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Mindestens 80 Tote bei Geiseldrama

20. Januar 2013

Nach dem Ende der Geiselnahme in der algerischen Wüste fängt nun die Suche nach Vermissten an. Mindestens 80 Menschen starben. Doch die algerische Regierung rechnet mit noch mehr Toten auf dem Gasfeld.

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Algerische Truppen bewachsen den Flugafen von In Amenas (Foto: AP)
Bild: dapd

Einen Tag nach dem blutigen Ende der Terroraktion fanden algerische Spezialeinheiten weitere 25 Tote in der Gasförderanlage In Amenas im Osten des Landes. Im algerischen Radio zeigte sich Kommunikationsminister Mohamed Said "sehr besorgt", dass die Zahl der Opfer weiter nach oben korrigiert werden müsse. Am Mittag war unter anderem noch das Schicksal von drei britischen und fünf norwegischen Geiseln unklar.

Nach einer ersten Bilanz der algerischen Regierung konnten sich 685 algerische Beschäftigte und 107 ausländische Mitarbeiter während des mehrtägigen Dramas selbst retten oder befreit werden. 32 islamische Extremisten waren nach diesen früheren Angaben getötet worden - die Zahl der toten Geiseln lag bei 23. Die Nationalitäten der Opfer sind aber weiter unklar. Laut dem britischem Premierminister David Cameron sind mindestens drei Briten ums Leben gekommen. Vermutlich gebe es drei weitere Tote, sagte Cameron. Zudem gebe es ein Opfer, das ohne britische Staatsbürgerschaft in Großbritannien gelebt habe.

Unterstützung für Algeriens Vorgehen

Unterdessen suchen norwegische Spezialisten auf dem Gasfeld nach fünf Vermissten aus dem eigenen Land. Nach wie vor bestehe Hoffnung, Betroffene lebend zu finden, teilte das Außenministerium im Rundfunksender NRK mit.

Nach anfänglicher Kritik am Vorgehen der algerischen Armee gab es nach Abschluss der Aktion viel internationale Unterstützung. US-Präsident Barack Obama machte die Geiselnehmer für das Blutvergießen verantwortlich. "Die Schuld an dieser Tragödie liegt bei den Terroristen, die sie verursacht haben", hieß es in einer schriftlichen Erklärung. Die USA arbeiteten weiterhin mit ihren Partnern eng zusammen, um die "Geißel des Terrorismus" in der Region zu bekämpfen.

Algerien: Blutiges Ende der Geiselnahme

Frankreichs Präsident François Hollande verteidigte die Befreiungsaktion ebenfalls. Bei einem Geiseldrama mit so kaltblütigen Terroristen, die zum Töten bereit seien, habe ein Land wie Algerien keine andere Wahl gehabt, sagte Hollande. Die Regierung in Oslo stellte sich ausdrücklich hinter die letzte Militäraktion. Norwegens Außenminister Espen Barth Eide sagte: "Wir haben Grund zu der Annahme, dass die algerischen Einsatzkräfte so lange mit ihrem Eingreifen gegen die Terroristen gewartet haben, wie das möglich war."

Langwieriger Kampf gegen Terrorismus

Der britische Regierungschef Cameron sagte einen langwierigen Kampf gegen den Terrorismus in Nordafrika und der ganzen Welt voraus und kündigte an, den derzeitigen G8-Vorsitz Großbritanniens zu nutzen, um gemeinsame Strategien zu finden. "Die Welt muss zusammenkommen, um auf diese Bedrohung aus Nordafrika zu reagieren", sagte Cameron.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle erklärte, dass unter den Geiseln keine Deutschen gewesen seien. Zugleich äußerte er Bestürzung über die vielen getöteten Geiseln. Die Geiselnahme zeige die Grausamkeit der islamistischen Terroristen. Es seien Terroristen, keine Freiheitskämpfer, betonte er.

Die Anlage In Amenas war am Mittwoch von schwer bewaffneten Islamisten besetzt worden. Am Donnerstag griff das Militär erstmals an. Vor der zweiten und letzten Erstürmung am Samstag sollen die Islamisten noch sieben ausländische Geiseln ermordet haben. Die Geiselnahme war offenbar seit Monaten für den Fall vorbereitet, dass Algerien dem Drängen Frankreichs nach Unterstützung im Mali-Krieg nachgibt.

GD/qu (dpa, afp, rtr)