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Mursi-Anhänger geben nicht auf

12. Juli 2013

Zum "Marsch der Millionen" strömen Anhänger des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mursi aus dem ganzen Land nach Kairo. Es werden neue blutige Zusammenstöße zwischen den Islamisten und der Staatsmacht befürchtet.

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Ägyptischer Islamist küsst Poster des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi (foto: AFP/Getty Images)
Bild: MARWAN NAAMANI/AFP/Getty Images

Der derzeit mächtigste Mann am Nil, Militärchef Abdel Fattah al-Sisi, ist für die islamistischen Demonstranten ein "Verräter" und "Putschist", ja sogar ein "Faschist". Ein nicht enden wollender Strom von Anhängern des Ex-Präsidenten Mohammed Mursi verlangt beim Aufmarsch in der ägyptischen Hauptstadt von den Generälen, dessen Sturz rückgängig zu machen. Die Rückkehr zu den alten Verhältnissen ist die wichtigste Forderung beim "Marsch der Millionen".

Die Massenkundgebung der Muslimbrüder nach den Freitagsgebeten birgt neuen Sprengstoff für den Machtkampf in Kairo. Die Gegner der Islamisten versammeln sich auf dem legendären Tahrir-Platz. Die Armee ist bereits wieder an den zentralen Plätzen und den Zufahrtsstraßen aufmarschiert. Zuletzt waren am vergangenen Montag mehr als 50 Menschen umgekommen, als Sicherheitskräfte auf Islamisten geschossen hatten, die vor einer Kaserne in Kairo demonstriert hatten.

Die US-Regierung forderte die ägyptischen Streitkräfte auf, willkürliche Festnahmen von Mitgliedern der islamistischen Muslimbruderschaft zu beenden. Diese seien nicht im Sinne des vom Militär und der Übergangsregierung ausgegebenen "Ziels der nationalen Versöhnung", sagte Außenamtssprecherin Jennifer Psaki. "Wenn die Festnahmen und politischen Inhaftierungen weitergehen, ist schwer zu sehen, wie Ägypten aus dieser Krise herauskommen soll."

Dauerproteste angekündigt

Das Militär hatte Mursi, den ersten frei gewählten Präsidenten in der Geschichte des Landes, vor etwas mehr als einer Woche entmachtet. Die Muslimbruderschaft, aus der auch Mursi stammt, spricht von einem "Putsch". Sie hat Kundgebungen und Dauerproteste angekündigt, bis der gestürzte Präsident wieder im Amt sei. Mit dem Verfassungsrichter Adli Mansur hat die Militärführung einen Übergangspräsidenten eingesetzt, der eine Interimsregierung bilden und das Land binnen sechs Monate zu Parlamentswahlen führen soll.

Gewaltsame Zusammenstöße bei einer Demonstration am 08.07.2013 in Kairo (Foto: Mahmoud Khaled/AFP/Getty Images)
Am Montag gab es 50 Tote bei Ausschreitungen in KairoBild: Mahmoud Khaled/AFP/Getty Images

Fußball-Saison abgebrochen

Die Unruhen im Land haben jetzt auch Auswirkungen auf den Sport. Die Saison der ersten ägyptischen Fußball-Liga wurde abgebrochen. Als Grund für die Entscheidung nannte der ägyptische Fußball-Verband am Donnerstag fehlende Sicherheitskräfte. Das Innenministerium, das für den Einsatz der Polizei zuständig ist, konnte für die anstehenden Spiele keine Einsatzkräfte mehr zur Verfügung stellen.

Der Spielbetrieb war bereits im Juni unterbrochen worden, als Kundgebungen für und gegen Mursi das Land erschüttert hatten. Schon die vergangene Saison war nicht zu Ende gespielt worden, nachdem am 1. Februar 2012 bei schweren Ausschreitungen im Stadion von Port Said 74 Menschen ums Leben gekommen waren.

Krawalle im Stadion von Port Said im Februar 2013 (Foto: Reuters)
Tödliche Krawalle im Stadion von Port Said im Februar 2012Bild: reuters

Weiter Finanzspritzen und militärische Hilfe der USA

Auch nach dem Sturz Mursis durch das Militär kann Ägypten weiter auf die Unterstützung der USA setzen. Die Regierung in Kairo begrüßte am Donnerstag die Einschätzung des US-Außenministeriums, die Herrschaft Mursis sei nicht demokratisch gewesen. Ägypten verbindet damit die Hoffnung, dass die jährlich 1,5 Milliarden Dollar an Hilfsgeldern unverändert fließen werden.

Davor hatten sich die USA mit der Einschätzung der Militäraktion gegen Mursi zurückgehalten. Würde die Absetzung des Präsidenten als Putsch gegen einen gewählten und demokratischen Präsidenten gewertet, so müssten die Hilfen an Ägypten nach US-Gesetzeslage eingestellt werden.

Die ägyptischen Streitkräfte können in jedem Fall mit der Lieferung weiterer F-16-Kampfflugzeuge rechnen. Nach Agenturangaben werden vier weitere Flugzeuge vermutlich noch im August ausgeliefert. Weitere acht könnten im Dezember folgen. Acht Maschinen sind bereits in Besitz der ägyptischen Luftwaffe.

gri/mak/sc (APE, dpa, afp, rtr)