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Nach Steuerrazzia: DFB-Chef schweigt

4. November 2015

Nach der Steuerrazzia der Frankfurter Staatsanwaltschaft beim Deutschen Fußballbund steigt der Druck auf Präsident Niersbach. Bislang redet nur Vorgänger Zwanziger.

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DFB-Präsident Niersbach (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Fredrik von Erichsen

In der Affäre um die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 an Deutschland wird nach dem Großeinsatz von Staatsanwaltschaft und Steuerfahndung mit Spannung eine Reaktion von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach (Artikelbild) erwartet. Deutschlands höchster Fußball-Funktionär gilt als schwer angeschlagen. In Medien werden bereits mögliche Nachfolger gehandelt.

Am Dienstagmorgen hatten Ermittler neben der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt am Main auch die privaten Wohnsitze von Niersbach, seines Vorgängers Theo Zwanziger und des langjährigen DFB-Generalsekretärs Horst R. Schmidt durchsucht.

Bislang hat neben Zwanziger lediglich der DFB auf den Verdacht der Staatsanwaltschaft - Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall - reagiert. Der Verband versprach in einer Pressemitteilung, die Ermittlungen "vollumfänglich" zu unterstützen und betonte, selbst "nicht Beschuldigter des Verfahrens" zu sein.

Im Fokus: 6,7 Millionen

Es geht bei der Untersuchung um die Rückzahlung jener ominösen 6,7 Millionen Euro an den damaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus, die das deutsche WM-Organisationskomitee 2005 bewusst falsch als Beitrag zu einer Gala des Fußball-Weltverbandes FIFA getarnt hatte. Die Frage, wohin das Geld des Franzosen ursprünglich einmal geflossen ist, steht seit Wochen im Zentrum des gesamten Skandals und ist bis heute nicht geklärt.

Theo Zwanziger gibt eine Pressekonferenz (Foto: dpa)
Theo Zwanziger gibt eine PressekonferenzBild: picture-alliance/dpa/T. Frey

Zwanziger: Beckenbauer soll zahlen

Zwanziger forderte den DFB in einem Schreiben dazu auf, zu prüfen, die 6,7 Millionen vom damaligen Chef des Organisationskomitees (OK), Franz Beckenbauer, zurückzuholen. Für sich selbst erwartet der ehemalige DFB-Chef hingegen keine negativen Konsequenzen: "Ich weiß, dass ich die Wahrheit sage. Da ist nichts zu befürchten."

Der 70-jährige geriert sich seit Wochen als "Chefaufklärer" der Affäre. Im Magazin "Der Spiegel" hatte Zwanziger erklärt, die "Sommermärchen"-WM sei mit Hilfe von Zahlungen aus einer schwarzen Kasse nach Deutschland geholt worden.

Steuernachzahlung droht

Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft sind die 6,7 Millionen Euro vom OK 2005 beim Finanzamt zu Unrecht als Betriebsausgabe geltend gemacht worden. Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" werden in Kreisen des DFB nachträgliche Steuerforderungen in Höhe von 2,2 Millionen Euro für möglich gehalten, plus Zinsen seit 2006. Dies ergäben rund 3,5 Millionen Euro, so die "SZ".

Sollte der DFB diesen Betrag nachzahlen müssen, dann käme der Verband wahrscheinlich nicht umhin, die damaligen Verantwortlichen in Regress zu nehmen. Das wären in erster Linie Zwanziger und Schmidt, schreibt die Zeitung aus München. Sie hatten die Millionenzahlung an die FIFA freigegeben. Beide gehörten damals Beckenbauers OK an.

wl/sti (dpa, rtr, sueddeutsche.de)