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Mit Lasern an die Weltmarktspitze

29. September 2010

Allen Widrigkeiten zum Trotz: Es gibt sie - ostdeutsche Firmen, die mit ihren Produkten Marktführer sind. Das Medizintechnik-Unternehmen Biolitec aus Jena gehört dazu.

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Quarzglasstab für die Fertigung von Lichtwellenleitern (Foto: DW/Lohmüller)
Quarzglasstab für die Fertigung von LichtwellenleiternBild: DW

Die Laune ist schnell dahin, wenn eine Frau an Po oder Oberschenkeln Cellulite, die berüchtigte Orangenhaut, entdeckt. Bei 90 Prozent aller Frauen tritt Cellulite früher oder später auf - selbst Superstars sind davor nicht gefeit. Aber es gibt Hoffnung! Denn das kleine Thüringer Unternehmen Biolitec hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich die gefürchteten Dellen auf der Haut wirksamer bekämpfen lassen. Dabei werde ein spezieller Wirkstoff durch viele kleine Einstiche in das Unterhautgewebe injiziert, sagt Wolfgang Neuberger, Chef von Biolitec: "Und dann wird mit Laserlicht oder Rotlicht bestrahlt. Und das verbessert das Erscheinungsbild deutlich."

Leider, muss Wolfgang Neuberger einräumen, werde aus der frohen Botschaft für viele unglückliche Frauen erst Ende des Jahres Wirklichkeit werden. Denn so lange wird das Zulassungsverfahren voraussichtlich in Deutschland dauern.

Das Innenleben eines medizinischen Lasers (Foto: DW/Lohmüller)
Das Innenleben eines medizinischen Lasers, der zwischen 20.000 und 100.00 Euro kostetBild: DW

Schonende Behandlung von Krampfadern

Biolitec entwickelt laufend neue Sonden und neue medizinische Laser, die noch wirtschaftlicher eingesetzt werden können. Dabei geht es vor allem um Laser mit neuen Wellenlängen und stärkerer Leistung. Bei der Laserbehandlung von Venenleiden beispielsweise ist das Unternehmen seit langem Marktführer: "Wir haben als einer der ersten damit begonnen, zum Beispiel Krampfadern und Venen mit dem Laser zu behandeln und hier sind wir also technologisch wirklich Spitze." Innerhalb von zwanzig Minuten, so Wolfgang Neuberger, könnten die Probleme beseitigt werden – auf eine für den Patienten schonende Art.

Vor knapp zehn Jahren kaufte Biolitec das Krebsmittel Foscan, das unter anderem gegen Kehlkopferkrankungen eingesetzt wird. Es reichere sich in den Krebszellen an, sagt Neuberger, und entwickele dort durch die Lichtaktivierung, also durch Laser, seine therapeutische Wirkung. Neben den drei Behandlungsmethoden gegen die Krebskrankheit – Operation, Chemo- oder Strahlentherapie – habe Biolitec somit einen vierten Therapiezweig aufgebaut. Darin stecke, so Unternehmenschef Neuberger, ein riesiges Potential.

Jena - ein guter Standort

Biolitec-Chef Wolfgang Neuberger (Foto: DW/Lohmüller)
Biolitec-Chef Wolfgang NeubergerBild: DW

Der gebürtige Österreicher Wolfgang Neuberger gründete das Unternehmen vor zwanzig Jahren. Mittlerweile gibt es zahlreiche Tochtergesellschaften und Verkaufsniederlassungen rund um den Globus und eigene Produktionsstätten in Europa, den USA und Asien. Haupt- und Verwaltungssitz ist Jena: "Wir haben seinerzeit Jena letztlich deshalb gewählt, weil sich dort schon aus Zeiten der DDR - und auch davor schon - einfach gute Voraussetzungen für die Entwicklung von pharmazeutischen Wirkstoffen und medizinischen Verfahren ergeben haben", sagt Neuberger und verweist auf Jenapharm, Zeiss, Jenoptik, die Universität und zahlreiche Institute.

Die Arbeitsbedingungen im thüringischen Jena seien sehr gut, sagt Neuberger, während die Infrastruktur doch noch etwas zu wünschen übrig lasse. So sei beispielsweise die Anbindung an große Flughäfen oder Hauptbahnlinien noch nicht optimal. In Jena befinden sich die Verwaltung, die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Biolitec. Produziert wird in den alten Bundesländern - in der früheren Bundeshauptstadt Bonn. Das sei eine Zufallsentscheidung gewesen, sagt Neuberger.

Rund 230 Mitarbeiter sind bei Biolitec beschäftigt – beispielsweise in Lettland, in den USA, in Indien, Dubai und Malaysia. Darunter Biochemiker, Physiker und Elektroniker. Arbeitskräftemangel gebe es nicht, so der Unternehmenschef. Und was den Standort Jena anbelange, sei es dort heute wesentlich leichter, gut ausgebildete Mitarbeiter zu finden als noch vor 20 Jahren.

Autorin: Monika Lohmüller

Redaktion: Henrik Böhme