1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ein Korb von den Muslimbrüdern

16. Juli 2013

Nach neuen tödlichen Protesten schalten Ägyptens Islamisten endgültig auf stur: Sie lehnen sowohl Gespräche als auch eigene Kabinettsposten ab, solange der gestürzte Präsident Mursi nicht wieder in Amt und Würden ist.

https://p.dw.com/p/1986Q
Neue Proteste in Kairo (Foto: dpa)
Pro Morsi Demonstation Ägypten KairoBild: picture-alliance/dpa

In der Nacht zum Dienstag hatte die Muslimbruderschaft Zehntausende Anhänger auf ihrem Protestcamp vor der Raba-al-Adawija-Moschee im Stadtteil Nasr City versammelt. Ihr erklärtes Ziel: die Wiedereinsetzung Mohammed Mursis als Präsident. Die Gegner der Islamisten kamen gleichzeitig auf dem zentralen Tahrir-Platz sowie beim Präsidentenpalast zusammen, der nur wenige Kilometer vom Kundgebungsort der Muslimbrüder entfernt ist.

Krawalle und tiefe Spaltung in Ägypten

Nach Tagen des friedlichen Protests kam es in Kairo diesmal wieder zu blutigen Ausschreitungen. Die Polizei setzte Tränengas gegen Demonstranten ein, die eine wichtige Nilbrücke blockierten und Steine auf die vorrückenden Sicherheitskräfte warfen. Getötet wurden bei den nächtlichen Zusammenstößen zwischen beiden politischen Lagern und der Polizei nach Behördenangaben mindestens sieben Menschen. Rund 260 Personen wurden verletzt. Die Muslimbrüder warfen den Sicherheitskräften vor, mit scharfer Munition und Vogelschrot auf die Demonstrierenden gefeuert zu haben.

Unklar bleibt, wie die sieben Menschen starben. Sicherheitsbeamte teilten der staatlichen Nachrichtenagentur MENA mit, dass vier von ihnen bei der Sitzblockade an der Kairoer Universität getötet worden seien. Die Agentur meldete 17 verletzte Polizisten sowie die Verhaftung von rund 400 vermeintlichen Randalierern.

Zur Versöhnung eingeladen

Das Innenministerium teilte mit, es habe Vertreter aller islamischen Strömungen zu Schlichtungsgesprächen eingeladen, darunter auch die Muslimbrüder. Nur kurze Zeit später ließ Mohamed El-Beltagi, eine Führungsfigur der Muslimbrüder verlauten, diese Gespräche zur nationalen Schlichtung seien nichts als "Lügen". Solange der Militärputsch nicht beendet und Mohamed Mursi in das Präsidentenamt zurück berufen würde, gäbe es keine Einigung, sagte er Journalisten.

Sowohl der islamistischen Al-Nour Partei als auch der Partei der Muslimbrüder sind Kabinettsposten angeboten worden. Bislang lehnten beide Parteien eine Beteiligung an der Regierung ab. Al-Nour befindet sich noch in Gesprächen.

USA wollen in Ägypten unparteiisch sein

"Wir ergreifen nicht Position für eine bestimmte Persönlichkeit oder eine einzelne Partei", sagte der stellvertretende US-Außenminister William Burns in Kairo. Der Diplomat hält sich seit Montag zu Beratungen mit Vertretern der ägyptischen Interimsregierung, des Militärs und der Zivilgesellschaft in dem Land am Nil auf.

Adli Mansur William Burns bei ihrem Treffen in Kairo (Foto: reuters)
"Wir unterstützen Werte, nicht Parteien", so Burns (li.) vorsichtig diplomatisch in Kairo bei seinem Treffen mit Übergangspräsident Adli MansurBild: Reuters

"Ich bin nicht mit amerikanischen Lösungen gekommen, auch nicht, um irgendjemandem Vorträge zu halten. Wir werden nicht versuchen, unser Modell auf Ägypten zu übertragen", versicherte Burns vor Journalisten in der US-Botschaft. Er rief die Parteien im Land zum Dialog auf und forderte ein Ende der Gewalt. Zugleich appellierte er an das Militär, keine politisch motivierten Festnahmen vorzunehmen.

Ex-Präsident Mursi ist seit seinem Sturz durch das Militär am 3. Juli in Gewahrsam. Zudem hat die Staatsanwaltschaft zuletzt die Festnahme von sieben führenden Muslimbrüdern und Islamisten angeordnet. Die Behörde wirft ihnen unter anderem Anstiftung zur Gewalt während des Umsturzes vor. Die Muslimbrüder sind auch Mursis politische Heimat.

da/gri/wa (ap, rtr, afp, dpa)