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Politik

Mit dem Klimasschutz auf Stimmenfang

Nina Werkhäuser
17. Juni 2017

Die Grünen dümpeln in den Umfragen bei nur sieben Prozent. Woran liegt das? Und wie kommen sie aus diesem Tief wieder heraus? Die Parteibasis hat dazu klare Ansichten. Nina Werkhäuser berichtet.

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Berlin Bundesparteitag Die Grünen climate first
Bild: Reuters/H. Hanschke

Sind die Themen der Grünen langweilig und irrelevant, wie Kritiker gerne behaupten? "Sogar das deutsche Bier ist in Gefahr", kontert Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt den Spott - eine Folge der Klimaerwärmung, die dem Hopfen und damit dem Lieblingsgetränk der Deutschen schade. Dass der Klima- und Umweltschutz bei den Grünen ganz oben auf der Agenda steht, finden die Delegierten des Wahlparteitags völlig richtig. "Das Thema Klimaschutz bewegt viele Leute, und sie trauen uns auf diesem Gebiet Kompetenz zu", sagt Peter Heilrath, der in München für den Bundestag kandidiert.

Berlin Bundesparteitag Die Grünen Peter Heilrath
Peter Heilrath, Delegierter aus München Bild: DW/N. Werkhäuser

Aber warum liegen die Grünen in den Umfragen dann nur bei sieben Prozent, obwohl Wahlforscher ihr Potenzial für größer halten? Die Grünen hätten ein Kommunikationsproblem, mutmaßt der Delegierte aus München. Sie hätten sich in einer "politisch-praktischen Routine" eingefunden und dabei den Kontakt zu den Menschen verloren. "Wir haben es bisher nicht geschafft, unsere Inhalte in Emotionen umzusetzen."

"Rote Linien setzen" 

Der 48-Jährige wünscht sich, dass die Kernforderungen der Partei zugespitzt werden, damit sie gut zu kommunizieren sind. "Rote Linien", also nicht verhandelbare Inhalte, müssten klar gezogen werden - und in möglichen Koalitionsverhandlungen nach der Wahl dann auch verbindlich gelten. Etwa die Forderung nach einer Ehe für alle, also auch für Schwule und Lesben, die die Grünen auf ihrem Berliner Parteitag in ihr Wahlprogramm geschrieben haben - ohne sie werde es mit den Grünen keinen Koalitionsvertrag geben. 

Berlin Bundesparteitag Die Grünen Moritz Heuberger
Moritz Heuberger, Bundessprecher der Grünen JugendBild: DW/N. Werkhäuser

"Wir müssen jetzt konkreter werden", fordert auch Moritz Heuberger, der Bundessprecher der Grünen Jugend. Wer die Grünen wähle, solle genau wissen, was er im praktischen Leben davon habe - etwa eine Mindestvergütung für Auszubildende. "Konsequenzen statt Tendenzen" nennt der 26-Jährige diese Strategie. Die Grünen dürften sich nicht davor scheuen, anzuecken und zu provozieren. Eine Partei, die immer nur der Mehrheitsgesellschaft gefallen wolle und sich zu oft verbiege, gebe am Ende ein verschwommenes Bild ab. Die Grünen dürften ruhig "mehr Diva und weniger Everybody's Darling" sein, meint Heuberger. Dann sei auch ein gutes Wahlergebnis drin. 

"Das Gespräch suchen"

Der Ausstieg aus der Atomenergie, die Mülltrennung, der Naturschutz - dass all das auch ein Verdienst der Grünen ist, gerät zuweilen in Vergessenheit. Vor 20 Jahren, sagt Susanne Hoffmann-Maier, habe sie sich noch "den Mund fusselig geredet" über grüne Ideen, die inzwischen Allgemeingut sind. Wenn die erfahrene Kommunalpolitikerin aus Hessen heute mit potenziellen Wählern spricht, erinnert sie daran - und nennt gleichzeitig die vielen Probleme, die im Umwelt- und Klimaschutz noch ungelöst sind. Hier sei Deutschland keineswegs ein Vorreiter, der Handlungsbedarf riesig.

Deutschland Parteitag der Grünen in Berlin Susanne Hoffmann-Maier
Seit 26 Jahren bei den Grünen: Susanne Hoffmann-MaierBild: DW/N. Werkhäuser

"Mit dem Thema Klimawandel - eine der Fluchtursachen - kann man viele Menschen erreichen", sagt Hoffmann-Maier. Aber dafür müssten die Grünen viel mehr als bisher das Gespräch mit den Menschen suchen. In der Vergangenheit seien sie zu oft "unter sich" geblieben. "Rausgehen, rausgehen, rausgehen", empfiehlt die Delegierte aus Hessen ihren Parteifreunden. Den Haustür-Wahlkampf, auf den die Führung der Grünen diesmal in großem Stil setzt, hält sie deshalb für eine gute Idee. "Dann sehen die Leute auch, dass wir keine versponnenen Mystiker sind."