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Provokation contra Plagiat

Li Xiegong7. August 2007

Mit den provokanten Worten bedruckte der deutsche Modedesigner Philipp Plein T-Shirts: als Protest gegen Plagiate. Tausende Chinesen fühlten sich durch die Aktion beleidigt, Plein erhielt sogar Morddrohungen.

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Chinesin verkauft gefälschte Markenhosen
Modedesigner sind auf gefälschte Markenkleidung schlecht zu sprechenBild: picture-alliance/dpa

Das provozierende T-Shirt-Design machte den Name Philipp Plein innerhalb weniger Tage tausenden Chinesen bekannt. Doch an diesem PR-Effekt konnte sich der 29-jährige deutsche Designer nicht lange erfreuen. Seine Idee, die Worte "F-U-C-K YOU CHINA" auf T-Shirts zu drucken, löste eine Wutwelle unter chinesischen Patrioten aus. Plein sagt, er sei auf die Idee gekommen, weil er von der Produktpiraterie ziemlich betroffen und genervt sei und so verhindern wollte, dass ein Produktpirat seinen Entwurf kopierte.

Um das Ganze noch ironischer zu gestalten, wurden noch die Worte "Manufactured in Europe, produced and designed by Philipp Plein" und eine chinesische Comicfigur unter das F-Wort gedruckt. Insgesamt wurden 100 solche T-Shirts angefertigt. Und bis jetzt ist tatsächlich noch keine Imitation des T-Shirts auf den Markt gekommen.

Der "Neo-Fashion-Nazi"

Es war ein großer Zufall, dass ausgerechnet ein chinesischer Student das T-Shirt mit dem provokanten Aufdruck in einem Bremer Modegeschäft entdeckte. Dieser machte seine Entdeckung umgehend in chinesischen Internetforen bekannt. Daraufhin begann eine Unterschriftenaktion gegen Philipp Plein, auf der er als "Neo-Fashion-Nazi" bezeichnet wurde. Eine Webseite gegen den Designer namens www.fuck-you-philipp-plein.net ließ auch nicht lange auf sich warten.

Rosa Philipp Plein-Tasche, Quelle: dpa
Die ist echt: Tasche von Philipp PleinBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Zahlreiche chinesische Internetseiten griffen den Fall auf und berichteten, in Deutschland würden offenbar Chinesen als Bürger zweiter Klasse angesehen. Das wollten diese sich nicht gefallen lassen, sie bombardierten die in der Schweiz ansässige Firma Philipp Plein International täglich mit Anrufen und E-Mails. Viele Anrufer brüllten einfach "Fuck you!" in den Hörer und legten dann auf. Philipp Plein und seine Mitarbeiter erhielten sogar Morddrohungen.

Zweifelhafte Ausreden

Unbestätigten Berichten zufolge versuchte ein Schreiben des Luxus-Labels den Aufdruck wie folgt zu erklären: "f.u.c.k.u.china" stehe für "the fascinating & urban collection: kiss you China". Doch für viele Chinesen hatte der Spaß bereits aufgehört. Die Erklärung galt als dumme Ausrede und provozierte noch mehr. Einige aufgebrachte Studenten riefen in China dazu auf, deutsche Waren zu boykottieren.

Doch die T-Shirt Affäre löste nicht nur einhellige Empörung aus, sondern zog auch diplomatische Auseinandersetzungen nach sich. Der chinesische Botschaftsrat für Wirtschaft forderte Plein auf, sämtliche noch im Handel befindliche T-Shirts zurückzurufen und umgehend zu vernichten. Plein sollte außerdem versichern, dass ähnliche Fälle in Zukunft nicht mehr passieren würden.

Pressekonferenz wegen Fotoshooting abgesagt

Nun sah sich Plein zum Handeln gezwungen, doch eine für Ende Juli in München anberaumte Pressekonferenz wurde kurzfristig abgesagt. Statt sich persönlich zu dem Vorfall zu äußern und in aller Öffentlichkeit zu entschuldigen, ließ Plein stattdessen seine Entschuldigung per Presseinformation mitteilen. Wegen eines wichtigen Fotoshootings sei für die Pressekonferenz keine Zeit mehr geblieben, erklärt Pleins Pressesprecher die Absage: "Fotografen, Models, etc. waren alle schon gebucht."

In der Presseinformation betonte Pleins, dass er zu keinem Zeitpunkt die Absicht gehabt habe, das chinesische Volk zu beleidigen. Der Aufdruck auf dem T-Shirt sei weder eine politische, noch eine rassistische oder diskriminierende Aussage. Nach Pleins offizieller Entschuldigung und Rücknahme des Restbestands vom Händler hat sich die Lage inzwischen beruhigt. Die Mitarbeiter der Mode-Firma können wieder normal arbeiten.

Gefälschte Louis Vuitton-Tasche, Quelle: AP
Beliebtes Fälschungsobjekt: Louis Vuitton-TascheBild: AP

Jährlich 300 Milliarden Euro Schaden durch Ideenklau

Doch bei all der Aufregung um das Designer-T-Shirt ist der ursprüngliche Auslöser für die Aktion fast in Vergessenheit geraten: Mittlerweile gilt China nicht nur als Weltfabrik Nr. 1, sondern auch als der größte Raubkopierer weltweit. Das Wort "Copyright“ verstehen viele Chinesen für sich als “Recht zum Kopieren”. Jährlich betragen die wirtschaftlichen Verluste wegen Produktpiraterie ca. 300 Milliarden Euro. Viele Branchen sind betroffen. Auch dem jungen Designer Plein macht der Ideenklau sehr zu schaffen. In der Pressemitteilung wies Plein daher noch einmal auf das Problem der Produktpiraterie hin, mit dem er zu kämpfen habe.