1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Neue Corona-Variante aus Indien

Gudrun Heise
20. April 2021

Schon wieder gibt es eine neue Corona-Variante. Ihren Ursprung hat sie in Indien. Wie gefährlich sie ist, scheint noch unklar. Aber Sorgen bereitet B.1.617 auf jeden Fall.

https://p.dw.com/p/3sGZt
Illustration eine Coronavirus-Mutation
Bild: DesignIt/Zoonar/picture alliance

In Indien ist die Zahl der Neuinfektionen rasant gestiegen. Bei einer Gesamtbevölkerung von über 1,38 Milliarden Menschen werden mittlerweile etwa 270.000 Neuinfektionen pro Tag registriert. Ob und inwieweit die neue Variante B.1.617 für den schnellen Anstieg verantwortlich ist, kann noch niemand sagen, aber die Vermutung liegt nahe, dass es mit der neuartigen Mutation zu tun hat.

Welche Rolle spielen die Virusvarianten?

In vielen Fällen war eine neue Virusvariante beteiligt, wenn die Corona-Neuinfektionen in einem Land in die Höhe geschnellt sind. Einige Experten warnen bei der indischen Variante bereits vor einer Art Super-Mutation, die sich schnell verbreiten könnte, auch über Kontinente hinweg. Auch der SPD-GesundheitsexperteKarl Lauterbach warnte vor dieser sich besonders rasch ausbreitenden Variante: “In Indien bahnt sich eine Covid-Katastrophe an“. 

Bereits jetzt ist die indische Variante B.1.617 in anderen Ländern aufgetaucht. Dazu gehört Deutschland, aber auch Belgien, Großbritannien, die USA, Australien und Singapur. In Großbritannien etwa gab es laut britischem Gesundheitsministerium bereits 77 Fälle der indischen Variante.

Indiens Krankenhäuser aufgrund der COVID-19-Pandemie
In Indien sorgt eine neue Corona-Variante für SorgeBild: Debarchan Chatterjee/NurPhoto/picture alliance

Warum kann die indische Virusvariante gefährlich werden?

In der neuen Variante 1.617befinden sich zwei Mutationen des sogenannten Spike-Proteins. Es erleichtert dem gefährlichen SARS-CoV-2 quasi den Eintritt in den Körper und ermöglicht so eine Infektion. Und es kann sich möglicherweise schneller im Körper ausbreiten, weil es den Antikörpern, die das Immunsystem oder Impfstoffe gebildet haben, entkommen kann.

Es besteht die Gefahr, dass Menschen, die nach einer Corona-Infektion wieder genesen sind, aber auch Geimpfte weniger davor geschützt sein könnten, sich mit der indischen Variante anzustecken, als das bei anderen Varianten der Fall ist.

Besonderheiten der indischen Variante

Die Mutanten der indischen Variante tragen die Bezeichnungen E484Qund  L452R. Sie sind keine unbekannten Veränderungen. E484Q ähnelt E484K und tauchte bereits in der südafrikanischen Variante B.1.353 sowie in der brasilianischen P1 auf. In einigen Fällen konnte die Mutation auch in der britischen Variante B.1.1.7 nachgewiesen werden.

TABLEAU | Deutschland  | Coronavirus dritte Welle | Freising, Intensivstation
Die indische Variante des Corona-Virus hat sich bereits in Europa ausgebreitetBild: Lennart Preiss/AFP/Getty Images

Die Mutation L452R hingegen ist in der kalifornischen Variante B.1.429 zu finden. Sie konnte auch in einer Linie nachgewiesen werden, die in Deutschland zirkulierte.

Unterschiedliche Einschätzungen

Die WHO stuft die indische Variante als “Variant of interest” ein. Das heißt, sie wird beobachtet, aber von der Organisation zurzeit nicht als besorgniserregend angesehen. Auch Dr. Jeffrey Barrett, Direktor der Covid-19 Genomics Initiative am Wellcome Sanger Institute, gibt zu bedenken, dass sich die indische Variante in den letzten Monaten eigentlich nicht sonderlich verbreitet habe, dies mache es seiner Meinung nach wahrscheinlicher, dass sie nicht so übertragbar ist wie B.1.1.7. 

Etliche Wissenschaftler sehen das allerdings anders. Die Entwicklung scheint ihnen Recht zu geben. Im indischen Bundesstaat Maharashtra gehen mittlerweile über 60  Prozent aller Corona-Infektionen auf B.1.617 zurück. Das haben Genomsequenzierungen gezeigt. Gleichzeitig aber gibt die staatliche Gesundheitsbehörde zu Bedenken, dass die Zahl der durchgeführten Sequenzierungen noch zu gering sei, um klare und eindeutige Schlussfolgerungen ziehen zu können, ob der Anstieg der Infektionszahlen tatsächlich auf B.1.617 zurückzuführen ist.