1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Morales-Schützling bei Präsidentenwahl vorn

18. Oktober 2020

Die Bolivianer haben über den künftigen Präsidenten abgestimmt. Knapp ein Jahr nach dem Rücktritt von Staatschef Evo Morales hat dessen politischer Ziehsohn Luis Arce gute Chancen, die meisten Stimmen zu erhalten.

https://p.dw.com/p/3k6uN
Luis Arce (M.) und seine Mitstreiter haben offenbar schon Grund zur Freude (Foto: Juan Karita/AP Photo/picture alliance)
Luis Arce (M.) und seine Mitstreiter haben offenbar schon Grund zur FreudeBild: Juan Karita/AP Photo/picture alliance

Der linksgerichtete Kandidat Luis Arce (Mitte) liegt bei der Präsidentschaftswahl in Bolivien Nachwahlbefragungen zufolge vorne. Laut einer in der Nacht veröffentlichten Befragung des privaten Fernsehsenders Unitel kommt Arce auf 52,4 Prozent der Stimmen - weit vor seinem Hauptrivalen, dem konservativen Ex-Präsidenten Carlos Mesa mit 31,5 Prozent. Damit hätte der Kandidat der Bewegung für den Sozialismus (MAS) und Schützling von Boliviens Ex-Präsident Evo Morales bereits in der ersten Runde die Abstimmung für sich entschieden.

Morales meldet sich aus dem Exil

Arce versprach in einem ersten Statement, das Land zu versöhnen. "Wir werden für alle Bolivianer regieren. Wir werden eine Regierung der nationalen Einheit aufbauen", sagte er. Arce betonte, er werde wieder sozialen Frieden herzustellen und "einen Prozess des Wandels ohne Hass" einleiten. Die konservative Interimspräsidentin Jeanine Añez gratulierte Arce bereits zum Wahlsieg. Auch Morales gratulierte seinem ehemaligen Minister aus dem argentinischen Exil und sprach von einem Fest der Demokratie. 

Ex-Präsident Carlos Mesa ist bei der Wahl der Hauptrivale von Luis Arce (Foto: Marcelo Perez del Carpio/dpa/picture-alliance)
Ex-Präsident Carlos Mesa ist bei der Wahl der Hauptrivale von Luis ArceBild: Marcelo Perez del Carpio/dpa/picture-alliance

Morales war nach einer von Manipulationsvorwürfen überschatteten Wiederwahl angesichts von Massenprotesten und unter dem Druck der Armee abgetreten. Er hatte als erster indigener Präsident Lateinamerikas Bolivien 13 Jahre lang regiert. 

Mit einem offiziellen Wahlergebnis wird erst in einigen Tagen gerechnet. Das Oberste Wahlgericht Boliviens hatte entschieden, dass es keine Schnellauszählung der Stimmen geben werde. Eine solche Auszählung am Wahltag 2019 hätte zu Unruhen geführt, hieß es zur Begründung.

Wahlpflicht bis zum 60. Lebensjahr

Insgesamt bewarben sich sechs Kandidaten um die Präsidentschaft. Sollte der 57-jährige Arce am Ende doch nicht mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten, müsste er am 29. November in eine Stichwahl gegen den 67 Jahre alten Ex-Staatschef Mesa.

Die 7,3 Millionen Wahlberechtigten bestimmten parallel zur Präsidentenwahl auch die beiden Kammern des Kongresses neu, in denen derzeit die MAS die Mehrheit hat. Wegen der Corona-Pandemie war der Urnengang bereits zwei Mal verschoben worden. Vor den Wahllokalen bildeten sich lange Schlangen. In Bolivien herrscht für Menschen bis zum 60. Lebensjahr Wahlpflicht. Vertreter der Europäischen Union und der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) stellten in ersten Reaktionen den friedlichen Verlauf des Urnenganges heraus. 

sti/haz/ml (afp, dpa, kna)