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Nyusi: "Wir wollen eine friedliche Lösung"

António Cascais20. April 2016

Die Gewalt in Mosambik reißt nicht ab. Bei seinem Deutschlandbesuch spricht sich Präsident Filipe Nyusi im DW-Interview für ein friedliches Ende des Konflikts aus - und wirbt um deutsche Investoren.

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Mosambik Präsident Afilipe Nyusi im DW-Interview
Bild: DW/A. Cascais

DW: Herr Präsident, nahezu täglich hört man von bewaffneten Auseinandersetzungen in Mosambik. Die Angriffe gehen entweder von bewaffneten Anhängern der Oppositionspartei RENAMO oder von den mosambikanischen Sicherheitskräften aus. Kann man Mosambik überhaupt noch als sicheres Land bezeichnen?

Filipe Nyusi: Diese Frage können diejenigen am besten beantworten, die in Mosambik leben. Es leben auch viele Ausländer dort, auch sie könnten diese Frage gut beantworten. Ja, das Land ist größtenteils sicher, aber uns Mosambikanern reicht das nicht. Wir wollen mehr. Wir wollen, dass überall Frieden herrscht, damit die Wirtschaft wachsen und sich Mosambik entwickeln kann.

Es stimmt, dass es in einigen Gebieten Spannungen gibt, vor allem im Zentrum unseres Landes. Dort greift die RENAMO regelmäßig Fahrzeuge von Zivilisten an - sogar Passagierbusse, Krankenwagen und Lebensmitteltransporte. Diese Mörder werden natürlich von unseren Sicherheitskräften verfolgt. Zum Teil wurden Straßen zerstört, Lastwagen an der Weiterfahrt gehindert und anschließend angezündet. Es handelt sich aber nicht um einen offiziell erklärten Krieg, und die Auseinandersetzungen finden nur in einem bestimmten, klar eingrenzbaren Gebiet statt.

Was tun Sie als Präsident und was tut Ihre Regierung, damit eine friedliche, eine politische Lösung gefunden werden kann?

Wir sind entschlossen, eine friedliche Lösung zu finden. Das tun wir schon dadurch, dass wir alle fünf Jahre Wahlen abhalten. Wie Sie wissen, kann es bei Wahlen nur einen Sieger geben. Wir hatten internationale Wahlbeobachter im Land und darüber hinaus hat jede einzelne Partei den Wahlprozess kontrolliert. Das heißt, wir respektieren alle Praktiken und Regeln der Demokratie.

Die meisten Mosambikaner wollen Frieden. Wir sind von Natur aus ein sehr friedfertiges und tolerantes Volk. Wir sind fähig zur Aussöhnung. Deshalb appellieren wir an alle Bewaffneten, ihre Waffen niederzulegen. Nur die Sicherheitskräfte des Landes sollten Waffen tragen. Wir hoffen, dass unsere politischen Gegner endlich verstehen, dass Demokratie nur über den Dialog aufgebaut werden kann.

Sie sind vor allem mit dem Wunsch nach wirtschaftlicher Zusammenarbeit nach Deutschland gekommen. Was haben Sie mit Bundeskanzlerin Angela Merkel besprochen?

Wir sind auf Einladung der deutschen Kanzlerin hier. Unmittelbar nach unserem Wahlsieg (am 15. 10. 2014) haben wir die Einladung bekommen und haben diese erst jetzt wahrnehmen können. Wir pflegen schon seit 40 Jahren gute Beziehungen zu Deutschland. Diese Freundschaft hat mit der DDR angefangen, sich aber bald auch auf die Bundesrepublik ausgeweitet. Seit der Wiedervereinigung ist alles noch leichter geworden.

Angela Merkel empfängt Filipe Nyusi Foto: picture-alliance/dpa/R. Jensen
Nyusi setzt auf eine enge Kooperation mit DeutschlandBild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

Uns verbinden eine Freundschaft und der Wunsch nach Zusammenarbeit. Es passiert bereits einiges zwischen unseren beiden Ländern. Mit der Kanzlerin haben wir zunächst eine Bestandsaufnahme davon gemacht, was es jetzt schon an Zusammenarbeit gibt. Der Bildungs- und Ausbildungssektor ist so ein Fall. Wir arbeiten außerdem im Bereich der Dezentralisierung unseres Landes und in Landwirtschaftsfragen zusammen. Auch der Energiesektor ist ein Bereich, in dem Deutschland sehr stark ist. Wir sind also hier, um den Grad unserer Zusammenarbeit zu messen und zu bewerten.

Ich bin aber auch in Begleitung einer großen Unternehmerdelegation aus Mosambik gekommen. Es geht darum, in diesem Land Partnerschaften aufzubauen. Wir haben viel zu bieten: Mosambik ist ein großes Land. Wir haben Bodenschätze, wir haben Wälder, wir haben großes Potenzial im Bereich Tourismus. Und auch Deutschland hat viel zu bieten: Es gibt hier die notwendige Technologie und das Knowhow und es gibt Investoren mit Weitblick.

Filipe Nyusi ist seit 2014 der Präsident von Mosambik. Er reiste für zwei Tage nach Berlin, wo er unter anderem Angela Merkel und Joachim Gauck traf. Seine Partei, die FRELIMO, regiert Mosambik seit der Unabhängigkeit 1975. FRELIMO-Regierung und RENAMO-Opposition machen sich gegenseitig für die aktuelle Gewalt im Zentrum des Landes verantwortlich.

Das Interview führte António Cascais.