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Besseres Rating für Griechenland

2. August 2014

Es ist der berühmte Silberfaden am Horizont: Griechenland kann hoffen, wirtschaftlich bald wieder auf eigenen Füßen zu stehen. Politisch sieht das anders aus.

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Griechenland Athen Einkaufsstraße Konsum Shopping (Foto: imago)
Bild: Imago

Griechenland wird von der US-Ratingagentur Moody's wieder positiver beurteilt. Das Institut erhöhte die Einstufung für die Kreditwürdigkeit des Eurolandes am späten Freitagabend um zwei Stufen auf "Caa1". Der Ausblick ist "stabil", damit ist vorerst nicht mit Änderungen der Einstufung zu rechnen.

Zur Begründung führte Moody's den Fortschritt Athens bei der Konsolidierung der Staatsfinanzen an. Zwar werde die Staatsverschuldung in diesem Jahr mit 179 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) einen Höhepunkt erreichen, im kommenden Jahr dann aber sinken.

Europäer beraten im Herbst weitere Hilfen

Zuvor hatten bereits Daten zur griechischen Konjunktur für Optimismus gesorgt: Erstmals seit 2008 ist die Wirtschaft des Landes im zweiten Quartal 2014 um 0,38 Prozent leicht gewachsen. Die positiven Entwicklungen kommen bei vielen Griechen jedoch bislang nicht an: Noch immer liegt die Arbeitslosenquote bei 27 Prozent. Die Regierung hofft auf weitere Unterstützung der Euro-Länder.

Darüber wollen die Euro-Länder im Herbst beraten. Im Gespräch sind eine Verlängerung der Zahlungsfristen und noch niedrigere Zinsen. Bislang haben EU-Partner und andere Helfer Rettungspakete über rund 240 Milliarden Euro geschnürt, um das Land vor der Pleite zu bewahren. Das zweite Programm der Europäer in Höhe von 144,6 Milliarden Euro läuft in diesem Jahr aus. Die Regierung in Athen hat wiederholt deutlich gemacht, dass sie kein drittes Programm in Anspruch nehmen will, das mit weiteren einschneidenden Reform- und Sparauflagen verbunden wäre. Die Europäer haben es bislang offengelassen, ob sie finanziell noch einmal helfen würden.

Droht politisch eine Hängepartie?

Auch die Aussichten für die griechische Wirtschaft haben sich Moody's zufolge verbessert. Hintergrund seien eine zyklische Erholung und die Fortschritte bei den angegangenen Strukturreformen. Zudem habe die Regierung die Zinslast verringert und bei den Schulden die Rückzahlung in längere Laufzeiten umgeschichtet. Dies trage zur finanziellen Flexibilität bei und verringere die Refinanzierungsrisiken. Nach Berechnungen des Zentrums für Planung und Ökonomieforschung (KEPE) in Athen soll die Wirtschaft im Jahresvergleich 2014 um 0,6 Prozent wachsen. Motor des leichten Wachstums sei hauptsächlich der Tourismus, heißt es in dem Bericht, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Moody's erwartet dagegen ein geringeres Wachstum von 0,4 Prozent. Ministerpräsident Antonis Samaras rechnet mit mehr als 20 Millionen Touristen in diesem Jahr - etwa zehn Prozent mehr als 2013.

Europaparlament in Straßburg Rede Antonis Samaras 02.07.2014 (Foto: Reuters)
Sein politisches Überleben ist nicht gesichert: Ministerpräsident Antonis SamarasBild: Reuters

Auch wenn die Daten auf eine leichte wirtschaftliche Erholung hindeuten - politisch stehen schwere Zeiten bevor. Bis zum Frühling muss ein neuer Staatspräsident vom Parlament gewählt werden. Dafür gibt es jedoch derzeit keine Mehrheit. Sollte die Wahl scheitern, muss es Neuwahlen geben. Umfragen zeigen, der konservative Regierungschef Antonis Samaras und seine Koalitionspartner, die Sozialisten, könnten diese Wahlen verlieren. Das oppositionelle Bündnis der radikalen Linken, SYRIZA, könnte zwar siegen, am Ende aber ohne Mehrheit dastehen, was zu politischer Unsicherheit führen und weitere Reformen erschweren dürfte.

gmf/se (afp, dpa, rtr)