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Nepalesen organisieren Erdbebenhilfe selbst

1. Mai 2015

Weil die offizielle Unterstützung stockt, setzen die Menschen in Nepal auf Eigeninitiative: Sie organisieren Hilfe für die Überlebenden. Tausende werden noch immer vermisst, darunter auch rund 1000 EU-Bürger.

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Ein junger Mann trägt einen Verletzten auf seinem Rücken (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/N. Shrestha

Zahlreiche Nepalesen packen aus Frust über die ihrer Meinung nach unzureichende Erdbeben-Hilfe des Staates nun selbst an. "Die Menschen in meiner Nachbarschaft haben beschlossen, etwas zusammenzustellen, weil sie von der Regierung enttäuscht sind", sagte ein Freiwilliger in Kathmandu. Die Gruppe benutze sein Büro im Stadtteil Sanepa, um Hilfsgüter zu sammeln und zu verteilen, darunter Zelte und Medikamente.

Auch die deutsche Hilfsorganisation I.S.A.R., die mit 52 Spezialisten im Einsatz ist, berichtet von Problemen, vor allem durch falsche Informationen über die Lage in den einzelnen Gebieten. So wüssten die Experten oft nicht, ob am Ort überhaupt Hilfe benötigt werde, bevor sie dort ankämen. Nepals Regierung räumte inzwischen ein, mit der Bewältigung der Katastrophe überfordert zu sein.

Sofortige Verbrennung

Nach dem Beben am vergangenen Samstag ist die offizielle Zahl der Toten auf mehr als 6200 gestiegen. Die Leichenhallen sind überfüllt. Die Regierung hat angeordnet, sterbliche Überreste sofort nach ihrer Bergung einzuäschern.

Tausende Menschen werden noch immer vermisst. Darunter sind nach neuesten Informationen auch rund 1000 EU-Bürger. Die meisten von ihnen seien zum Wandern im abgelegenen Langtang-Gebirge im Himalaja unterwegs gewesen, sagte die EU-Botschafterin in Nepal, Rensje Teerink, in der Hauptstadt Kathmandu.

Ein weiterer EU-Vertreter erklärte, die meisten der Europäer seien vermutlich wohlauf. Wegen des schwierigen Zugangs zu den abgelegenen Regionen gebe es jedoch keine Nachricht von ihnen.

2,8 Millionen Menschen sind nach Schätzungen obdachlos, mehr als drei Millionen brauchen Nahrungsmittelhilfe. Lokale Medien berichten, die Überlebenden seien mancherorts so verzweifelt, dass sie Lastwagen stoppten und sich die Hilfsgüter einfach nähmen.

Freiwillige bringen Essen in die Dörfer

Auf öffentlich zugänglichen Online-Plattformen sammeln Freiwillige Berichte von Menschen, die in Not sind. Wer etwas beitragen kann, ob Materialien oder Arbeitskraft, lässt es die anderen dann im Internet wissen. Freiwillige gehen umher und sammeln kleine Geldbeträge. Davon kaufen sie Essen, das in die umliegenden Dörfer gebracht wird.

Die Hoffnung, weitere Überlebende aus den Trümmern zu retten, schwindet nach Angaben des Büros für Katastrophenhilfe immer mehr. Am Donnerstag waren noch einmal zwei Überlebende gefunden worden, aber die Such- und Rettungsaktionen gehen allmählich zu Ende.

jj/uh (dpa, afp, rtr)