1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Muslimbrüder: Armee verübt Massaker

27. Juli 2013

Die Muslimbruderschaft in Ägypten hat den Sicherheitskräften vorgeworfen, ein Massaker an Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi verübt zu haben. Mindestens 120 Menschen seien getötet worden.

https://p.dw.com/p/19F5N
Anhänger und Gegner des gestürztrn Präsidenten Mursi bewerfen sich in Kairo mit Steinen (Foto:REUTERS/Asmaa Waguih)
Bild: Reuters

Die Sicherheitskräfte hätten am Samstagmorgen gezielt auf die Mursi-Anhänger geschossen, erklärte ein Sprecher der islamistischen Muslimbruderschaft, die dem vom Militär am 3. Juli abgesetzten Präsidenten nahesteht: "Sie schießen nicht, um zu verletzen, sie schießen, um zu töten." Nach Angaben der Islamisten gab es nicht nur mindestens 120 Tote sondern zudem mehr als 4000 Verletzte.

Regierung spricht von deutlich weniger Opfern

Das ägyptische Militär und die Übergangsregierung wiesen in einer Erklärung die Anschuldigungen zurück und gaben die Zahl der Todesopfer zuletzt mit 65 an, die der Verletzten mit etwa 250. Die amtliche Nachrichtenagentur MENA berichtete, die Polizei sei auf der Straße zum Flughafen gegen steinewerfende Mursi-Anhänger vorgegangen. Dabei habe die Polizei aber nur Tränengas eingesetzt. Es seien zwar auch Schrotgewehre abgefeuert worden, doch sei unklar, wer dafür verantwortlich gewesen sei, so MENA weiter. Augenzeugen berichteten, Scharfschützen hätten von den Dächern der umliegenden Gebäude gezielt auf Demonstranten geschossen.

Vor dem Polizeieinsatz hatte die Regierung angekündigt, die Protestaktionen der Muslimbruderschaft zu unterbinden. Die Sitzblockaden von zehntausenden Mursi-Anhängern in Kairo würden "im Rahmen des Gesetzes" aufgelöst, sagte Innenminister Mohammed Ibrahim. Die jüngste "Gewaltorgie" sei auf eine "Provokation" durch die Muslimbrüder zurückzuführen, fügte Ibrahim an. Die Anhänger Mursis wollen erreichen, dass der gestürzte Präsident wieder in sein Amt eingesetzt wird. Am Freitag war die ohnehin angespannte Lage weiter angeheizt worden, als die Justiz eine zweiwöchige Untersuchungshaft gegen Mursi anordnete.

Ägypten: Streit über Opferzahlen

Die Muslimbruderschaft mobilisierte Hunderttausende ihrer Anhänger zu erneuten Protestaktionen. Gleichzeitig folgten ebenfalls Hunderttausende einem Aufruf des Militärs, zur Unterstützung ihres "Kampfes gegen den Terror" - gemeint sind die Islamisten - auf die Straße zu gehen. Hauptschauplatz der Kundgebungen der Mursi-Gegner war der Tahrir-Platz im Zentrum von Kairo. Hubschrauber kreisten im Tiefflug über den Demonstranten, die ihnen begeistert zujubelten. Feuerwerksraketen stiegen auf.

Ein Sprecher von Übergangspräsident Adli Mansur, der vom Militär eingesetzt worden war, wertete die hohe Mobilisierung als "Bestätigung für die Ablehnung des Terrors", wie die Agentur Mena meldete. Die Muslimbrüder hingegen erklärten, dass Zehntausende gegen den Umsturz demonstriert hätten sei der Beweis, "dass der blutige, militärische, faschistische Staatsstreich" abgelehnt werde, weil er "das Rad der Geschichte zurückdreht".

qu/wl/re (rtr,afp,dpa)