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Politik

Nach Erdogan-Besuch: Kritik an DITIB wächst

1. Oktober 2018

Die Kölner Zentralmoschee ist eingeweiht und der türkische Präsident Erdogan wieder in seiner Heimat. Was bleibt? Der Streit mit dem türkischen Religionsverband DITIB.

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Deutschland Erdogan Besuch in Köln
Bild: DW/W. Glucroft

Nach der umstrittenen Moschee-Eröffnung mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Köln wird die Kritik an dem Islamverband DITIB immer lauter. Nicht nur die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), forderte den Verband auf, sich von der türkischen Regierung zu lösen. Auch Vertreter anderer Parteien verlangten einen Kurswechsel

"Wenn religiöse Verbände Teil von Deutschland werden wollen, müssen sie sich eigene Strukturen in Deutschland geben und können nicht Teil von Ankara bleiben", sagte Widmann-Mauz den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Und weiter: "Religionsstätten sollten dazu dienen, dass Menschen ihren Glauben ausüben können und nicht um Politik zu machen."

Die Ditib steht für "Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion" und ist der größte islamische Verband in der Bundesrepublik. Sie vertritt nach eigenen Angaben mehr als 960 formell selbstständige Mitgliedsvereine, deren religiöse, soziale und kulturelle Tätigkeiten sie koordiniert. Die Unabhängigkeit von DITIB vom türkischen Staat wird immer wieder in Frage gestellt.

Ein "Außenposten" Erdogans?

Formal ist der Verband ein unabhängiger deutscher Verein, doch werden die Imame in den DITIB-Moscheen von der türkischen Religionsbehörde Diyanet entsandt und bezahlt. Kritiker werfen DITIB deshalb vor, der verlängerte Arm Erdogans zu sein. Der hatte die Zentralmoschee der Türkisch-Islamischen Union in Köln am Samstag zum Abschluss seines dreitägigen Staatsbesuchs eröffnet.

SPD-Innenpolitiker Burkhard Lischka nannte den Verband denn auch einen "treuen Außenposten" Erdogans in Deutschland. Es lägen "gewichtige Hinweise dafür vor, dass DITIB willfährig Bespitzelungen von türkischen Oppositionellen in unserem Land vornimmt", sagte Lischka der "Welt". Damit verschärfe der Verband "in seiner heutigen Ausprägung Spannungen in unserer türkisch-stämmigen Bevölkerung und erweist allen Integrationsbemühungen einen Bärendienst".

Reker: "Vielleicht ein Wendepunkt"

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker forderte im "Kölner Stadt-Anzeiger", der Verband müsse "wieder eine stabile Verbindung in die Stadtgesellschaft aufbauen". Vielleicht sei die derzeitige Situation "nach all der enttäuschenden Entwicklung aber auch ein Wendepunkt", fügte sie hinzu. "Und der könnte dann der Beginn eines neuen Dialogs sein."  Reker hatte ihre Teilnahme an der Moschee-Eröffnung abgesagt, weil ihr nach eigenen Angaben zunächst eine Rede verweigert und dann erst am Vorabend zugesagt worden war.

Erdogan hatte Deutschland von Donnerstagabend bis Samstag besucht. Seine Gespräche mit Kanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatten nach jahrelangen Spannungen einer Wiederannäherung beider Staaten dienen sollen. Erdogan wurde aber mit harscher Kritik an mangelnder Rechtsstaatlichkeit und Pressefreiheit konfrontiert. Er wies dies zurück und warf Deutschland im Gegenzug vor, den Terrorismus zu unterstützen.

mm/rb (afp, dpa, kna)