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Neue Agentur soll Cannabisanbau kontrollieren

2. März 2017

Künftig wird es in Deutschland möglich sein, Cannabis legal anzubauen - allerdings nur unter staatlicher Kontrolle. Die zuständige Cannabisagentur wird heute in Berlin offiziell vorgestellt.

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Symbolbild Cannabis und Schmerztherapie in Deutschland
Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Hintergrund ist ein neues Gesetz, das Patienten den Zugang zu Cannabis auf Rezept erleichtern soll und das im Laufe dieses Monats in Kraft tritt. Demnach sollen die Krankenkassen künftig die Kosten für Cannabisarzneimittel übernehmen, wenn schwerkranken Menschen nicht anders geholfen werden kann. Bisher zahlen die Kassen nur in Einzelfällen für die Therapie.

Cannabis-Eigeananbau weiter verboten

Für den Erwerb von Cannabisblüten oder -extrakten "im Rahmen einer medizinisch betreuten und begleiteten Selbsttherapie" benötigen die Patienten zudem keine Ausnahmeerlaubnis durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mehr. Die Betroffenen können nach der Verordnung durch den Arzt ihren Medizinalhanf in der Apotheke bekommen.

Künftig will das BfArM den medizinischen Einsatz von Cannabis durch die bei ihm angesiedelte neue Cannabisagentur kontrollieren. Diese soll insbesondere den Anbau und Vertrieb der Hanfpflanze in Deutschland überwachen, indem sie Aufträge an Cannabisanbauer vergibt und die Ernten an Arzneihersteller, Großhändler oder Apotheken weiterverkauft. Weiterhin verboten bleibt der Eigenanbau von Cannabis durch Patienten.

Cannabisagentur darf keine Gewinne erwirtschaften

Durch die Cannabisagentur soll auch sichergestellt werden, dass nur Hanf "in pharmazeutischer Qualität" zu den Patienten gelangt. Gewinne darf die Cannabisagentur nicht erwirtschaften.

Niederlande Cannabis aus der Apotheke
Cannabis aus der ApothekeBild: picture-alliance/dpa/E. Oudenaarden

Los gehen kann der staatlich kontrollierte Cannabisanbau in Deutschland jedoch erst nach einem Ausschreibungsverfahren. Bis die ersten Ernten zur Verfügung stehen, soll die medizinische Versorgung mit Cannabis über Importe gedeckt werden. Weitere Einzelheiten zur Arbeit der Cannabisagentur wollen das Bundesinstitut und das Bundesgesundheitsministerium an diesem Freitag in Berlin vorstellen.

Cannabistherapie noch sehr selten

Derzeit verfügen 1020 Patienten über eine Ausnahmeerlaubnis zum Erwerb von Cannabis, zwei dürfen Hanf offiziell selbst anbauen. Die durchschnittlichen monatlichen Kosten für eine Cannabistherapie belaufen sich laut Angaben im Gesetzentwurf auf 540 Euro, in besonderen Fällen könnten sie bis zu 1800 Euro pro Patient betragen. Eingesetzt wird Cannabis unter anderem zur Behandlung von chronischen Schmerzen, Nervenschmerzen, bei grünem Star (Glaukom) zur Reduzierung des Augeninnendrucks, bei ADHS und dem Tourettesyndrom.

ww/se (afp, dpa)