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Nachsitzen in Doha

8. Dezember 2012

Mit einer überraschend eindringlichen Rede hat der katarische Präsident des Klimagipfels in Doha zur Einigung aufgerufen. Er legte dem Plenum Kompromissvorschläge vor, über die nun weiter verhandelt werden muss.

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der stellvertretende katarische Ministerpräsident und Vorsitzende der Klimakonferenz, Abdullah Bin Hamad Al-Attiyah (Foto: rtr)
Bild: Reuters

Daraufhin wurde die Sitzung, die eigentlich schon am Freitag zu Ende gehen sollte, erneut unterbrochen. Nichtsdestotrotz mahnte der stellvertretende katarische Ministerpräsident und Vorsitzende der Klimakonferenz, Abdullah Bin Hamad Al-Attiyah, zur Eile. Es sei Zeit, das Vorliegende zu beschließen. Das Perfekte dürfe nicht zum Feind des Guten werden. Da die Delegierten langsam abreisten, müsse die Konferenz in den nächsten Stunden abgeschlossen werden: "Es ist Zeit für den Endspurt".

Al-Attiyah schlägt unter anderem vor, das Ende des Jahres auslaufende Kyoto-Protokoll zum Kampf gegen die Erderwärmung bis 2020 zu verlängern. Zudem soll die Entscheidung über eine größere finanzielle Hilfe für Entwicklungs- und Schwellenländer bei der Anpassung an die Klimaschutzziele auf nächstes Jahr verschoben werden.

Von den ursprünglichen Zielen weit entfernt

Kurze Nacht in Doha für Bundesumweltminister Peter Altmaier (Foto: BMU/ I. Strube)
Kurze Nacht in Doha für Bundesumweltminister Peter AltmaierBild: BMU/ I. Strube

Eigentlich wollte man bei dem Gipfel in der Hauptstadt Katars einen Weltklimavertrag vorbereiten, der 2015 beschlossen werden soll und 2020 in Kraft treten soll. Dieses Ziel könnte mit einer Verlängerung des Kyoto-Protokolls gewahrt bleiben. Allerdings liegen Industriestaaten sowie Schwellen- und Entwicklungsländer in den zentralen Fragen weit auseinander. Auch auf eine stärkere Eindämmung der Treibhausgase hatte man sich nicht einigen können.

Gipfel-Präsident Al-Attiyah gestand ein, dass die neuen Vorschläge nicht alle Themen lösen. In einer Nachtsitzung hatten Minister und Unterhändler um Kompromisse gerungen. Auch für Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU), der federführend an den Verhandlungen beteiligt war, war es eine kurze Nacht. Im "Beichtstuhlverfahren" mussten die Länder ihre Änderungswünsche bei ihm vortragen. Er bekam gerade einmal eineinhalb Stunden Schlaf. Altmaier zeigte sich verhalten optimistisch: "Seit gestern Abend Reihe von Verbesserungen, keine Verschlechterungen, aber noch ist nichts entschieden", twitterte er am Samstagmorgen.

Klimagipfel: Zeit für den letzten Kraftakt

"Bärendienst für den Klimaschutz"

Umweltverbände äußern sich jedoch entsetzt: "Der Doha-Gipfel geht besser ohne Einigung zu Ende als mit der Verabschiedung der vorliegenden Dokumente", sagte die Klimaexpertin des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Ann-Kathrin Schneider, in Doha. "Die Vorschläge sind so schwach, dass dem Klimaschutz ein Bärendienst erwiesen würde, würden sie so beschlossen." Auch Martin Kaiser von Greenpeace spricht von einer "großen Enttäuschung": In dem Papier gebe es für die kommenden drei Jahre keine konkreten Zusagen der Industriestaaten für die vom Klimawandel am stärksten betroffenen Länder.

Seit knapp zwei Wochen beraten Vertreter aus 194 Staaten in Doha im Emirat Katar über die nächsten Schritte im Kampf gegen den Klimawandel. Im Zentrum der Verhandlungen stehen Finanzzusagen zur Anpassung an den Klimawandel, ein Fahrplan für ein neues Klimaabkommen, das 2015 beschlossen und nach 2020 in Kraft treten soll, sowie die Verlängerung des Kyoto-Protokolls, das in wenigen Wochen ausläuft.

rb/ml (afp, dadp, dpa, rtr)