugen beobachteten einen Autofahrer, der sich mit seinem roten Wagen dem Amtssitz des Ministerpräsidenten näherte. Polizisten versuchten noch, ihn mit Schüssen zu stoppen, doch da explodierte das Fahrzeug, etwa 30 Meter vor dem Gebäude. Das Auto brannte völlig aus. Sechs Stockwerke des Gebäudes wurden erheblich beschädigt, die Fassade stürzte teilweise ein.

Bergung eines Opfers des Selbstmordattentats in Algier
Bergung eines Opfers der Selbstmordattentate in AlgierBild: picture alliance/dpa

Extremisten benennen sich nach El Kaida

Nach der Annulierung einer 1992 von Islamisten gewonnenen Parlamentswahl war das nordafrikanische Land in einen Bürgerkrieg gestürzt. Dabei kamen bis zu 200.000 Menschen ums Leben. Nach mehreren Amnestien für Untergrundkämpfer ebbte die Gewalt wieder ab, obwohl sie in der Bergregion um Algier niemals ganz endete.

Seit sich die fundamentalistische "Salafisten-Gruppe für Predigt und Kampf" im Januar in "El Kaida-Organisation für den islamischen Maghreb" umbenannte, haben die Gewalttätigkeiten wieder zugenommen. Die Gruppe hat sich zu einer Serie von Anschlägen auf Sicherheitskräfte und Ausländer bekannt und sich Gefechte mit Regierungstruppen geliefert. Am vergangenen Wochenende wurden bei Gefechten zwischen Islamisten und Regierungstruppen neun Soldaten und sechs Aufständische getötet. Die Islamisten griffen nach Angaben der Behörden eine Militärpatrouille im Wald von Zaccar an, 250 Kilometer westlich von Algier. Bei einem Bombenanschlag auf einen Bus mit Arbeitern einer russischen Firma kamen am 3. März vier Menschen ums Leben.

Bei Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften hatten sich am Dienstag im marokkanischen Casablanca drei Extremisten selbst gesprengt, ein vierter war von der Polizei erschossen worden. Außerdem kam Polizeikreisen zufolge mindestens ein Polizist ums Leben. (rri/sams)